Schule Boltigen: Austausch über die Sprachgrenze hinaus

Vouvry liegt zwar luftlinienmässig nur gerade 50 Kilometer von Boltigen entfernt, doch die beiden Gemeinden trennt eine nicht ganz unbedeutende Grenze, an der sich noch heute Herr und Frau Schweizer schwer tun – der Röstigraben.

Damit diese Grenze für kommende Generationen kein unüberwindbarer Graben bleibt, entstand im vergangenen Schuljahr zwischen der 5./6. Klasse aus Boltigen und der Klasse 8H aus Vouvry im Kanton Wallis eine Patenschaft. Während des ersten Semesters lernten sich die Schülerinnen und Schüler beider Klassen als Brieffreunde kennen und sendeten sich gegenseitig nicht nur Briefe, sondern auch Fotos und präsentierten ihre Dörfer.

Damit dieser Kontakt aber auch in physischer Form stattfinden konnte, besuchte die Klasse aus Boltigen am 16. April ihre Brieffreunde im Rhonetal unter dem Motto «eine Sprache kann nur gelernt werden, wenn sie auch gelebt wird».

Wir starteten morgens um 8 Uhr mit dem Car und unsere Reise führte über den Col des Mosses via Aigle nach Vouvry, wo uns die Patenklasse neugierig empfing. Nach einem kleinen Spaziergang durch das Dorf erreichten wir die Schule, wo die Schüler aus Boltigen sehr gespannt auf das Klassenzimmer der welschen Klasse waren. Bis auf den Unterschied, dass hier, nicht wie bei uns, hilfreiche Lernplakate auf Französisch hingen, sondern auf Deutsch, war das Klassenzimmer ähnlich. Gleich startete es mit einem Quiz mit Fragen über Familie und Hobbys, die die Schülerinnen und Schüler ihren Brieffreunden mit Hilfe der beiden Sprachen stellten. Anschliessend ging es in die Sporthalle, wo neue Spiele kennengelernt wurden und in bilingualer Weise ein toller Turnunterricht erlebt wurde.

Nach so viel sprachlicher Arbeit begann der Magen langsam zu knurren und wir nahmen gemeinsam unser Picknick auf dem Pausenhof ein. Selbstverständlich wurde sogleich ausgiebig Fuss- und Basketball gespielt. Den Nachmittag dominierte ein Orientierungslauf, der den Boltiger Schülern Vouvry ein bisschen näher brachte.

Schliesslich war es nach einem feinen Zvieri Zeit, den Heimweg anzutreten und so verabschiedeten wir uns wieder von unseren Walliser Freunden mit dem Versprechen, uns vor den Sommerferien noch einmal zu sehen.

Gesagt, getan. Am Montag vor einer Woche, am 16. Juni, war es endlich so weit und unsere französischsprachige Patenklasse besuchte uns in der Schule Reidenbach – gerade rechtzeitig, sodass wir gemeinsam die grosse Pause verbringen konnten. Nach der Pause versammelten sich die gut 45 Kinder in der Bibliothek, wo die Brieffreundschafts-Paare versuchten, zweisprachige Rätsel zu lösen. Gleichzeitig entsandte die Französischlehrerin Frau Poschung verschiedene Paare mit Kartenmaterial und Schreibzeug ausgestattet in unterschiedlichen Zeitabständen in verschiedene Richtungen. Ziel war es, Posten mit Begriffen zu finden, die überall um das Schulhaus herum verteilt waren.

Gegen Mittag fuhren beide Klassen mit ihren Lehrpersonen zum Schwimmbad Zweisimmen, wo im nahegelegenen Wald der Klassenlehrer der 5./6. Klasse bereits ein Feuer gemacht hatte, damit alle ihren Hunger mit Würsten oder «Knoblibroten» stillen und sich im Wald mit Spielen verweilen konnten.

Doch das eigentliche Highlight des Tages war der Besuch in der Badi, gleich nach dem Mittagessen. Alle freuten sich darauf und so war es wenig erstaunlich, dass beide Klassen innert kürzester Zeit umgezogen und mit Badehose auf dem Rasenplatz standen. Der Sprungturm, die grosse Wasserrutsche, die Kneipanlage, der Pingpong-Tisch und das Beachvolleyballfeld waren im Nu in Beschlag genommen. Die Zeit verflog wie im Wind und so war es bald wieder so spät, dass unsere Freunde aus Vouvry den Heimweg in Angriff nehmen mussten. Vorher gab es noch einen feinen Zvieri mit selbstgebackenem Kuchen und sonstigen süssen Leckereien. Im Anschluss daran verabschiedeten sich die beiden Klassen voneinander, indem man sich, fast wie bei der Fussball-WM, einen Abschieds-Clap gab und «Au revoir!» sagte.

Wie an der WM, wo der Sport versucht, Nationen zu verbinden, bleibt zu hoffen, dass diese Schülerinnen und Schüler auch in Zukunft versuchen Brücken über den Röstigraben zu bauen…