Sterben in der Ambulanz

Als potentieller Notfall – Herzpatient in Matten/St. Stephan betrachte ich die Spitalpolitik aus der Froschperspektive. Wenn ein geplanter Eingriff bevorsteht, ist mir der Spitalstandort nicht wichtig, da zählt nur die medizinische Kompetenz des Arztes und ob ich dann nachher in Saanen, Thun, Interlaken oder Bern im Bett liege, ist nicht entscheidend.

Mich interessiert aber sehr die Wirksamkeit des Rettungssystems für Notfälle im Obersimmental. Da sieht es in Zukunft bös aus für uns. Schon heute ist nur im Winter wegen den Touristen nachts eine Ambulanz in Zweisimmen, im Sommer kommt die Ambulanz in der Nacht aus Saanen oder Thun und wird künftig die Notfälle dorthin zurückbringen, da in Zweisimmen kein OP mehr betrieben wird.

Es ist zu befürchten, dass bei diesen langen Fahrten viele Herznotfälle und andere buchstäblich auf der Strecke bleiben, entweder in den Weissenburgkehren oder im Reichenstein.

Die Alibi-Planung eines Spitals auf dem Saanenmöserpass streut den Obersimmentalern Sand in die Augen. Das Spital Saanen wird nun sogenannt provisorisch als Akutspital betrieben und dementsprechend ausgebaut und Zweisimmen beherbergt das dritte Lebensalter. Man wird feststellen, dass die Obersimmentaler das Saaner Spital sehr wenig benutzen und ein Neubau auf den Saanenmösern sich also nicht lohne. Dann ist man dort, wo man im geheimen schon lange sein wollte: Saanen ist definitiv Akutspital.

Die prekäre Notfallsituation im Obersimmental müsste unbedingt behoben werden. Entweder betreibt man im Spital Zweisimmen künftig zur Erstversorgung eine Notfallstation mit Ambulanz oder man setzt grundsätzlich die Rega ein und finanziert die Flüge durch den Kanton.

Allein zuständig und verantwortlich für solche Entscheide ist der Verwaltungsrat der Spital AG und im Hintergrund der Alleinaktionär Kanton Bern. Lasst uns nicht allein! Peter Bratschi, Matten