Zwischenflüh

Den Bergrettern über die Schultern geschaut

Vom Freitag bis Sonntag fand im Diemtigtal der Ausbildungskurs für Berner Teilnehmer der Alpinen Rettung Schweiz statt. Nach einem Theorie-Samstag fand am Sonntag eine lebensnahe Rettungsübung statt.

Den Bergrettern über die Schultern geschaut

Der Einsatzleiter mit dem Hundeführer und einem Gruppenchef bei der Besprechung vor dem Start.

Das Leitbild der «Alpinen Rettung Schweiz»

Sie sind zuständig für die terrestrische Bergrettung und unterstützen jene aus der Luft. Sie leisten ihre Einsätze für in Not geratene und hilfsbedürftige Menschen. Ihre Einsätze erfolgen flächendeckend und witterungsunabhängig mit Orts- und geländekundigen Retterinnen und Rettern im alpinen, voralpinen und schwer zugänglichem Gebiet der ganzen Schweiz.

Sicherheit und Eigenverantwortung stehen dabei an erster Stelle. Sie passen ihre Einsatztätigkeit laufend den gesellschaftlichen Entwicklungen, insbesondere den sich verändernden Freizeitaktivitäten, an.

Die Organisation

Die Alpine Rettung Schweiz ist eine humanitäre und gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Bern. Sie gewährleisten die Einsatzbereitschaft rund um die Uhr mit ihren Retterinnen und Rettern aus SAC- und weiteren Rettungsstationen sowie Partnerorganisationen.

Die Alarmierung erfolgt über die Rega-Alarmnummer 1414 oder über den Polizei Notruf 117. Die Einsätze erfolgen unabhängig einer Kostendeckung und werden unter Berücksichtigung der Gönnerbestimmungen der Rega abgerechnet. Sie sind massgeblich durch die beiden Stifter Schweizer Alpen-Club SAC und Schweizerische Rettungsflugwacht Rega sowie durch Betriebsbeiträge der öffentlichen Hand finanziert.

Wer sind die Retter in der Not?

Entscheidend für die Erfüllung ihrer Aufgabe sind die motivierten Retterinnen und Retter aus den entsprechenden Regionen, die sich freiwillig rekrutieren.

Sie zeichnen sich durch Selbstständigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Flexibilität, physische Leistungsfähigkeit und alpintechnische Fachkenntnisse aus. Sie erfüllen ihre Aufgabe freiwillig und häufig unter schwierigen Umständen. Einen wesentlichen Teil ihres Engagements leisten sie ehrenamtlich. Die umfassende Aus- und Weiterbildung für die Retterinnen und Retter sowie für die Rettungshunde sind auf die Praxis ausgerichtet. Die Retter sorgen für das geeignete Rettungsmaterial sowie für einen umfassenden Versicherungs-Schutz.

Enge Zusammenarbeit mit anderen Rettungsorganisationen

Sie pflegen mit staatlichen Institutionen und Partnerorganisationen im Bereich des Rettungswesens einen offenen und regelmässigen Kontakt. Mit den Partnern im Rettungseinsatz arbeiten sie aktiv zusammen und sind auch offen für neue Entwicklungen. Sie engagieren sich für den Austausch von Know-how auf nationaler und internationaler Ebene.

Die Verantwortlichkeiten und die Ausbildung

Die Ausbildung aller an Bergrettungen beteiligten Personen und Organisationen ist die Hauptaufgabe der Alpinen Rettung Schweiz.

Die Grundausbildung für Rettende erfolgt im Rettungsdienst in der Region oder durch eine anerkannte Partnerorganisation (Quereinstieg). Mit der Unterteilung der Mitglieder in Retter I bis Retter III wird den regional unterschiedlichen Personalbedürfnissen der Rettungsstationen Rechnung getragen. Für die Ausbildung im Rettungsdienst ist der Rettungschef verantwortlich. Er definiert in Zusammenarbeit mit Instruktoren seines Regionalvereins die Ausbildungsschwerpunkte für sein Einsatzgebiet. Zur Unterstützung in der Umsetzung kann der Rettungschef eigene Retter Stufe III, Fachspezialisten oder Instruktoren ARS einsetzen.

