Interessengemeinschaft Spital Simmental-Saanenland (IG)

Die Wahrheit kommt an den Tag!

Gut drei Monate sind seit der letzten Kerngruppensitzung verflossen. Seither folgten sich die Ereignisse Schlag auf Schlag.

Die Orientierungsversammlung vom 29. Januar in Gstaad warf diesseits und jenseits der Wasserscheide recht hohe Wellen. Aussagen von Gemeindepräsident Aldo Kropf, Grossrätin Bethli Küng und STS-Verwaltungsrat Dolder öffneten nicht nur den Saanenländern die Augen (die SZ berichtete). Fazit: Die Abklärungen elementarster Grundsätze eines Landerwerbs und Planungsarbeiten, haben nicht stattgefunden. Die notwendigen gesetzlichen Grundlagen können nicht erfüllt werden. Nach über zwei Jahren ist die Gemeinde Saanen bzw. die Spital STS AG nicht einmal bei Lösungsansätzen angelangt.

Dass Patienten aus dem Pays-d’Enhaut in ein neues Spital nach Saanenmöser kommen, ist schon aus sprachlichen Gründen nicht glaubhaft. Auch das Fehlen der Patienten aus dem Niedersimmental auf den Grafiken und Statistiken zeige einmal mehr die unsaubere Argumentation der Saanenmöser-Befürworter, so zusammengefasst die Meinungen an der IG-Sitzung.

Zuversicht nach gutem Gespräch mit den Regierungsräten

Einige Teilnehmer waren entsetzt über die teilweisen Unkenntnisse der Sachlage der Regierungsräte. So meinte etwa Departementschef Perrenoud: «Man solle doch endlich mal mit der STS reden». Ingesamt wurde das Treffen jedoch als positiv gewertet. Nach Grossrat Hans-Jörg Pfister ist der Verwaltungsrat der Spital STS AG nicht mehr handlungsfähig, wenn er eine Entscheidung vom Regierungsrat fordert. Diese muss allerdings schnell erfolgen, da das Projekt bis 2012 eingereicht werden muss, damit die Region noch Gelder für einen Neu- oder Umbau bekommen kann. Regierungsrat Perrenoud ist angehalten der Steuerungskommission (Pfister ist Mitglied) aufzuzeigen, wie viel die einzelnen Spitäler aus dem heutigen SpitalInvestitionshilfefonds noch erhalten können. In Sachen Spitalabbau wird auch der Grossraum Bern in Bedrängnis kommen. Die Regierung wird diesbezüglich heikle Entscheidungen zu fällen haben.

Gemäss Äusserungen der Regierungsratsmitglieder ist eine Erschliessung in Saanenmöser mit einer Brücke praktisch unmöglich. Dies hat sich bereits beim zu Ende zu führenden Laubegg-Ausbau mit der Aufhebung des Bahnübergangs gezeigt, wo viel weniger Wald gerodet werden müsste.

Die Regierung war befremdet, dass der Kriterienraster der Arbeitsgruppe Arbenz unterschlagen wurde, welcher klar zu Gunsten des Standorts Zweisimmen ausfiel. Der Regierungs-Delegation wurde auch aufgezeigt, wie im Simmental der Kahlschlag öffentlicher Institutionen erfolgte und das Spital nun die letzte Institution von öffentlichem Interesse im Tal geblieben ist.

Einige Kerngruppen-IG-Mitglieder waren enttäuscht, dass der 10-Punkte-Fragenkatalog aus Zeitmangel am Treffen nicht hatte gestellt werden können. Er wurde der Regierung jedoch überwiesen.

IG begrüsst die Haltung der Gemeindevertreter des Obersimmentals

Eine freudige Überraschung bereitete der IG das vor zwei Wochen an den Tag gelegte Verhalten der Obersimmentaler Gemeindevertreter. Wohl als Folge der Orientierung im Saanenland, der Hartnäckigkeit der IG und des Regierungsratstreffens nahmen die Gemeindebehörden von Lenk bis Boltigen eine gewendete Stellung zum Spitalstandort und boten der STS das Land der Rosa-Haueter-Stiftung in Zweisimmen an.

Nach der endlich klaren Erkenntnis, dass ein Spitalneubau Saanenmöser unrealistisch ist, steht jetzt das Obersimmental geschlossen hinter dem Standort Zweisimmen.

