Wirtschaft, Kultur und Erholung: Naturpark³

Seit dem ersten Juni, also seit rund hundert Tagen, ist Ueli Sahli als Geschäftsführer für den Regionalen Naturpark Diemtigtal tätig.Wir haben den 64-jährigen Berner auf dem Gipfel des Niederhorns getroffen und ihn am «Drei-Gemeinden-Eck» Diemtigen–Boltigen–Zweisimmen über seine ersten Handlungen und über seine Ziele und Visionen befragt.

Wirtschaft, Kultur und Erholung: Naturpark³

Herrliche Aussicht vom Niederhorn über das Gebiet des geplanten Naturparks Diemtigtal – Geschäftsführer Ueli Sahli hat den Überblick

Das Diemtigtal ist dem passionierten Skitouren-Fahrer und Gleitschirmpilot und Mieter eines Hüttlis unterhalb des Familien-Skigebietes Springenboden ans Herz gewachsen. Darum war es verständlich, dass ihn Diemtigtal Tourismus vor einem Jahr zu seinem Präsidenten gewählt hat. Dieses Amt, aber auch seine früheren Tätigkeiten (u.a. 20 Jahre als Verkaufsleiter von Coop Bern und anschliessend selbständiger Unternehmer in der Schuhbranche) und sein grosses Beziehungsnetz zur Wirtschaft und Politik haben den Ausschlag gegeben, dass ihn die Trägerschaft inzwischen auch mit der Geschäftsführung des geplanten Naturparks beauftragt hat.

Prominent besetztes Patronatskomitee

In der Tat hat sich das vom Diemtiger Gemeindeverwalter Markus Mösching initiierte und aktiv promovierte Naturpark-Projekt in den vergangenen Monaten mit Ueli Sahli in verschiedener Hinsicht weiterentwickelt. So besteht seit dem 1. August eine elfköpfige Naturpark-Kommission (siehe Kästchen). Neuerdings werden die Bemühungen von einem hochkarätigen Patronatskomitee unterstützt, dem so bedeutende Exponenten wie das Ständerats-Duo Simonetta Sommaruga und Werner Luginbühl, alt Ständerat Hans Lauri und EURO- und Eishockey-WM-Organisator Marcel Brülhart und einheimischen VertreterInnen angehören. Die bestehenden Naturpark-Arbeitsgruppen (Gewerbe, Tourismus, Landwirtschaft, usw.) werden, wo es Sinn macht, als Begleitgruppen weitergeführt.

Grösstes Alpgebiet, grösstesBergwaldreservat

Inzwischen wurde Ende August die «Naturpark-Charta» beim Kanton Bern eingereicht. «Unser Ziel ist ganz klar, dass uns im Herbst 2010 definitiv das Label «Regionaler Naturpark Diemtigtal» verliehen wird», hofft der Geschäftsführer. Zu den Inhalten des Parks hat Ueli Sahli klare Vorstellungen: «Der Park als Park ist klar erfassbar. Die klar abgesteckten Grenzen, die Bedeutung des grössten zusammenhängenden Alpgebiets (8000 Sömmerungstiere) und das grösste zusammenhängende Bergwaldreservat machen ihn einmalig».

Naturpark³ – Wirtschaft, Sport und Bewegung, Kultur und Ruhe

Ueli Sahli sieht innerhalb des Parks drei Schwerpunkte und will mit dem Titel «Naturpark hoch drei» Werbung betreiben: «Zuvorderst im Tal stelle ich mir den Wirtschafts-, Kunst- und Kulturpark vor. Oey wird dabei den wirtschaftlich gewerblichen und künstlerischen Part spielen. Das 1986 mit dem Wakker-Preis ausgezeichnete Dorf Diemtigen bietet den optimalen Hintergrund für kulturelle und geschichtsbezogene Events. Der Mittelteil des Tals, mit den Wiriehorn-Bahnen im Zentrum, könnte als Sport- und Bewegungspark weiterentwickelt werden und den hinteren Teil des Tals möchte ich zum Erlebnis- und Ruhepark ausgestalten. Attraktionen rund um den Grimmimutz-Weg könnten dabei im Zentrum stehen.

Synergien nutzen

Kurzfristig schlägt Ueli Sahli im Sinne einer Effizienzsteigerung die Zusammenlegung von Diemtigtal Tourismus mit der Naturpark-Geschäftsstelle vor. Als Info-Zentrum bietet sich der Bahnhof Oey an. Unter dem Titel «Kunst in der Natur» könnten in der Schulanlage Oey verschiedenste Veranstaltungen Platz finden. Für Diemtigen stellt er sich im Jahr 2011 aus Anlass zur Wakker-Preisübergabe vor 25 Jahren ein Jubiläums-Revival vor. Koordinierte Betriebszeiten und aufeinander abgestimmten Angebote der Bergbahn- und Skilift-Unternehmungen Wiriehorn, Grimmialp, und Springenboden könnten zum besseren wirtschaftlichen Gedeihen im mittleren Diemtigtal beitragen. Im hintersten Teil des Diemtigtals (der Oase der Ruhe) denkt Sahli an den Bau einer aussergewöhnlichen Naturpark-Lodge.

Erste Aktionen sind in der Pipeline

«Wo Naturpark drauf steht, muss Naturpark drin stehen». Derzeit ist der Geschäftsführer intensiv damit beschäftigt, den kommunalen, kantonalen und eidgenössischen Behörden und Ämtern seine Ideen vorzutragen, und bei der Bevölkerung Begeisterung zu entfachen, aber auch Ängste abzubauen. Es ist verständlich, dass die Einwohnerinnen und Einwohner – angesichts der erst auf dem Papier existierenden Absichten – Zurückhaltung üben und allmählich konkrete Umsetzungsbeispiele sehen möchten.

Erstes Zeichen des Aufbruchs war die Eröffnung von zwei Themenwegen (Vom Rotmilan zur Wasseramsel, Walderlebnispfad Meniggrund). Geschäftsführer Sahli ortet kurz- und mittelfristig viel Entwicklungspotential wie zum Beispiel im Gastrobereich und hat Ideen für einen Ausbau des Bike-Netzes. Weiter arbeitet er zusammen mit Diemtigtal Tourismus an einem neuen Internet-Auftritt und, als Idee und Fernziel, an einem Naturpark-Journal. Und nicht zuletzt hofft er auf eine baldige Umsetzung eines Informations- und Besucherlenkungs-Systems und wünscht sich einen optimierten, stündlichen OV-Verkehr zwischen der Brünnlisau via Bahnhof Oey in die Diemtigtäler.

Visionen in über 2000 Meter Höhe

Das Gebiet am Taleingang, direkt an der Durchgangsstrasse Richtung Obersimmental und Saanenland gelegen, hat für Ueli Sahli ohnehin eine ganz spezielle Bedeutung. «Ich habe für die Brünnlisau eine Vision von einem Informationszentrum und einer Verarbeitungs- und Verkaufstelle für Diemtigtaler und Simmentaler Produkte». Anstoss zu solchen Überlegungen haben ihm Besichtigungen im In- und Ausland (u.a. Naturpark Ötztal) gegeben. Darum stellt er – inspiriert vom herrlichen Rundblick – beim Abschied auf dem Niederhorn fest, dass längerfristig Gebietserweiterungen Richtung Simmental, Fermeltal, Sparenmoos und Jaunpass, usw. für das Naturparkprojekt nur positiv sein könnten. Zukunftsvisionen sind an diesem herrlich schönen Sommertag auf dem Niederhorngrat sicher erlaubt. Ernst Hodel