Von Saanenmöser über Saanen nach Zweisimmen:
Chronologie einer dreijährigen Spitalstandort-Geschichte
Mit dem Entscheid vom 3. Dezember 2010 hat der Verwaltungsrat der Spital STS AG die Weichen für die zukünftige Akutversorgung im Simmental-Saanenland gestellt. Nachstehend einige «Höhepunkte» vom Seilziehen um den Standort.
Der Verwaltungsrat der Spital STS AG informiert über seinen Beschluss, die beiden Akutspitäler in Zweisimmen und Saanen durch einen Neubau mit 22 Betten in Saanenmöser zu ersetzen. Zweisimmen soll zum Geriatriezentrum umgebaut, Saanen verkauft werden. Die Reaktionen fallen kontrovers aus. Die Saanenländer und Teile der Simmentaler Behörden und die Ärzteschaft befürworten den Entscheid.
Ein Komitee für ein Akutspital in der Region mit Standort in Zweisimmen formiert sich. Innert sieben Wochen unterzeichnen über 12 000 Personen die entsprechende Petition, die am 28. Januar von Co-Präsidentin Katrin Münger an den Regierungsrat übergeben wird.
Moderiert von Regierungspräsident Urs Gasche findet in Bern eine Besprechung einer Simmentaler Delegation mit Vertretern der STS statt. Man einigt sich auf Verhandlungen unter Leitung von Peter Arbenz. Das Simmental ist mit den GRP Anne Speiser aus Zweisimmen, Christian von Känel, Lenk und Peter Brügger, Erlenbach und Ernst Hodel vom Petitionskomitee vertreten.
Die drei Gesprächsrunden unter Peter Arbenz ergeben keine Lösung. Man einigt sich einzig auf eine «Second Opinion» (Einholung einer Zweitmeinung) durch den in Gesundheitsfragen ausgewiesenen Spezialisten Dr. Willy Oggier.
Dr. Oggier präsentiert sein Gutachten. Weder in Saanenmöser, noch in Saanen oder Zweisimmen soll nach seiner Ansicht ein Akutspital erstellt werden. Er plädiert für zwei Gesundheitszentren in Zweisimmen und Saanen. Die entsprechende Information stösst bei der Ärzteschaft und bei den Mitarbeitenden auf Unverständnis.
Nach weiteren zwei Monaten stellt der STS-Verwaltungsrat eine neue Lösung vor. Saanen soll nun zum Gesundheitszentrum mit Akutbereich werden, Zweisimmen zum Langzeit-Pflegebetrieb umgestaltet werden. Zusammen mit der Bergregion Obersimmental-Saanenland will man bis Ende Januar 2009 die definitive Ausgestaltung formulieren. Der Entscheid ruft die Ärzteschaft nochmals auf den Plan: «Saanen ist nicht das Gelbe vom Ei – darum zurück zum baulandlosen Saanenmöser», lautet die Devise der Mediziner.
Das Petitionskomitee für ein Akutspital Simmental-Saanenland in Zweisimmen löst sich, angesichts der Unmöglichkeit auf einen sachlichen Dialog und wegen mangelnder Unterstützung durch die Behörden, auf.
Der Verwaltungsrat «stellt die Weichen»: Ein Neubau auf Saanenmöser bleibt mittelfristig die Option. Es soll eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden. Die am 27. Oktober 2009 bekannt gegebene Absicht (Akutbereich/Gesundheitszentrum in Saanen und Langzeitpflege in Zweisimmen) soll nur noch als Übergangslösung dienen.
Der Zweisimmer Grossrat Hans-Jörg Pfister reicht eine Motion im Grossen Rat ein, mit der Aufforderung, die Verantwortung im Spitalwesen zurück an den Staat zu delegieren. Gleichzeitig ruft er zur Gründung einer IG Spital auf. Thomas Knutti aus Weissenburg wird später zum Präsidenten gewählt.
Die Machbarkeitsstudie für Saanenmöser wird in Auftrag gegeben. Unter der Ägide der Bergregion Obersimmental-Saanenland wird eine Begleitgruppe für die weiteren Abklärungen und Baulandsuche eingesetzt.
Die Machbarkeitsstudie zeigt auf: Ein Akutspital in Saanenmöser sei möglich. Es kommen zwei weitere Standorte in Saanenmöser ins Gespräch.
An einem öffentlichen Orientierungsabend orientiert der Gemeinderat von Saanen über die Gründe für den Spitalstandort Saanenmöser.
Eine Regierungsdelegation (Regierungspräsident Käser, RR Egger und Perrenoud) trifft sich in Zweisimmen mit einer Obersimmentaler Behörden-Delegation und Vertretern der IG Spital zu einem informellen Gespräch. Er signalisiert Gesprächs- und Verhandlungsbereitschaft. Im März trifft sich der Regierungsrat mit den Saaner Behörden und mit dem VR der STS AG.
In der Gemeinde Saanen starten vier Bürger unter der Führung von Hans-Peter Grundisch, eine Gemeinde-Initiative zugunsten des Standortes Zweisimmen. Die Initiative wird von 1010 Saaner GemeindebürgerInnen unterzeichnet und eingereicht.
Der Regierungsrat hat seine Schlüsse aus den Verhandlungen gezogen und informiert über seinen Entscheid: Ein Spital-Neubau in Saanenmöser ist nicht realisierbar!
Die Initiative für einen Spitalstandort Zweisimmen wird an der Gemeindeversammlung von Saanen mit 393 gegen 157 Stimmen wuchtig verworfen.
Behördevertretungen aus dem Ober- und Niedersimmental und dem Saanenland tagen wiederholt mit einem Ausschuss des STS-Verwaltungsrates.
Der Verwaltungsrat zieht die Schlüsse aus den Gesprächen mit den Behörden und folgt den Vorgaben der Regierung. Er entscheidet sich für Zweisimmen als Gesundheitszentrum mit stationärer Grundversorgung in Medizin, Chirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe.
Erstellt am: 09.12.2010