Auswirkungen des Skandals um Spitex-Gehälter

Der Skandal um die Gehälter der Chefetage bei der Spitex Bern hat zu Recht grosse Wellen geworfen, aber leider durch eine falsche Generalisierung auch schlimme Auswirkungen, von denen kaum die Rede war.

Ich habe seinerzeit als Rektor eines Lehrerseminars (Universitätsstufe) ein ansprechendes Gehalt gehabt, aber bei einer viel grösseren Verantwortung und grösseren Arbeit und einer langen Ausbildung «nur» etwas mehr als die Hälfte des Gehalts der Verwaltungsratspräsidentin der Spitex Bern.

Solch extreme Gehälter sind Ausdruck einer feudalistischen Haltung im Neoliberalismus. Ein Rücktritt vom Amt und selbst eine Entschuldigung (die bis jetzt nicht erfolgt ist) genügen nicht: Für mich ist das Verhalten ein Raubzug auf die Steuergelder, da ja die Spitex vom Kanton subventioniert ist. Dazu kommt, dass sehr wahrscheinlich auch die Mitglieder des Verwaltungsrates eine viel zu hohe Entschädigung erhalten haben. Und es besteht die Gefahr, dass auch in andern Städten im Kanton (Biel, Thun) und selbst in grösseren Gemeinden möglicherweise ähnliche Verhältnisse herrschen. Hoffentlich nicht.

Das Schlimmste ist nun, dass die Regierung und auch der Grosse Rat von einem Einzelfall auf alle Spitexorganisationen geschlossen hat und so generell die kostenbewussten Spitexorganisationen in den kleineren und mittelgrossen Gemeinden – und dies sind die Mehrheit im Kanton Bern – abstraft und zu rigorosen Sparmassnahmen zwingt und damit nun auch deren Patienten bestraft.

Ich kenne nur die Spitex Niesen (Kandersteg, Frutigen, Adelboden, Krattigen, Wimmis) aus eigener Anschauung. Sie ist als Verein konstituiert, mit einem ehrenamtlichen Vorstand und einer Mitgliederversammlung, die durch Geschäftsbericht und Budget auch einen Einblick in die Verwaltung hat. Frutigen ist eine mittelgrosse Gemeinde mit teilweise extremen Wohnverhältnissen (Spissen), was die Leitung zu schwierigen logistischen Planungen zwingt, die sie aber mustergültig löst. Die Entschädigung der Leitung ist minim.

Ich bin alters- und krankheitsbedingt jeden Tag Patient der Spitex und werde in Zukunft mit 250 bis 300 Franken je Monat mehr zahlen müssen. Das sind Kosten, die die Krankenkasse nicht übernimmt.