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Naturpark Diemtigtal

Im Schneckentempo auf dem Diemtigbergli unterwegs

Der Verein Freunde des Regionalen Naturparks Diemtigtal und der WWF Schweiz luden am Samstag, 4. Juni 2016 zu einer Schneckenexkursion ins Diemtigtal ein. Zusammen mit dem Experten Jörg Rüetschi machte sich eine Gruppe von 20 naturbegeisterten Leuten aus der ganzen Schweiz auf, um mehr über das nicht übermässig beliebte Tier zu erfahren. Dies bei typischem «Schneckenwetter» mit hoher Luftfeuchtigkeit und günstiger Bodennässe.

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Im Schneckentempo auf dem Diemtigbergli unterwegs

Fundstücke aus dem Naturpark Diemtigtal, eine Zottigen Haarschnecke.

Jörg Rüetschi, Regionaler Programmleiter und Schneckenexperte vom WWF Bern, erklärte in seiner lockeren Art, dass ursprünglich jede Schnecke mit einem Gehäuse zum Schutz gegen Austrocknung und Verletzung ausgerüstet war. Die Nacktschnecken haben dieses aber im Laufe der Evolution reduziert oder es sogar in den Weichkörper hinein verlegt. Wir staunten nicht schlecht, als uns Jörg Rüetschi erklärte, dass vor 60 Jahren die Schneckenplage im Gartenbeet noch kein Thema war. Die Spanische Wegschnecke, welche unsere einheimische Rote Wegschnecke fast völlig verdrängt hat, wurde in den 50er Jahren durch Gütertransporte bei uns eingeschleppt. Die nachtaktiven Fresser haben schlichtweg keine natürlichen Feinde, da sie von Igeln, Vögeln und Kröten wegen ihres vielen Schleims gemieden werden. Pro Nacht können sie bei günstigen Bedingungen bis zu 30 Meter zurücklegen oder ein frisch angesetztes Salatbeet vernichten. Deshalb wird bei uns die Schnecke gemeinhin nur als Gartenschädling gesehen. Dabei gibt es auch Schnecken, die keine Pflanzen fressen!

Bewaffnet mit Konfigläsern und Becherlupe suchten wir minutiös den Waldboden, die Baumstämme oder herumliegendes Totholz ab und sammelten ein, was da kreuchte und einer Schnecke glich. Wir fanden herzige «Schnäggli», welche uns neugierig zwei Fühlerpaare über den Glasrand entgegenstreckten. Von den zwei Fühlerpaaren ist das höhere mit Augen ausgestattet und riecht Futter oder feindliche Stoffe meterweit zum Voraus. Die Bodenfühler sind zuständig für das Ertasten der Umwelt. Jörg Rüetschi bestimmte und erklärte uns anschliessend die verschiedenen Arten mit Hilfe eines Plakates und seinem fundierten Wissen. Im Laubwald fanden wir Schnecken mit turm- oder spindelförmigen Gehäusen, Discus-, Glanz- und Bänderschnecken. Sie alle sorgen für die Zersetzung des Laubes oder von Aas und dazu selber ein wichtiges Glied in der Nahrungskette.

In der gemütlichen Mittagspause bei der «Eggweidhütte» stellte sich heraus, aus welchem Grund an der Exkursion teilgenommen wurde: Schulvorträge, persönliches Studium, Lesen von Fach- und Naturliteratur, aber auch persönliches Interesse und Freude an der intakten Flora und Fauna im Naturpark Diemtigtal, waren die Gründe.

Jedes Schnecklein, noch so klein, hat Lunge, Herz und…

Den Abschluss machten wir in einem Feuchtgebiet beim Ägelsee, wo Jörg Rüetschi die Gruppe mit der winzigen Punktschnecke bekannt machte. Sie ist die kleinste einheimische Schnecke überhaupt. Ihre Schale erreicht nur eine Grösse im 1-Millimeter-Bereich, aber sie ist nicht etwa ein Einzeller.

Jedes Schnecklein, ist es noch so klein, verfügt über Lunge, Herz, Genitalapparat und Nervenzentrum. Meistens sind sie Zwitter und pflanzen sich deswegen ohne Probleme fort. So auch die herrliche Weinbergschnecke, welche wir unbedingt pflegen sollten, da sie im Garten nur wirklich minimen Schaden anrichtet. Ihr gewundenes Gehäuse besteht aus Kalk, welchen sie aus dem Boden aufnimmt.

Diemtigtal ist ein Schneckental

Von schweizweit 200 nachgewiesenen Schneckenarten kommen deren 75 im Naturpark Diemtigtal vor, darunter auch die Zottige Haarschnecke.

Mit 22 teilnehmenden Naturfreunden war die interessante Exkursion ein voller Erfolg. Einigen Personen musste wegen der Teilnahmebeschränkung leider abgesagt werden.

Projektleiter Heinz Lerch vom Naturpark Diemtigtal stellte in Aussicht, die Schneckenexkursion im Naturpark Diemtigtal im nächsten Jahr erneut durchzuführen.

Erstellt am: 09.06.2016

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