Ausserordentliche Gemeindeversammlung

Oberstufenzentrum wurde in Zweisimmen einstimmig angenommen

An der ausserordentlichen Gemeindeversammlung wurde über das Oberstufenzentrum abgestimmt und im Anschluss über den Naturpark Diemtigtal informiert. In den drei Gemeinden St. Stephan, Zweisimmen und Boltigen wurde die Bevölkerung gleichzeitig über die Zukunft der Oberstufe befragt: Sollen die Schüler zukünftig zentral in Zweisimmen unterrichtet werden?

Die Gemeindepräsidentin Christiane Griessen durfte 102 Stimmberechtigte im Gemeindesaal begrüssen. Neben dem obligaten Traktandum Verschiedenes stand nur ein Thema zur Diskussion: Soll ein neues Oberstufenzentrum in Zweisimmen entstehen?

Oberstufenzentrum Obersimmental

Der Kanton hatte die Gemeinden aufgefordert, im Hinblick auf die Revisionen des Volksschulgesetzes im Jahr 2008 und 2012 die Schulstrukturen zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Die Gemeinden des Obersimmentals haben diesen Auftrag aufgenommen und eine Arbeitsgruppe gebildet, welche sich mit der ganzen Thematik auseinandergesetzt hat. Jean-Pierre Beuret erläuterte den Anwesenden die Vor- und Nachteile der neuen Schulstrukturen. Er verwies dabei auf zwei bereits stattgefundene Orientierungen und empfahl die Annahme des Gemeinde-Vorschlags. Ohne Diskussion folgte die Gemeindeversammlung mit grossem Mehr und ohne Gegenstimme seiner Empfehlung.

Beitrag von Zweisimmen an das Hallenbad Lenk

Eine besorgte Stimme aus der Bevölkerung hat Mühe mit dem Entscheid, dass sich Zweisimmen als einzige Gemeinde von Lenk bis Erlenbach nicht am Bau des Erlebnisbades in Lenk beteiligen möchte. Noch mehr Mühe hat sie mit der Entscheidung des Gemeinderates, dass dieser die Anfrage von Lenk ablehnte, ohne dass die Bevölkerung dazu Stellung nehmen durfte.

«Dem Gemeinderat obliegt die Verantwortung über die Finanzplanung der Gemeinde. Da er die geforderte Summe nicht verantworten konnte, wurde die Vorlage nicht der Gemeindeversammlung vorgelegt,» antwortete Gemeinderatspräsidentin Anne Speiser. Der Gemeinderat habe sich seine ablehnende Entscheidung nicht leicht gemacht. Ursprünglich forderte die Gemeinde Lenk einen Beitrag von Fr. 500000.– von Zweisimmen. Zudem war vorgesehen, dass Zweisimmen einen Teil davon als Aktienkapitel einsetzen soll und somit als Aktionär auch kommende Risiken mitzutragen hätte. Der Gemeinderat erachtete den Beitrag als viel zu hoch. Es wurde dann über einen allfälligen Beitrag von maximal Fr. 300000.– diskutiert. Zur generellen Ablehnung eines Beitrages haben im Gemeinderat schliesslich verschiedene Gründe beigetragen.

Orientierung über den NaturparkDiemtigtal

Nach der Versammlung orientierte Ueli Sahli über den Stand der Arbeiten zum Naturpark Diemtigtal. Der Geschäftsführer hofft, dass der Park Ende nächsten Jahres nicht mehr nur Kandidat, sondern ein national anerkannter Regionaler Naturpark wird. Das Highlight des Naturparks liegt im Perimeter. Der Naturpark hat klare geografische Grenzen. Das Portal ist in Diemtigen und der Park endet oberhalb von Zweisimmen. Die wichtigsten Ziele sind die Sicherung der Lebensqualität der Bevölkerung und das wirtschaftliche Überleben. Selbstverständlich soll aber auch die Natur erhalten bleiben und geschützt werden.

Ueli Sahli informierte über die drei wichtigsten Themenkreise: Touristische Schwerpunkte, Projekte im Naturpark und die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Zweisimmen.

Ein wichtiges laufendes Projekt heisst «Alpfutur». Dieses nationale Projekt befasst sich mit der Erhaltung der Sömmerungsweiden und möchte diese längerfristig sichern. Ein weiteres Projekt «Alpleben» untersucht die Bedürfnisse der Einheimischen und Touristen und will somit herausfinden, welche touristischen Projekte im Diemtigtal machbar und sinnvoll sind und auch entsprechend umgesetzt werden können. Die Besucherlenkung im Park ist ebenfalls eine zentrale Aufgabe der Planer. Diese wird auch Auswirkungen auf die Gemeinde Zweisimmen haben, da von hier aus ein Zugang zum Park via Seebergsee möglich ist.

Zum Abschluss freut sich der Geschäftführer über die vielen Berichte aus dem Tal, nicht zuletzt dank dem neuen Schwingerkönig Kilian Wenger. Er ist stolz auf «das Tal der Könige». Dass dieses seit neuestem mit Simonetta Sommaruga auch noch ein Bundesratsmitglied im Patronatskomitee hat, war einigen Gemeindebürgern bisher unbekannt.

Nicht ganz einverstanden mit den Vorstellungen von Ueli Sahli war Hans Grünenwald, Mitbewirtschafter der Alpkorporation Gestelen. Für ihn ist der Naturpark kein Segen. Er sieht Probleme bei der Gästelenkung. Die Zufahrt von Zweisimmen ist seiner Ansicht nach viel zu schmal, so dass er eventuell seine Milch morgens nicht mehr rechtzeitig in Zweisimmen abliefern kann. In der Vergangenheit musste er bereits mehrfach den Gästen beim Zurücksetzen ihrer Autos helfen, weil diese den engen Verhältnissen nicht gewachsen waren und somit ein Kreuzen unmöglich wurde.

Hans Grünenwald hat auch Angst, dass in Zukunft nicht genügend Waldflächen zur wirtschaftlichen Nutzung zur Verfügung stehen werden. Neben dem fehlenden einheimischen Holz ist für ihn die Waldpflege auch wichtig für die Schutzfunktion des Waldes. Wäre der Wald besser gepflegt und verjüngt gewesen – so ist er sich sicher – hätte der Sturm Lothar nicht so viel Schaden angerichtet.

Zum Schluss der Versammlung wurde die Bevölkerung noch über die Abstimmungsergebnisse «Oberstufenzentrum Obersimmental» der anderen Gemeinden informiert. Jean-Pierre Beuret bedauerte den knappen Entscheid in Boltigen, freute sich aber über das positive Ergebnis aus St. Stephan. Somit kann das Oberstufenzentrum Obersimmental im nächsten Jahr mit den beiden Gemeinden Zweisimmen und St. Stephan realisiert werden. Fabian Kopp