Erste Highland Games im Diemtigtal

Fliegende Streitäxte und Baumstämme

Am letzten Samstag flogen im Rothbad/Diemtigtal Streitäxte, Baumstämme und Strohsäcke. Gewichte wurden durch die Luft geschleudert und mit Pfeilbogen geschossen: Männer und Frauen in karierten Röcken trafen sich zu den ersten Highland Games im Diemtigtal, im Simmental und sogar im Berner Oberland.

Fliegende Streitäxte und Baumstämme

Der eigens für die Durchführung der «etwas anderen Events» gegründete Verein 08-10-15 besteht aus einer Kassiererin, einer Sekretärin und drei Vize-Präsidenten. Diese fünf haben, laut Aussagen von Vize-Präsident Peter Weissmüller, allesamt keinen Bezug zu Schottland oder den dortigen Highlands. Aber sie haben ein Gespür für Events, die es so in der Region noch nicht gegeben hat.

An einem Sportler-Betreuungskurs sei Weissmüller auf diese Art von Spielen aufmerksam geworden. «Dies wäre doch was für unseren Skiclub», dachte er. Die Idee der ersten Highland Games in unseren Tälern war geboren. Zur Erklärung: Highland Games waren ursprünglich Bestandteil der traditionellen Treffen schottischer Clans (Gatherings) in den schottischen Highlands.

Unterstützung durch AarbergerHighlander

Für die Durchführung der ersten Highland Games im Diemtigtal bot der Braveheart-Clan aus Aarberg seine Unterstützung an. Dieser ist seit zwölf Jahren lizenziert und nimmt an Highland-Games-Turnieren teil, die an verschiedenen Orten in der Schweiz ausgetragen werden. Es gibt sogar eine Schweizermeisterschaft.

Braveheart Samuel Weibel nannte die Spiele im Diemtigtal «klein, fein und genial». Dass sich bereits zum ersten Mal 15 Clans à vier Kämpfer/-innen angemeldet hätten, findet er bemerkenswert. Der Braveheart-Clan bot Hilfestellung in Sachen Infrastruktur und Aufbau der einzelnen Disziplinen. Gekämpft wurde in den sechs Disziplinen Strohsack-Werfen, Bogenschiessen, Gewicht-Hochwurf am Morgen und Streitaxt-Werfen, Baumstamm-Werfen (der Klassiker) und der Clan-Hindernislauf am Nachmittag.

Mit von der Partie waren auch zwei reine Damen-Clans. Die meisten der Clans trugen Kilts, sprich typische karierte Schottenröcke, was dem Ganzen eine spezielle Optik und einen Hauch von «etwas noch nie da gewesenem» verlieh.

Spass im Vordergrund

Peter Weissmüller zeigte sich sehr erfreut über das grosse Interesse und die Begeisterung, welche diese, auch für Zuschauer, attraktiven Spiele erregten. Auf die Frage, ob sie die Highland Games im Rothbad lizenzieren wollen und Austragungsort der Schweizermeisterschaft werden wollen, wiegelte er ab. «Nein, das wollen wir eher nicht», sagte er. Er habe Angst, dass der Charme der Highland Games im Rothbad verloren gehe und dann der Spass nicht mehr im Vordergrund stehe, was sehr schade wäre.

Die Wertungen

Gewertet wird bei jeder Disziplin sowohl der einzelne Kämpfer als auch die Leistung des gesamten Clans. Entsprechend der erzielten Weiten, Höhen, Punkte oder Zeiten kriegen die Teilnehmer Rangpunkte. Der Clan oder der Einzelne mit den wenigsten Rangpunkten am Ende der Wettkämpfe, wird als Sieger gefeiert.

So wurden im Rothbad fünf Disziplinen mit Clan- und Einzelwertung bestritten. Die sechste Disziplin, der Clan-Hindernislauf, bei dem der gesamte Clan gleichzeitig mit einem Baumstamm auf dem Rücken einen Hindernisparcours absolvieren musste, galt nur als Clan-Wertung. Angemeldet hatten sich gemäss Peter Weissmüller auch Firmen, welche die Highland Games als Teambildungs-Event sahen. Aber auch Private, die ein vierköpfiges Team zusammenstellen können, dürfen mitmachen. Vorkenntnisse braucht es nicht. «Viele von denen, die heute teilnehmen, haben noch nie in ihrem Leben an Highland Games mitgemacht», bekräftigte Weissmüller und verwies auf das grosse Interesse am freien Training vom Freitagabend.

Premiere gelungen, eskannweitergehen

Toni Gilgen, ein weiterer Vize-Präsident des organisierenden Vereins 08-10-15 bestätigte am Sonntag auf Anfrage, dass sich keine Unfälle ereignet haben. «Glückliche Gesichter, wohin man schaut», lachte er. Die ersten Highland Games im Diemtigtal endeten als voller Erfolg und es soll weiter gehen: «Wir werden auch im nächsten Jahr wieder Highland Games durchführen, die werden Bestandteil unserer Agenda», bekräftigte Peter Weissmüller.

Gewonnen hat bei den Frauen Martina Bieri von «Homberg’s Highländerinnen». Ihr Clan gewann auch die Teamwertung. Beste Einheimische war auf Rang drei Xenia Mani vom Clan «Strohhüener.ch». Bei den Herren siegte Karl Messerli vom Clan «Three and a half men». Die Teamwertung entschied der Clan «Vier gewinnt» für sich. Als Preise winkten schöne Bilder auf Holz gemalt von Silvia von Allmen, Künstlerin aus Oey.

Die ersten Highland Games in unseren Tälern waren lustig anzuschauen und spannend. Das Echo der Teilnehmer sei durchwegs gut gewesen, liess der Veranstalter verlauten, der sich an dieser Stelle bei den Sponsoren bedanken will: «Ohne euch wären diese Spiele nicht möglich gewesen. Danke schön!»

Kerem S. Maurer