Davongekommen…

Die Geschichte hätte eigentlich ziemlich harmlos verlaufen sollen. Ich hatte mir zwei Wunden an der Fusssohle zugezogen, die wegen Diabetes einfach auch unter Einsatz von Antibiotikum-Kapseln nicht heilen wollten. Also wurde ich in ein Spitalzimmer beordert, wo mir die Mediziner mittels Infusionen das Antibiotikum besser an das Wundzentrum transportieren wollten.

So wurde ich an einem Freitag im Februar in ein 4er-Zimmer des Spitals Thun eingeliefert, wo bereits ein anderer Patient lag. Dieser wurde am andern Tag plötzlich von einer Pflegerin auf Corona getestet. Ich machte mir allerdings noch keine Gedanken darüber.

Anderntags jedoch erschien eine weitere Pflegerin, um uns drei anderen Senioren zu testen. Einige Stunden später das Resultat: Zwei von uns waren vom Coronavirus infiziert, wurden sofort unter Quarantäne gestellt und durften das Zimmer nicht mehr verlassen. Da beschlich mich doch erstmals ein mulmiges Gefühl.

Mit meinem Alter von 81 Jahren, mit Diabetes, einem vergangenen Blasenkrebs und zwei Operationen am offenen Herzen war ich wohl, wie mir schien, ein Spitzenkandidat für das Sterbezimmer.

Dann aber geschah etwas Seltsames, nämlich gar nichts. Es wollte sich kein einziges der inzwischen allgemein bekannten Symptome ausser einer Lungenentzündung einstellen, die dann relativ rasch geheilt und ich dann nach gut zwei Wochen aus dem Spital entlassen wurde.

Aber zu früh gefreut. Nach ein paar Tagen befiel mich eine unendliche Müdigkeit und mein Geschmackssinn war vollständig weg. Ich hatte das Gefühl, ich könnte statt normaler, gewürzter Speisen gerade so gut Karton essen. Alle anderen Symptome jedoch blieben Gott sei Dank aus. Körperlich aber war ich derart fertig, dass ich mich drei Wochen in einer Institution erholen musste. Nun geht es allerdings wieder aufwärts und ich bin bald wieder der Alte.

Was mich aber noch einige Zeit beschäftigte: Wie kann ein Mensch, der mit Corona infiziert ist, unbemerkt in ein Spital eintreten?

, Gwatt