Beitrag zur Spitaldiskussion Simmental-Saanenland

Notfall im Bergtal

Vielleicht müsste man das Gesundheitswesen einmal vom Kranken aus betrachten. Dieser ist an der personalisierten Lokalpolitik nicht interessiert, sondern nur an seinem Überleben und seiner möglichst baldigen Genesung. Daher denkt der Kranke und Verunfallte nur an rasche Rettung und hofft auf fachlich hochstehende Behandlung und Pflege. Das sind seine legitimen Ansprüche, deren Erfüllung er ja auf verschiedene Weise schon finanziert hat oder noch finanzieren wird.

Die rasche Rettung lässt sich mit Ambulanz- und Helieinsätzen auch im Berggebiet organisieren, sofern genügend Ambulanzen im Einsatzgebiet stationiert sind und deren Fahrer dort wohnen. Die fachlich hochstehende Behandlung wird in einem Spital erbracht, wo motivierten Ärzten beste Einrichtungen und Geräte zur Verfügung stehen und sie mit längerfristigen beruflichen Perspektiven rechnen können. Ob dieses Haus dann Mountain Medical Paradise oder Bergdoktors Werkstatt heisst, ist nur für wenige Patienten wichtig.

Konkret: Die heutige Ambulanzeinsatzdoktrin mit den langen Einsatzwegen ist völlig ungenügend und wegen des verunsichernden Zögerns im Spitalentscheid verlassen schon einige gute Leute das sinkende Schiff oder sind wie gelähmt. Die Idee des Spitalamtes betreffend Superambulanzen als «kleine Spitäler» wird schon wegen der grossen Anzahl benötigter Fahrzeuge aus Kostengründen scheitern.

Folgerungen: Ambulanzstandorte Saanen und Zweisimmen, Akutspital Zweisimmen oder Saanen. Für den Standortsentscheid gibt es keine medizinischen Kriterien.

Für Zweisimmen spricht die allgemeinpolitische Situation: Unsere zwangsvereinigten Amtsbezirke heissen Verwaltungskreis Obersimmental-Saanen mit insgesamt rund 16000 Einwohnern. Der Verwaltungssitz mit dem Saaner Teuscher als Regierungsstatthalter ist in Saanen. Die Tourismuslokomotive Gstaad und die wirtschaftliche Kraft findet man im Saanenland. Die Filiale des Gymnasiums Interlaken wird in Gstaad betrieben. Der Sitz und die Entscheidungskompetenz bei den Bergbahnen liegt im Saanenland. So weit so gut. Man muss als neutraler Betrachter neidlos die Stärke und den Erfolg des Saanenlandes als Resultat langjährigen und zielgerichteten Handelns anerkennen.

Man könnte das grosse wirtschaftliche Ungleichgewicht durch die Festlegung des künftigen Spitalstandortes in Zweisimmen etwas ausgleichen. Dadurch würden die grossen Verluste an guten Arbeitsplätzen in der Verwaltung, in der Gewerbeschule und im Zeughaus kompensiert und gewisse politische Klötze deblockiert. Allein zuständig für diesen Beschluss ist der leider nicht ergänzte Verwaltungsrat der Spital STS AG. Grosszügigkeit wäre gefragt.

Ein solcher Entscheid würde noch andere Knoten lösen. Vielleicht könnte man dann auch Hand in Hand bei der verkehrsmässigen Erschliessung und in touristischen Fragen vorgehen. Ich weiss, es ist schon viel Geschirr zerschlagen worden, aber eine vernünftige Zusammenarbeit ist für das Wohlergehen der Bevölkerung notwendig. Und da dürfen weder parteipolitische noch irgendwelche weltanschaulichen oder persönlichen Barrieren im Wege stehen. Peter Bratschi, Matten