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CEO Bruno Guggisberg: Engagiert, unbelastet und ohne Vorurteile ans WerkNeuer STS-Chef hat die operative Verantwortung bei der Spital STS AG übernommen

CEO Bruno Guggisberg: Engagiert, unbelastet und ohne Vorurteile ans WerkNeuer STS-Chef hat die operative Verantwortung bei der Spital STS AG übernommen

Auf Jahresbeginn hat Bruno Guggisberg seinen Job als CEO bei der Spital STS AG angetreten. Der 48-jährige hat nach einer KV-Lehre und einem Sprachaufenthalt in den USA 1989 den Abschluss an der HFW und 1995 den Abschluss als SIB-Controller gemacht. Bruno Guggisberg arbeitete von 1986 bis 1990 als Personalassistent im Engeriedspital in Bern, war anschliessend während sechs Jahren Leiter der Verwaltung der Kilchenmann AG und wechselte dann zu den Universitären Psychiatrischen Diensten (UPD) in Bern, wo er 2002 den Vorsitz der Geschäftsleitung übernahm. Im kommenden Sommer wird er die Ausbildung zum Executive MBA abschliessen. Er ist zweifacher Vater und wohnt in Münsingen. Wir trafen den Nachfolger von Beat Straubhaar zum Gespräch im Spital Zweisimmen.

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CEO Bruno Guggisberg: Engagiert, unbelastet und ohne Vorurteile ans WerkNeuer STS-Chef hat die opera

Jean-Pierre Beuret, Betriebsleiter Spital Zweisimmen, Bruno Guggisberg, CEO STS AG und Martina Gläsel, Standortleiterin Zweisimmen/Saanen im Gespräch: «Die Spitäler Zweisimmen und Saanen sind enger «vernabelt» als man denkt».

Welches waren die Gründe für die Annahme des Jobs als CEO bei der STS AG angesichts der nicht einfachen Ausgangslage?

Ich habe eine Standortbestimmung für mich gemacht (privat und beruflich) und mich entschieden, vor 50 nochmals eine Weiterbildung zu machen (MBA) und beruflich nochmals etwas Neues anzupacken. In 16 Jahren im Gesundheitswesen konnte ich sehr viel Erfahrung sammeln und mir ein grosses Netzwerk aufbauen. Für mich ist die Sinngebung bei einer Aufgabe sehr wichtig; diese ist im Gesundheitswesen hochgradig gegeben. Die Funktion CEO-STS AG ist zwar sehr anspruchsvoll und intensiv aber auch entsprechend interessant und spannend. Ich habe einen engen Bezug zum gesamten Versorgungsgebiet und bin der Meinung, dass die STS AG trotz der grossen Herausforderungen gut für die Zukunft gerüstet ist. Ich traue mir zu, einige entscheidende Faktoren mitzubringen, um diese dann auch meistern zu können.

Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?

Hier liegt vermutlich bereits einer der erwähnten entscheidenden Faktoren. Ich bin mir zwar meiner Rolle als CEO bewusst und trage entsprechend auch die Gesamtverantwortung. Im Grundsatz bin ich aber ein Team-Player: Für mich gibt 1+1=3 und nicht 2. Es ist meine Zielsetzung im Rahmen des Strategieprozesses eine Stossrichtung zu entwickeln, welche von der gesamten Geschäftsleitung mitgetragen wird – nur so wird man in Zukunft Erfolg haben können. Wie ich in einem Brief an die Mitarbeitenden erwähnt habe, ist für mich nebst dem Faktor Team auch die offene Kommunikation, die gegenseitige Wertschätzung und Respekt sowie die Vorbildrolle ganz wichtig. Niemand kann vom Umfeld etwas verlangen, was er nicht selber vorlebt. Ich werde mich gerne an diesen Werten messen lassen.

Gibt es Änderungen innerhalb der Organisation?

Die Hauptpunkte sind: Die vergrösserte Geschäftsleitung (inkl. Vertretung Simmental/Saanenland und Chefärzte) wird nun echt etabliert. Es wird eine Kommunikationsstelle geschaffen. Die COO-Funktion (Spitaldirektor) gibt es nicht mehr; die Chefärzte sind direkt mir unterstellt. Dazu wird ein Ressort Facility Management geschaffen. Die neuen Funktionen werden alle mit internen Personen besetzt. Nur die Stelle Kommunikation wird durch eine externe Person übernommen.

Sie konnten sich während sechs Monaten einarbeiten. Ihre ersten Eindrücke?