Initiative für Standort Zweisimmen auch in Saanen

Die von einigen mutigen Saaner Bürgern ins Leben gerufene Initiavie wurde ebenso begrüsst. Die Initiative (siehe SZ Nr. 8) verlangt: «Die Einwohnergemeinde Saanen stellt der Spital STS AG im Saanenland kein eingezontes und erschlossenes Bauland für einen Spitalneubau zur Verfügung. Stattdessen setzen sich der Gemeinderat und die Bevölkerung aktiv für einen Spitalneubau in Zweisimmen ein.»

Warten auf den Entscheid desRegierungsrats

Der Regierungsrat wird am 31. März 2010 mit einer Saanenländer-Delegation und etwa eine Woche später mit dem Verwaltungsrat der Spital STS AG Gespräche führen. Danach sollte, wie die Regierungsdelegation in Aussicht gestellt hat, mit allen beteiligten Parteien, also auch mit der IG-Spitalversorgung, eine Zusammenkunft zur Entscheidfindung stattfinden!

Wird beim Treffen des Regierungsrats mit Vertretern aus dem Saanenland jemand vom Saaner Initiativkommitee mit dabei sein? Die IG ist gespannt!

Grossrat Pfister in den VR der STS

Die IG hat Grossrat Pfister für den Verwaltungsrat der Spital STS AG vorgeschlagen. Die IG sieht das Mandat des Grossrates positiv, könnte er nebst seinen weitreichenden Erfahrungen unter anderem doch bestimmt Türöffner-Funktionen zur Regierung herstellen und einen Ausgleich zu der vom Verwaltungsrat gewünschten medizinischen Zusammensetzung führen. In der Gerüchteküche für weitere Vorschläge brodeln schon schillerndste Namen – sie würden ausreichen, den ganzen STS-Verwaltungsrat auszuwechseln.

Kantonale Volksinitiative ist bereit

Die Lancierung einer Volksinitiative zur Sicherstellung vernünftiger Gesundheitsversorgung sowie eines funktionierenden Ambulanz-Rettungsdienstes sind das Nebenprodukt des ganzen Spital-Tohuwabohus. Die Initiative ist nach Vorprüfung durch den Kanton in absehbarer Zeit bereit zur Lancierung. Die Finanzierung zur Sammlung ist sichergestellt. Noch steht der Regierung die Möglichkeit offen, vier der gravierendsten Fehler in der Gesetzgebung – welche sie durch ihr eigenes Unvermögen selbst verursachten – zu beheben, oder die Zusicherung zu erteilen, dass ihre Mängel behoben würden.

Ausbildung von Pflegepersonal

An der IG-Sitzung bedauerten Mitglieder, wie mit dem Pflege-Personal seit der Spital-Affäre umgegangen wird. Viel Goodwill wurde durch die Kommunikations-Unfähigkeit der STS vernichtet. Viele sind aus der Spitex und dem Spital abgesprungen. Ausgebildetes Berufspflege-Knowhow wurde dadurch brach gelegt. Gesamtschweizerisch soll jetzt in Speziallehrgängen Pflegepersonal ausgebildet werden, obwohl der Personalmangel schon lange vorhersehbar war (neu verlangte Matura-Absolvierung begann dieses Problem zu verschärfen).

Besorgt ist man auch betreffend den Nachfolgeregelungen bei den Ärzten der Region. Diese sind im Gange oder werden innert wenigen Jahren folgen – tendenziell ohne Nachfolge. Erfreulich stellt die IG jedoch fest, dass in Zweisimmen die Chirurgie-Nachfolge durch Dr. Trötschler nahtlos erfolgte. Das «geschützte» Gesundheitswesens wird in zwei Jahren der Marktwirtschaft ausgesetzt sein. Für die IG ist es darum höchste Zeit, dass Realitätsdenken betreffend dem Spitalstandort einkehrt. Vernünftige Entscheide des Regierungsrates werden vorausgesetzt. Erst dann kann wieder Goodwill zugunsten einer der Region dienenden Gesundheitsversorgung geschaffen und auch aktiv von allen gelebt werden. Dann wird auch die Arbeit der IG erst recht beginnen, wie deren Kernmitglieder sich äusserten. IG Spitalversorgung Simmental-Saanen