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Solarstromproduktion auf dem Weissenburgberg – ein Zwischenbericht

Vor ziemlich genau acht Jahren wurde in der Simmental Zeitung über vier Solaranlagen auf dem Weissenburgberg berichtet, die von der Weissenburger Familie Wacker unter dem Eindruck der Nuklearkatastrophe von Japan geplant und gebaut wurden. Zeit für einen ersten Rückblick.

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Solarstromproduktion auf dem Weissenburgberg – ein Zwischenbericht

Eine der Solaranlagen von Familie Wacker in Weissenburg.

Die vier Anlagen haben eine Gesamtleistung von 52,1 kWp und mit der Anpassung des Einspeisegesetzes Anfang 2014 konnten die Anlagen auch zur Eigennutzung eingerichtet werden. In der Folge haben sich die Wackers angepasst: «Wir haben nach und nach unsere Gewohnheiten geändert: Grosse Stromverbraucher wie Tumbler, Waschmaschine, Geschirrabwaschmaschine usw. laufen jetzt in der Regel tagsüber und verbrauchen unseren selbst erzeugten Strom. Nur der überschüssige Strom wird ins Netz eingespeist. Ansonsten ‹schnurren› die Anlagen unbemerkt und zuverlässig vor sich hin», erläutern Thomas und Natalie Wacker.

Anschaffungskosten sind inzwischen stark gesunken

Betrachtet man die Anschaffungskosten, dann sind die Anlagen inzwischen sehr günstig geworden. 2013 haben die Wackers für ein 230-Watt-Modul noch 600 Franken bezahlt. «Heute bekommt man ein 400-Watt-Modul für etwa 250 Franken. Wenn man also 2013 eine 6-kWp-Anlage gebaut hat, mussten dafür mehr als 15 000 Franken hingelegt werden. Die gleiche Anlage kostet heute nur noch 3750 Franken», mussten die Wackers überrascht feststellen, als sie jetzt einen Vergleich anstellten. «Bedenkt man noch, dass die Einmalförderung für Solaranlagen bis zu 30 Prozent der Kosten decken und man zusätzlich die Rechnung von der Einkommenssteuer zu 100 Prozent abziehen darf, dann sind die Anlagen mittlerweile in einem erschwinglichen Rahmen», ist Wacker vom Solarstrom überzeugt.

Wie sieht es aber mit dem jährlichen Betrieb aus? Wartungs- und Betriebskosten sind relativ gering, die Anlagen reinigen sich durch Regen und abrutschenden Schnee sehr gut selbst, eine Extra-Reinigung mussten die Wackers noch nicht vornehmen. Lediglich ein Wechselrichter musste dieses Jahr repariert werden.

Vergütung des eingespeisten Stroms als Unsicherheitsfaktor

Am Beispiel der Anlage mit einer Leistung von 14 kWp rechnen die Wackers noch einmal nach: Rund 8875 Franken Vergütung von der BKW wurden erhalten und 6130 Franken Ersparnis durch die Verwendung von Eigenstrom realisiert. «Wir haben keinen Stromspeicher und erreichen nur durch die Veränderung unserer Gewohnheiten eine Eigenanteilquote von bis zu 47 Prozent. Die Stromeinspeisung ist mit 12000 kWh pro Jahr relativ konstant geblieben», erklären die beiden Solaranlagenbetreiber.

Unzufriedenheit herrscht aber über die Vergütung des eingespeisten Stromes in das Netz: «Leider ist die Vergütung der BKW in den letzten Jahren ‹hundslausig› geworden. Hier verdient sich ein Konzern eine goldene Nase.»

2016 wurde ein sogenannter «Herkunftsnachweis» eingeführt, mit dem «grüner» Strom besser vergütet wurde, als zuvor. Doch schon 2017 senkte die BKW die Vergütungen wieder und machte den Vorteil damit zunichte. Derzeit bringt der Herkunftsnachweis rund 4,5 Rappen pro kWh, dazu kommt die eigentliche Vergütung für den Strom, die stark schwankt und derzeit bei ca. 4,6 Rappen pro kWh liegt. Das Ziel der Wackers ist daher auch, so viel wie möglich vom eigenen Strom selbst zu verbrauchen, um die (stets konstant hohen) Bezugskosten zu vermeiden.

Wie sieht es jetzt bei uns in der Schweiz im Vergleich mit anderen Ländern aus? Der Anteil Solarstrom an der Gesamtproduktion liegt bei 3 Prozent (Stand 2019). «Andere Länder wie Italien und Deutschland liegen bei 7 bis 8 Prozent mit stark steigenden Zuwachsraten», wundern sich die Wackers über den verhaltenen Aufbau von Solaranlagen in der Heimat.

Manche Kritiker bringen den Landverbrauch der Solaranlagen ins Spiel. Doch da winken Thomas und Natalie Wacker nur ab: «Dazu gibt es Studien diverser Organisationen, dass, wenn wir in der Schweiz nur bewohnte Häuser mit einer Solarstromanlage ausrüsten, die 25+ Prozent erreichen können. Land wird also nicht verbraucht.» Aus ihrer Sicht wäre es daher gut, wenn Hauseigentümer bei Neubau oder Umbau statt Ziegel, Solarmodule auf ihrem Dach installieren. Etwas, wovon auch in der unmittelbaren Nachbarschaft von Wackers nicht immer Gebrauch gemacht wird: «Schade ist, dass in den vergangenen Jahren bei den Neubauten in der Gemeinde Därstetten-Weissenburg dies nur sehr zurückhaltend berücksichtigt wurde.»

Gute Argumenten gegen Solarstrom fallen den Wackers jedenfalls keine mehr ein: «Im Gegenteil, als neutrale Schweiz wollen und müssen wir unabhängiger werden vom Ausland. Energieimporte zu vermeiden und stattdessen vermehrt Energie selbst nachhaltig zu erzeugen, wäre doch ein weiterer Schritt in Richtung bessere Unabhängigkeit!» Für Familie Wacker ist damit klar, dass auch die kleine Schweiz Möglichkeiten hat, den CO2- Ausstoss zu reduzieren. «Mit Solarzellen auf dem Dach, aber auch auf politischem Wege – an der Urne», greifen die beiden denn auch aktuelle Diskussionen auf.

Erstellt am: 03.06.2021

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