Erstens: Eine sehr hohe Leistungsbereitschaft bei allen Mitarbeitenden und eine grosse Identifikation mit der Spital STS AG, die im Simmental und Saanenland, wegen der schwierigen Situation, etwas weniger ausgeprägt ist. Zweitens: Das gute Arbeitsklima und die enorme Fachkompetenz in allen Berufsgruppen. Das Gesamtspital ist gut positioniert und hat Potential in Bezug auf Kommunikation, Kooperationen/Allianzen, Vereinheitlichung von Abläufen und Prozessen und natürlich in Bezug auf die Herausforderung im Simmental/Saanenland. Diese Thematik hat bei allen Betroffenen sehr viel Energie und Kraft gekostet; es ist an der Zeit, dass hier eine Lösung gefunden wird.

Wie verlief die Amtsübernahme von Ihrem Vorgänger?

Die sechs Monate waren sehr wertvoll – ich konnte mir ein gutes Bild von der STS AG und den wichtigen Dossiers machen und es bot mir die Möglichkeit, sehr viele persönliche Gespräche zu führen. Beat Straubhaar hat mich sehr unterstützt und mich in alle relevanten Geschäfte gut eingeführt. Insbesondere bei der Vernetzung im Versorgungsgebiet hat er mir sehr viele Brücken geschlagen. Wir konnten eine gegenseitig sehr wertschätzende Zusammenarbeit aufbauen. Für das alles bin ich ihm sehr dankbar.

Welche Rolle spielt die STS AG im Kanton?

Die STS AG ist im kantonalen Spitalumfeld gut positioniert und geniesst zu Recht einen sehr guten Ruf. Bei praktisch allen innovativen Projekten hat die STS AG mitgearbeitet. Entsprechend gut ist auch die Zusammenarbeit mit den Spitalverbänden und den Gesundheitsbehörden.

Ist eine Zusammenarbeit mit dem anderen oberländischen Spitalverband (Frutigen, Interlaken, Meiringen) geplant?

Persönlich kenne ich den neuen CEO von FMI (Urs Gehrig) gut und werde den Kontakt mit der FMI suchen. Sicherlich ist es eine gute Voraussetzung, dass es in Bezug auf meine Person und FMI keinerlei belastende Vorgeschichten gibt. Insofern sollte einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit nichts im Wege stehen. Was dies genau in Bezug auf die Versorgungsregionen und die Umsetzung der neuen Versorgungsplanung heisst wird die Zukunft zeigen.

Nun zum «Problemfall» Simmental/Saanenland. Der VR-Entscheid von Ende 2010 ist klar und relativ einschneidend. In Zweisimmen soll ein Gesundheitszentrum mit ambulanter und teilstationärer und mit stationärer Grundversorgung in Medizin, Chirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe entstehen, in Saanen ein Gesundheitszentrum mit ambulanter und teilstationärer Grundversorgung, sowie nach Möglichkeit ein stationäres Angebot in Kooperation mit einem privaten (orthopädischen) Anbieter. Wie gross ist der Spielraum?

In Bezug auf diesen Entscheid gibt es keinen Spielraum. Die Signale des Eigners sind klar und der VR hat abschliessend entschieden. Die Herausforderungen liegen nun in der Umsetzung, da mit diesem Entscheid zwar eine Richtung vorgegeben worden ist, die grossen Herausforderungen aber weiterhin vorhanden sind. Diese bestehen aus verschiedenen sich teilweise konkurrenzierenden Sachlagen: Ein gutes Versorgungsangebot (hohe Erwartungen), die Finanzierbarkeit (knappe Mittel), die organisatorischen Schwierigkeiten (Arbeitsgesetz), der Zeitdruck (Klarheit für alle Betroffenen), die dünne Vertrauensbasis der Parteien (nach dreijährigem Prozess).

Wie ist das weitere Vorgehen für Zweisimmen?

Das Vorgehen für Zweisimmen und Saanen ist im Prinzip identisch. Wir diskutieren im Moment intensiv, wie wir den Angebots-Erarbeitungsprozess organisieren. Wir wollen versuchen, die wichtigsten Anspruchsgruppen zu involvieren, müssen aber gleichzeitig den Faktor Zeit im Auge behalten. Die Suche nach Lösungen im Simmental/Saanenland ist eine von vielen strategischen Fragestellungen der STS AG. Im Rahmen des Gesamt-Strategieprozesses (Januar bis Juni 2011) sollen diese Fragen beantwortet werden. Der Fahrplan ist sehr sportlich – wir werden jedoch alles daran setzen, ihn einhalten zu können. Vorbehältlich des VR-Entscheides könnte der Fahrplan so aussehen: Januar: Entscheid über das Prozedere und die Rahmenbedingungen; Februar/März: Angebots-Erarbeitung; April/Mai: Umsetzungs-Planung; Juni: Beschlussfassung; Zweites Semester:Start der Umsetzungsarbeiten.

