Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. OK Weitere Informationen

Boltigen baut keine neue ARA

Boltigens Stimmbürger haben entschieden: Eine hauchdünne Mehrheit sprach sich für den Anschluss an die ARA Thunersee via ARNI-Kanal aus und gegen einen Neubau der Abwasserreinigungsanlage (ARA). Jedoch ohne den Unterhalt der Gemeindeleitungen und den Z-Kanal Boltigen-Garstatt abzugeben. Gemeinderatspräsident Andreas Hutzli und Gemeindepräsident Fred Stocker treten auf Ende Jahr zurück.

rating rating rating rating rating
Boltigen baut keine neue ARA

© ksm-fotografie

Schon bald Vergangenheit: Die ARA Boltigen soll zurückgebaut und das Abwasser ab 2019 der ARA Thunersee zugeführt werden.

An der ausserordentlichen Gemeindeversammlung musste das Boltiger Stimmvolk einen Grundsatzentscheid über die künftige Abwasserentsorgung fällen. Die Ausgangslage war klar: Etliche Teile der 1978 erbauten Kläranlage haben ihr Lebensalter erreicht. Folglich verlangt das Amt für Wasser und Abwasser (AWA) bis 2019 eine neue Lösung.

Vor nicht allzu langer Zeit wurde in Zweisimmen die ARA Oberes Simmental gebaut. Man darf sich fragen, wieso diese oberhalb von Boltigen, der untersten Gemeinde des Obersimmentals, gebaut wurde. Insbesondere, weil man wusste, dass erstens die Niedersimmentaler Gemeinden ihr Abwasser via ARNI-Kanal in die ARA Thunersee abführen und zweitens, dass Boltigens ARA langsam veraltet.

Doch diese Überlegungen sind heute müssig. Ein Hochpumpen des Abwassers nach Zweisimmen kommt laut Bieri aus Kostengründen nicht in Frage genauso wie eine Sanierung der bestehenden Anlage nicht sinnvoll hätte durchgeführt werden können. Es blieben zwei Varianten zur Auswahl:

Neubau oder Anschluss an ARA-Thunersee

Zur Abstimmung gelangten Variante 1 Neubau oder Variante 2 Anschluss an die ARA Thunersee via ARNI (Abwasserleitungen Region Niedersimmental). Der Zuständige Gemeinderat Adrian Bieri informierte sachlich kompetent über beide Varianten und stellte fest, dass es finanziell keine entscheidende Rolle spiele, welche der beiden Varianten man wähle. «Bei beiden Varianten wird es teurer als es heute ist,» sagte er und es gäbe keinen klaren finanziellen Gewinner im Vergleich. Entscheidend waren andere Faktoren.

Verantwortung scheibchenweise abgeben

In der offenen Diskussion wehrten sich Vertreter des lokalen Gewerbes dagegen, die Gemeinde zu schwächen, indem man solche Projekte aus der Hand gebe und die Verantwortung scheibchenweise aufgebe. Man jammere immer, die Leute verliessen das Tal, weil sie hier keine Arbeit mehr fänden. Und jetzt sei man wieder im Begriff, Arbeitsplätze und Verantwortung abzugeben.

Einer wies darauf hin, dass bei einem Anschluss an die ARA Thunersee nicht nur schmutziges Wasser sondern auch viel Geld nach Thun fliesse. Auch eine gewisse Angst vor unkontrollierbaren Kosten, die von Thun aus auferlegt werden könnten, machte sich bemerkbar. «Die machen dort unten mit uns hier oben sowieso was sie wollen.»

Die Befürworter teilten zum Teil diese Bedenken, waren sich aber sicher, dass genau dieses Projekt das falsche sei, um ein Exempel zu statuieren. Arbeitsplätze erhalten sei gut und recht, aber man finde ja niemanden, der diese Arbeit noch machen wolle. Leute, die «am Charre schriesset» seien selten, nicht einmal mehr für die Politik könne man sie finden, wurde mokiert. Ferner wurde erwähnt, dass es den Niedersimmentaler Gemeinden Oberwil, Därstetten, Erlenbach und Diemtigen, die dem ARNI-Verbund angehören, deswegen nicht schlechter ginge.

Hauchdünne Mehrheit für die ARA Thunersee

Die 70 Stimmberechtigten sprachen sich in der Abstimmung hauchdünn für den vom Gemeinderat empfohlenen Anschluss an die ARA Thunersee aus. 33 waren dafür, 32 dagegen und 5 enthielten sich der Stimme. Ein Antrag, der ebenfalls angenommen wurde, verlangt, dass der Unterhalt der Gemeindeleitungen und der Z-Kanal Boltigen-Garstatt nicht abgetreten wird.

Nun wird das Detailprojekt ausgearbeitet, welches an der Gemeindeversammlung im November vorgelegt wird. Dann soll auch der dafür notwendige Kredit gesprochen werden. Nach dem Baubewilligungsverfahren soll im Herbst 2017 mit dem Bau der Anschlussleitungen begonnen werden. Geplant ist ein neuer Kanal ab jetzigem ARA-Standort bis zum Pumpwerk Fuchshalte, und von dort als Pumpleitung bis Pfaffenried. Der Bau soll 2018 vollendet sein, damit eine pünktliche Inbetriebnahme am 1. Januar 2019 erfolgen kann.

Innerhalb des ARNI-Verbundes soll Boltigen ein vollwertiges Mitglied werden. Damit ist Boltigen mit einem von sechs Vorstandssitzen und vier von 21 Delegiertenstimmen vertreten.

Demissionen von Gemeinderatspräsident und Gemeindepräsident

Nach über 12-jähriger Tätigkeit für die Gemeinde hat Gemeindepräsident Fred Stocker per 31. Dezember 2016 demissioniert. Ebenfalls auf das gleiche Datum demissioniert auch Gemeinderatspräsident Andreas Hutzli, der seit 2001 im Gemeinderat war und diesem seit acht Jahren als Präsident vorsteht.

Erstellt am: 14.04.2016

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare

Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Interessante Artikel