Am Samstag konnte ich nur schockierte, zum Teil frustrierte Menschen antreffen. In meinen 32 Jahren politisch aktiven Zeit und Engagements, in einer über 19000 Seelen-Gemeinde, habe ich so etwas Absurdes, Skurriles, nicht für möglich gehalten, zum Glück nie erleben/erdulden müssen.
Meine Befürchtung letzter Woche, dass eine Minderheit von 10% ein solches zukunftsorientierte Vorhaben zu Fall bringen kann, ist leider eingetreten. Wobei Gsteig als Gemeinde nicht einmal 6% der Bevölkerung der betroffenen sieben Gemeinden ausmacht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass alle Nein- und Ja-Sager von Gsteig in der Nacht von Freitag auf Samstag gut schlafen konnten. Wenn die Nein-Sager wie im siebten Himmel schlafen konnten, dann waren sie sich nicht bewusst, was die Folgen für eine Region von über 17000 Einwohner bedeutet.
In einer Bergregion ist man in allen öffentlichen Belangen aufeinander angewiesen und jeder müsste den Beitrag leisten, den er kann. Alleingänge haben kurze Beine. Die Hauptverantwortung hat der Gemeinderat, vorab dessen Präsident zu tragen. Er stellte sich in den vergangenen Monaten, mindestens nach meinen Kenntnissen, konsequent und stur gegen das Projekt und schürte die negative Stimmung. Wenn der Gemeindepräsident das Wort konstruktiv in den Mund nimmt, würde es mich interessieren, was denn sein konstruktiver Beitrag zum Gelingen des Vorhabens gewesen sein soll. Wenn behauptet wird, das Modell würde nicht funktionieren, das Projekt sei nicht durchführbar und der Businessplan verdiene seinen Namen nicht, ist dies an Arroganz kaum zu übertreffen und Geringschätzung höchsten Grades gegenüber all denen, die sich zusammen mit der GSS AG über mehrere Jahre intensiv mit der Materie lösungsorientiert, auseinander setzten. Die Äusserung unterstellt ebenfalls den Bewohnern der anderen Gemeinden Dummheit, Blindheit und Inkompetenz. Meine Antwort, wer andere unterschätzt, überschätzt sich selbst, oder wer andere schlecht darstellt, ist selber dadurch nicht besser. Die Behauptung, es sei eine Vorgabe der anderen Gemeinden gewesen, was zu sagen sei, ist nicht zutreffend. Alle Gemeinden verfügten über die gleiche Präsentation! Wie man diese kommentiert, ist personenabhängig. Mir fällt ein Zitat ein «Es gibt eine kleine Zahl von Menschen, die glauben, einen Beitrag an das Allgemeinwohl zu leisten, wenn sie ihren Willen durchsetzen».
Das Risiko bei einem Scheitern, was unwahrscheinlich ist, wäre für Gsteig mit einem Anteil bei 3.5% äusserst gering gewesen. Zudem steht Gsteig, hinter Saanen und Lauenen mit seiner Steuerkraft von 1600 Franken pro Kopf der natürlichen Personen finanziell recht gut da. Das wäre etwas Rückblick und ist nun Geschichte.
Jetzt der Blick vorwärts: Die Signale, die lösungsorientiert nun von den anderen Gemeinden und GSS AG kommen, stimmen zuversichtlich. Dem verursachten Scherbenhaufen den Rücken zugekehrt ohne Resignation, den Kopf hoch, bedacht dem Willen von einer überwältigenden Mehrheit Saanen/Simmental Rechnung tragend, das Heft der Zukunft in den Händen behaltend. Hut ab und danke, kann ich nur schreiben. Gefragt sind nun Diplomatie, eine Einigkeit der zustimmenden Gemeinden, wobei die Gemeinderäte dem Volkswillen verpflichtet sind und offene Türen für Gsteig. Isolation, wäre falsch. Vor der Abstimmung habe ich mich immer wieder gefragt, was könnte mein Beitrag zum Gelingen sein. Tatenlos beiseite stehen, nein. Mangels umsetzbarer Ideen, blieb es beim Leserbrief von letzter Woche. Mein Beitrag kann aber jetzt einerseits ein finanzieller sein. Ich könnte mir vorstellen jährlich um die 10% des Entwicklungsbeitrages von Gsteig zu übernehmen. Da ich nicht mehr der Jüngste bin, ist der Zeithorizont von 5 Jahren realistisch. Besser noch, wenn ich mit aktivem Engagement, z.B. in einer Interessens-Vereinigung, zum Gelingen einen Beitrag leisten könnte.
Erstellt am: 31.08.2023