Durch die Inbetriebnahme der Langzeitabteilung sind in Zweisimmen Spitalbetten «verloren gegangen». Welche Auswirkungen ergeben sich? Ist ein Rückbau notwendig? Ist für die Langzeitabteilung ein Ausbau notwendig? Ist eine Verlagerung nach Saanen/Erlenbach denkbar?

Hier stehen wir in engem Kontakt mit der Alterswohnen AG. Für Fragen betreffend Langzeit und Alterswohnen sind Frau Béatrice Bäriswyl und ihr Nachfolger Ueli Streit, bzw. Peter Dolder VRP der Alterswohnen AG zuständig. Wie viel Betten die Spital STS AG in Zweisimmen benötigt, kann erst nach der Angebots-Definition bestimmt werden.

Wie sehen Sie die Zukunft dieser Zweisimmer Abteilung? Mit rund 150 Geburten pro Jahr ist die Gynäkologie/Geburtshilfe in Zweisimmen ein wichtiges Standbein.

Das ist unbestritten so – ehrlicherweise müssen wir aber auch festhalten, dass aus reiner Finanzoptik 150 Geburten natürlich zu wenig sind. Als Vater von zwei Kindern bin ich mir der sensiblen Thematik aber sehr bewusst. Ich möchte mir auch nicht vorstellen müssen, mit einer hochschwangeren Frau mit Komplikationen im Winter aus dem Saanenland und dem Obersimmental nach Thun fahren zu müssen, nur weil der Heli nicht fliegen kann. Es ist eine dieser wichtigen Fragestellungen welche wir in der Angebots-Diskussion aufnehmen müssen.

Was erwarten Sie in Zweisimmen von der Ärzteschaft und von den Spitalangestellen?

Bevor ich als neuer CEO Erwartungen formuliere, möchte ich zuerst einmal allen Mitarbeitenden in Zweisimmen und Saanen ganz herzlich danken. Sie haben alle, trotz zum Teil schwierigsten Rahmenbedingungen, in den letzten drei Jahren sehr gute Arbeit geleistet. Dank ihnen ist trotz der Spannungen die Versorgung in der Region nicht zusammengebrochen – ein grosses Merci und Bravo! Nun kommt aber wie immer die Kehrseite der Medaille. In den vergangenen Jahren hat man auch gekämpft, gelitten, sich verkrampft und verkracht – in den Regionen. Nun gilt es auf allen Ebenen das «Kriegsbeil» zu begraben und die Energien für die Lösungssuche einzusetzen. Wir werden und wollen die Standorte gemäss Beschluss separat weiterentwickeln – trotzdem muss man die Gesamtregion im Auge behalten – sonst werden wir scheitern. Wenn es uns gelingt, im Rahmen der Angebotsentwicklung die Gesamtversorgung der Gesamtregion (ganzes Simmental und Saanenland) nicht aus dem Auge zu verlieren und die Anspruchsgruppen auch bereit sind «die Gartentüren» zu öffnen, wird das die Chance auf Erfolg massiv erhöhen. Es geht nun auch darum, das gegenseitige Misstrauen abzubauen bzw. das Vertrauen wieder aufzubauen. Auch die innere Grundhaltung sollte vom halb leerem Glas zum halb vollem Glas wechseln. Nur wenn wir mit einer positiven Grundhaltung und dem Glauben an eine mögliche Lösung an diesen Prozess gehen, werden wir die Ziele erreichen können. Das Ziel heisst nicht mehr entweder/oder, sondern sowohl/als auch.

Welches sind Ihre Anliegen an die Politik und Behörden?

Die Unterstützung der Behörden und Politik ist ganz wichtig in Bezug auf die Rahmenbedingungen. Sie können auch als Bindeglied zur Bevölkerung und zur Politik in Bern eine zentrale Rolle spielen. Wir haben als STS AG die politischen Signale aufgenommen und die entsprechenden Entscheidungen auf Ebene VR gefällt. Wie auch immer das Lösungsmodell aussehen wird – es ist nicht gratis zu haben. Die beiden Standorte sind heute stark defizitär! Die Finanzierbarkeit – auch mit dem neuen Angebot – wird auch in Zukunft eine grosse Herausforderung sein. Wer Leistungen fordert, muss auch bereit sein, einen finanziellen Beitrag zu leisten. Hier sind auch der Eigentümer (Kanton) und evtl. die Gemeinden gefordert, wobei eine Rückkehr zum Gemeindeverbandsmodell ausser Frage steht.

