Brass-Advent in der Boltiger Kirche

Zum traditionellen Adventskonzert traten die beiden Brass-Formationen, die Musikgesellschaft Boltigen und das Simmentaler Brass Ensemble, am späten Nachmittag des zweiten Advents in der Kirche Boltigen vor einer grossen Zahl Zuhörer auf.

Brass-Advent in der Boltiger Kirche

Die Boltiger Musikanten in dunkel und grün.

Der Anlass wurde in drei Teilen präsentiert: Die Boltiger Musikanten, unter der Leitung von Marc Mathis, eröffneten das Konzert mit dem Marsch «BB Corgemont». Die feine Komposition enthielt gut herausgearbeitete Überraschungen, mit exakten Synkopen und feiner Melodieführung im Trio. Die «Hymn tot he fallen» begann choralhaft und wurde immer lebhafter, mit gefälliger Führung, Dissonanzen enthaltend. Die Hymnenform im zweiten Teil wurde geschickt mit beweglicher Begleitung dargestellt. «Pastime with good company» wurde nach einer Melodie des berüchtigten englischen Königs Heinrich VIII. von Stephen Roberts arrangiert. Dabei haben die geforderten Schlagzeuger ihre Passagen mit Bravour gemeistert. Geschickt wurde die gleiche Melodie in mehreren Variationen, mit verschiedenen Instrumenten, gefällig interpretiert. Eine Filmmelodie aus den 70er Jahren, «The way we were», wurde von Solist André Minnig am Flügelhorn überzeugend dargestellt. Der Solopart erklang rein bis in die höchsten Töne, unaufdringlich vom ganzen Klangkörper begleitet.

Eine russische Schlittenfahrt erlebte man mit «Russian sleigh ride». Das Troika-Pferdetraben im weiten Land wurde instrumental überzeugend in Szene gesetzt. Als Zugabe boten die Boltiger den freudig applaudierenden Besuchern das mittelalterliche Gebet «Ave stella maris» dar.

Kurzandacht

Zu seiner Kurzandacht trug Pfarrer Christof Mudrack eine Schneeschaufel in der Hand. Wie wir nach einem Schneefall den Weg zu unserer Wohnung freischaufeln, so sollten wir auch Christus den Weg zu uns freihalten. Der Wochenspruch «Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer!» soll uns dazu anspornen. Gerade in der Adventszeit sollten wir uns Freiräume schaffen, sich Zeit nehmen zur inneren Einkehr. Damit Gott unsere Bereitschaft nutzen kann, um bei uns anzukommen. «Besser kann es nicht Weihnachten werden!», äusserte sich der Pfarrer mit Überzeugung.

Eine Uraufführung durch das Simmentaler Brass Ensemble

Nach der pathetischen Eröffnung mit «The Home of Legends» in speziellem Rhythmus, wo der Vollklang des Ensembles, geleitet von Charly von Grünigen, schwelgerisch zu Geltung kam, erlebte man die grosse Überraschung: Ausserhalb dem festgelegten Programm ertönte die Komposition des Oberwiler Musikers Sami Lörtscher «Auld Lang Syne», ein Arrangement nach der schottischen Volksweise «Nehmt Abschied, Freunde». Der Arrangeur hatte dieses Lied seinerzeit in der Sekundarschule Boltigen im Singunterricht kennen und schätzen gelernt. Sehr einfühlend hat Sami Lörtscher die melancholische Liedmelodie, agogisch und rhythmisch geschickt im Brass-Stil gestaltet, und sie wurde auch sehr ergreifend durch das Ensemble gespielt. Ein grosser Wurf ist dem jungen Musiker gelungen. Mit mächtig tönendem Eingang von «The Great Gate of Kiev», teils choralartig, teils bewegt, führte man das Programm weiter. Interessant dargestellt wurden die Glockenschläge mittels verschiedener Instrumente. Die exakt ausgeführten Läufe waren bewundernswert. «Beguin for Brass» führte in die Karibik. Hier kamen die geschickt dargestellten karibischen Rhythmen voll zur Geltung, inklusive die hellen Signaltöne. Den Konzertmarsch «Torch of Freedom», eine typische Eric Ball-Komposition, abwechslungsreich und beweglich, haben die Musiker, trotz anspruchsvollen Anforderungen, sauber gemeistert. Das Schlussstück «Concert Tune», mit pompösem Beginn, dann zum Teil sehr belebt, boten die Musikern sehr gekonnt dar. «The Lost Chord», eine wehmütige Melodie, wurde nach grosser Akklamation als Zugabe gespielt.

Zum Abschluss des fast zwei Stunden dauernden Konzerts spielte und sang man bei Kerzenlicht gemeinsam das Weihnachtslied «Stille Nacht». Hans Jungi