Richtungswechsel der STS AG verunsichertdasSpitalpersonal

Die beiden SP-Ortsparteien Zweisimmen und Saanen haben sich zum Thema Spitalschliessung mit Grossrat Roland Näf, ihrem Kantonalpräsidenten, zusammengefunden. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht darf auf die Akutversorgung nicht verzichtet werden.

Der Verwaltungsrat der STS AG hat mit seinem überraschenden Entscheid – beide Spitäler Zweisimmen und Saanen zu schliessen – das Vertrauen gegenüber den Behörden, dem Spitalpersonal und zur Bevölkerung gebrochen. Die gleichzeitige Verunsicherung des Spitalpersonals kommt einer strategischen Zermürbungstaktik gleich. Zum kurzfristig einberufenen Diskussionsabend im Hotel Post konnte Zweisimmens SP-Präsident Martin Bangerter Grossrat Roland Näf, den SP-Kantonalpräsidenten, eine Saaner SP-Delegation und direkt betroffenes Spitalpersonal begrüssen. Die als Gast anwesende Zweisimmer Gemeinderatspräsidentin Anne Speiser (SVP) widerspiegelte die überparteiliche Betrachtung der brisanten Spital-Thematik.

Personal ist verunsichert

«Der jetzt vorliegende Entscheid ist ein grundlegender Richtungswechsel der STS AG. Mit der Ankündigung zur Streichung von 150 Vollzeitstellen bis 2014 wurden etwa 220 Personen verunsichert», musste Grossrat Roland Näf feststellen. Das im vergangenen Jahr erarbeitete Konzept für die beiden Regionen Saanen und Obersimmental hat sowohl auf Personalebene wie bei den Behörden Fuss gefasst. Der Verwaltungsrat der STS AG hat mit seinem Entscheid, die politische Sensibilität nicht erkannt. SP-Gemeinderat Jean-Pierre Beuret: «Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht darf auf ein Spital mit Akutversorgung in den beiden Regionen nicht verzichtet werden. Der Wohn- und Lebensraum, überhaupt die ganze Tourismus-Region würde ohne Spital massiv an Attraktivität verlieren.»

Zahlen sind nicht transparent

Aus der angeregten Diskussion ging unter anderem auch hervor, dass die STS AG als verantwortliche Liegenschaftsverwalterin am Spitalgebäude in Zweisimmen seit Jahren keine Investitionen tätigte und am Spital Saanen lediglich Malerarbeiten ausgeführt wurden. Dagegen wurden trotz fehlender Grundsatzentscheide unter anderem im Langzeitpflegebereich Veränderungen am Raumkonzept vorgenommen. Gemeinderatspräsidentin Anne Speiser ist empört: «Die Saanenmöser-Übung beinhaltete viele Luftblasen wie einen Spitalneubau im Moorgebiet und eine Umfahrungsstrasse mit teurem Brückenbau, etc. – das Vorhaben ist bewusst bereits im Voraus zum Scheitern verurteilt gewesen. Zudem können durch die Gemeinden die ausgewiesenen Zahlen weder verifiziert werden, noch sind diese transparent.» Das zwischenzeitlich gekürzte budgetierte Defizit von 2,5 Mio. Franken wird nicht offen gelegt.

Die Gemeinderatspräsidentin weiter: «In den vergangenen fünf Verhandlungsjahren war der drohende Satz – wenn ihr unsere Ansicht nicht teilt, so habt ihr überhaupt nichts! – von Seite des STS Verwaltungsrates zu hören.» Dem STS-Geschäftsbericht 2010 ist deutlich zu entnehmen, dass zwei Gesundheitszentren, eines in Saanen und eines in Zweisimmen vorgesehen sind.

Brauchbare Lösung zur Beruhigung

Der allgemeine Tenor war: «Wir brauchen eine Grundversorgung, auch im Akutbereich mit Gynäkologie, Chirurgie und Medizin. Wenn immer möglich in Zusammenarbeit mit Saanen.» Die politischen Parteien, die Behörden im ganzen Simmental und die verschiedenen Interessegruppen müssen über alle Gemeinde- und Parteigrenzen hinweg gemeinsam die Interessen an einer Spitalversorgung wahrnehmen.

Das direkt betroffene Personal erachtet allein schon das kurzfristige Aufgebot und der Zeitpunkt der Information, morgens acht Uhr, als verfehlt. Die langen Distanzen bei Rettungseinsätzen, die Patientenverlegungen wegen Platzmangel und die jährlichen 300000 Kilometer Leerfahrten der Ambulanzen waren nur Randbemerkungen. Man erwartet endlich eine gute und brauchbare Lösung, nicht erneutes Warten bis Ende Juli. Das Personaldach in Zweisimmen und Saanen der STS steht auf drei wackeligen Säulen. Zum einen brauchen die Frontleute Kraft, um die Existenzangst und die unsicheren Spiele der STS AG auszuhalten. Zum zweiten heisst es für sie kämpfen und mit den regionalen Behörden und der Bevölkerung am gleichen Strick ziehen. Voreilige Kündigungen entlasten nur die STS AG und ihren Sozialplan. Die dritte Säule ist die uneingeschränkte Auftragserfüllungspflicht des Spitalpersonals. Trotz der erschwerten Bedingungen muss in allen Bereichen die Qualität zur Pflege der Patienten aufrechterhalten bleiben. SP Zweisimmen/Saanen,

Fritz Leuzinger