Der Favergesee entleerte sich mit brachialer Gewalt Richtung Lenk
Die Warnanlagen bewährten sich, die Schutzmassnahmen des Kantons und der Gemeinde greifen, die Einsatzkräfte und der Gemeindeführungsstab leisteten grossartige Arbeit. Bewohner und Gäste wurden keine verletzt, sie wurden rechtzeitig alarmiert, Gefahrengebiete wurden evakuiert.Es entstanden grosse Schäden an den verbauten Gewässern, im Wies- und Kulturland, an Gebäuden, Strassen und Wegen.
Dass sich im Frühling Wasser auf der Plaine Morte in Gletscherseen sammelt, ist keine Neuheit. Dass sich die Wassermassen den Weg durch den Gletscher in den «Trüebbach» suchen und einmal unter dem Gletscher durchbrechen, ist auch seit Jahren bekannt. Die Behörden haben die Gefahr wahrgenommen und entsprechende Massnahmen an den Wasserläufen eingebaut. Seit sieben Jahren ist eine Warnanlage im Betrieb, mit der die Bevölkerung und die Einsatzkräfte früh alarmiert werden können. Dadurch erhalten die Führungsorgane die notwendige Vorlaufzeit, Sicherheits-Massnahmen zu treffen und stark gefährdete Gebiete abzusperren, zu räumen und Personen zu evakuieren.
Am Mittag fehlte dem See bereits ein Meter, um 15 Uhr schon fünf Meter und um Mitternacht waren von den 17 Meter nur noch drei Meter im See.
Die Gemeindebehörde von Lenk hat am Mittag die Einsatzkräfte und wichtige Stellen im «Rezliberg» und im «Oberried» auf das bevorstehende Hochwasser aufmerksam gemacht. Um 16.15 Uhr stieg der Pegel des «Trüebbachs» sehr rasch an und der sonst schlanke, weisse «Gletscherfall» wurde trüb. Ein mächtiger Fluss mit einer Wassermenge von zeitweise über 80 m³ pro Sekunde donnerte dem «Rezliberg» zu.
Um 17 Uhr wurde der Grossalarm ausgelöst und die Strassen und Wege in das Oberried wurden gesperrt.
Bereits um 17.45 Uhr Minuten später erreichte die Flutwelle die Höhe der Simmenfälle. Im «Chlöpflisberg», unmittelbar nach der Brücke wurde die Flutwelle zum ersten Mal gebrochen. Die rechte Schwelle der Simme wurde in den letzten Jahren als vorbereitende Massnahme erhöht. Die linke Schwelle wird bei circa 30 m³ pro Sekunde überflutet und leitet das Wasser in den «Chlöpflisberg» ab. Circa 1 Mio. m³ Grundmoränen gesättigtes Wasser flossen in die Mulde nördlich der Kehricht-Anlage, die vom Hochwasser verschont blieb. Ein Teil des Hochwassers drückte durch den Simmendamm in die Ferienhaus Siedlung im «Rothenbach» und füllte dort einige Keller und eine Einstellhalle.
Das Hotel-Restaurant Simmenfälle sowie Teile des Campings Hasenweide wurden ruhig, aber bestimmt von der Polizei und der Feuerwehr geräumt. Die betroffenen Einwohner und Gäste wurden ins KUSPO gebracht. Auch Teile vom inneren «Oberried wurden evakuiert und die Bevölkerung in die Notunterkünfte im KUSPO untergebracht. Rund hundert Personen wurden im KUSPO verpflegt und konnten in den Unterkünften übernachten.
40 Minuten später zwängte sich die Flutwelle unter der Kronenbrücke durch und dank der Achtsamkeit der Einsatzkräfte konnten Bäume und Wurzelstöcke aus dem reissenden Wasser gefischt werden. Sie verhinderten eine Überflutung der Garage unter dem Kronenplatz und die Überflutung der Lenkstrasse bis zum Restaurant Löwen.
Um Mitternacht war der Pegel der Simme im Dorf wieder auf circa 60 m³ zurückgefallen. Die Gefahr war wieder gebannt. Trotzdem blieben die Einsatzkräfte die ganze Nacht durch wachsam.
Unter der Leitung des ehemaligen Feuerwehr-Kommandanten und heutigem Gemeindepräsidenten René Müller standen über 80 Wehrdienst- Leute von der Lenk, St. Stephan und Zweisimmen sowie der Zivilschutzorganisation im Einsatz.
Der Einsatzkommandant betonte, dass zu keiner Zeit das Leben von Einwohnern und Gästen in Gefahr gewesen sei. Die Einsatz Organisation hat sich im Ernstfall bewährt.
Neun Brücken hat das Hochwasser geräumt, hat im Bereich des «Rezlibergs» im «Oberried» und im «Bummern» tiefe Furchen ins Gelände gerissen und etliche Wege und Strassen unterspült oder weggerissen. Zur Zeit der Berichterstattung war der Gesamtschaden noch nicht abschätzbar, er wird sich im sechsstelligen Bereich bewegen.
Es sollte uns bewusst sein, dass die Natur auch in unserem Tal allgegenwärtig ist und hart zuschlagen kann. Dass der Gemeindeführungsstab, Einsatzkräfte Feuerwehr, Schwellenkorporation, Sanität und Verkehrsdienst einen hohen Stand erreicht haben, bewies der saubere, ruhige Ablauf der gesamten Organisation. Keine Hetze, keine Nervosität, keine Panik. Da ist ein «Dankeschön» unseren freiwilligen Helfern gegenüber einmal wert.
Erstellt am: 31.07.2018 / letzte Änderung: 01.08.2018