Neugewählte Funktionäre (Rettungs-chef, Obmann, Materialverantwortlicher, usw.) werden mit einem Einführungskurs in die Tätigkeiten und das Pflichtenheft eingeführt.

Nach Bedarf organisiert die ARS Aus- oder Weiterbildungskurse, um das funktionsbezogene und erforderliche Wissen zu ergänzen. Funktionäre werden rettungstechnisch nicht ausgebildet.

Retterlaufbahn

Die Retterlaufbahn zeigt den Werdegang vom Retter I bis zum Instruktor mit möglichen Quereinstiegen und der Ausbildung zum Fachspezialist.

Der Kurs im Ferienhaus Enzian in Zwischenflüh

Im Rahmen der Organisation Rettungsdienst im Berner Oberland fand der diesjährige Kurs in Zwischenflüh im Diemtigtal statt.

Der Kursleiter André Troxler, Lenk, hat dem diesjährigen Kurs aktuelle Sommerthemen zu Grunde gelegt:

Flächensuche von verletzten Personen im unwegsamen Gelände im Gebirge mit Unterstützung durch Gebirgs-Flächensuch-Hunde.

Rettung von Gleitschirm-Fliegern aus Bäumen, Seilen und aus Installationen von Bergbahnen.

Erstversorgung der Patienten vor Ort und Abtransport in unwegsamem Gelände.

Der Kurs hat am Freitag mit der Kaderausbildung begonnen und am Samstag fand die theoretische und praktische Vorbereitung zu den besagten Themen statt.

Die Einsatzübung

In der in Echtzeit durchgeführten Übung wurden die Kursteilnehmer gefordert.

Um 8 Uhr traf folgende Meldung beim Einsatzleiter ein: Zwei Gleitschirme werden seit gestern Abend vermisst. Insgesamt spricht man von vier oder fünf vermissten Personen. Das Gebiet, in dem man die Vermissten vermutet wurde weit umfasst. Man nannte die Schwalmere unterhalb Meniggrat, Vordermenige bis an die Felsen. Die Rega kann wegen schlechtem Wetter kaum fliegen.

Um 8.45 Uhr trafen die 34 ausgerüstete Kursteilnehmer als Aufgebotene für den Rettungsdienst im Menigwald auf 1534 Meter über Meer ein. Die Mannschaft wurde in zwei Gruppen eingeteilt, eine für die Seite Schwalmere, die zweite Gruppe für die Seite Menigwald Bürchteli. Die beiden Einsatzleiter wurden bestimmt und anschliessend besprachen sich die Gruppen.

Um 9 Uhr starteten die Gruppen je mit einem Hundeführer. Der Einsatzarzt blieb im Zentrum des Einsatzes.

Um 10.05 Uhr wurde am Bürchteli auf 1630 Meter über Meer der erste Verletzte gefunden, er wurde vor Ort erstversorgt und für den Abtransport vorbereitet.

Um 10.30 Uhr wurden zwei Personen an den Felsen in der Schwalmere gefunden und kurze Zeit danach fand man zwei weitere Personen am Bürchteli in sehr unwegsamem Gelände (sehr steil und rutschig). Die vier Personen hatten Verletzungen, die durch den Einsatzarzt festgelegt wurden. Die Erstversorgung der Patienten konnte trotz schwierigen Bedingungen durchgeführt werden. Der Abtransport wurde vorbereitet und zwischen 11.30 und 12.30 Uhr konnten die Patienten aus dem schwierigen Gelände in Sicherheit gebracht werden. Der Abtransport wurde vorbereitet. Um 12.30 Uhr konnte die Übung, die einem echten Einsatz kaum zurückstand, abgebrochen werden, nachdem das gesamte Material zusammengetragen und einsatzbereit in den Fahrzeugen verstaut war.

Fazit

Ein hochmotiviertes, sehr gut ausgebildetes Team steht in jeder Region für Einsätze bereit, die oft durch Leichtsinn provoziert werden. Sie scheuen keine Strapazen und rücken bei jedem Wetter aus, ohne zu fragen, warum der Einsatz ausgelöst werden musste. Das Retten von Mensch und Leben steht im Vordergrund. Ein herzliches Dankeschön an alle, die unsere Alpine Rettung Schweiz möglich machen. Walter Zeller