Was kann die Bevölkerung beitragen?

Die Botschaft ist klar: Es ist absolut entscheidend, dass die Bevölkerung sich weiterhin in IHREM Spital behandeln lässt und nicht nur in den grossen Zentren.

Haben (für Saanen) schon Gespräche mit privaten Anbietern stattgefunden? Bestehen überhaupt Chancen, dass ein derartiges Projekt in Saanen auf die Spitalliste kommen kann?

Ein Gespräch hat bereits stattgefunden – ein weiteres ist geplant. Nach meinem Verständnis kann ein solches Projekt auf die Spitalliste kommen, aber nur wenn die STS AG mitbeteiligt ist. Diese Frage muss aber abschliessend vom Kanton beantwortet werden.

Der Bereich Orthopädie ist relativ umfassend. Kommen sich die Angebote in Saanen und Zweisimmen damit nicht zu fest in die Quere und könnte Zweisimmen schlussendlich doch noch zum «Verlierer» werden?

Die Frage ist berechtigt. Der Beschluss des VR besagt: Die stationären Angebote in Zweisimmen und Saanen sollen keine Doppelspurigkeiten aufweisen. Die Fragestellung wird im Rahmen der Angebots-Überprüfung bzw. Definition geklärt werden müssen. Mein Auftrag lautet für Zweisimmen das Angebot zu definieren und für Saanen einen privaten Anbieter zu finden. Die Gespräche laufen und bis im Juni läuft vorerst alles so weiter wie bisher.

Wie sehen Sie die Zukunft der Postakutpflege in Erlenbach?

Die STS AG wird sich aus diesem Standort mit der Postakutpflege zurückziehen. Diese wird in den Grossraum Thun verlegt. Wo und wann ist noch offen.

Welche Herausforderungen stellen sich in Thun?

Neben den Fragen der Versorgungsplanung, der längerfristigen Strategie und den knapper werdenden finanziellen Ressourcen (Base Rate ab 2012) stehen bauliche Herausforderungen bevor. Im April wird mit dem Umbau der Operationsräumlichkeiten begonnen (Kostenvoranschlag 3,8 Millionen) und ab Juni wird die Notfallstation zum interdisziplinären Bereich werden. Das ist bei 49 Notfallpatienten pro Tag unabdinglich. Dafür werden weitere 14 Millionen Franken eingesetzt.

Sie sind 48 Jahre alt und werden im Maximum gut 15 Jahre für die STS wirken. Wie sieht die Spitallandschaft im Simmental/Saanenland im Jahr 2025 aus?

Das ist eine sehr spannende und interessante Frage – leider kann ich nicht in die Glaskugel schauen und es wäre unseriös, wenn ich (nach sechs Monaten in der STS AG) eine solche Prognose machen würde. Wir werden nun die neue Versorgungsplanung im Detail studieren und den Strategieprozess durchlaufen und die Ziele für die kommenden fünf Jahre festlegen und deren Umsetzung planen.

Mit der Einstellung einer STS-Kommunikationsverantwortlichen wünschen Sie sich eine bessere Zusammenarbeit mit den Medien und eine bessere Information der Öffentlichkeit. Ist das u. a. eine Folge aus den Informationsproblemen im Zusammenhang mit dem Standort im Simmental/Saanenland?

Mit der Kommunikationsstelle wollen wir ganz generell den steigenden internen und externen Informationsbedürfnissen und der grösseren Komplexität begegnen. Es ist aus meiner Optik eine zentrale Führungsaufgabe die Kommunikation nach Innen und Aussen professionell sicherzustellen. Diese Stelle würde auch geschaffen, wenn die STS AG «nur» aus dem Standort Thun bestehen würde. Im Strategie-Thema Simmental/Saanenland werden wir der Kommunikation ein grosses Gewicht geben. Direkte Ansprechperson für Fragestellungen, welche die Gesamt-STS AG betreffen bleibt weiterhin der CEO.

Herr Guggisberg; wir danken Ihnen für das offene Gespräch und werden uns ebenfalls bemühen, zur Versachlichung der Diskussionen um die Spitalzukunft beizutragen!

Erstellt am: 13.01.2011

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