Konzert des Kirchenchors Lenk

Faszinierendes Oratorium, eindrückliche Aufführung und grosse Leistung

Der Kirchenchor Lenk wagte etwas Grosses: Louis Spohrs faszinierende Oratorium «Die letzten Dinge». Die Besucher/-innen erlebten eine eindrückliche Aufführung eines Werkes, welches sich versöhnend um die letzten Dinge Tod, Apokalypse, Himmel und Hölle dreht.

Faszinierendes Oratorium, eindrückliche Aufführung und grosse Leistung

Der Kirchenchor Lenk wagte mit Louis Spohrs faszinierendem Oratorium «Die letzten Dinge» etwas Grösseres. Mit einem Teil des Jugendsinfonieorchesters Crescendo, dem Solistenquartett Monika Maria Philippi (Sopran), Martina Hug (Alt) Daniel Bentz (Tenor) und Eric Förster (Bass) unter der Leitung von Johannes Göddemeyer glückten übers Wochenende zwei eindrückliche Aufführungen.

Der Kirchenchor Lenk wagte etwas Grösseres, hiess es bei der Einladung. Die rund 60 Sänger/-innen schweissten sich aufs Wochenende zu einer Einheit zusammen. Dazu fügten 26 Mitwirkende des Jugendsinfonieorchesters Crescendo ein korrektes Spiel mit imposantem Klangkörper ein. Das Resultat liess sich in der Kirche Lenk hören und sehen: Gemeinsam versetzten Chor, Solistenquartett und Orchester das Publikum in eine vom Irdischen losgelöste Stimmung, in ein inneres Erlebnis, das wohl niemand so leicht vergessen wird.

«Die letzten Dinge», eine des weltberühmten Geigenvirtuosen Louis Spohr oratorisch in Töne gebrachte Übertragung der Offenbarung des Johannes, lässt auch in der Gegenwart nicht so schnell los. Das zu seiner Zeit beliebte Chor-Werk wird nur selten aufgeführt, obschon es des Komponisten Absicht war, ein Werk zu schaffen, welches von Laienchören gesungen werden konnte. Das Kleinod verlangte Einiges von den 60 Sänger/-innen, die sich von ihrem Chorleiter Johannes Göddemeyer zu Höchstleistungen anspornen liessen.

Chor statt Erzähler

Er legte mit seiner Interpretation eine überwältigte Richtung vor, in welche Chor und Orchester mit gesanglichem und musikalischem Niveau überzeugten. Die Thematik, die vom Tod, vom jüngsten Gericht, der Erlösung und dem Reich Gottes handelt, vertonte Spohr auf eine für ein Oratorium neue Weise. Da gab es keinen Erzähler, der durch die Geschichte führte. Der Text wurde vom Chor mit ausgeglichenen, klaren Stimmen wortdeutlich wiedergegeben. Im Kontrast zur kühnen Chromatik und zu romantischen Klangfarben, welche sich unter anderem durch das dynamische An- und Abschwellen zeigten, eröffnete das Orchester im barocken Stil einer französischen Ouvertüre und in italienischer Manier erklang die Sinfonia im zweiten Teil.

Eindrücklicher Wechselgesang

Eindrücklich wurde «Preis und Ehre ihm», im Wechsel solistischer Zwischenteile, auf die der Chor antwortet, interpretiert. Zwischenzeitig bildeten Solisten und Chor eine Einheit, wie in «Betet an! Betet an! Lob und Preis».

Das aufeinander abgestimmte Solistenquartett mit Monika Maria Philippi, Sopran; Martina Hug, Alt; Daniel Bentz, Tenor und Eric Förster, Bass, steigerte den Wohlklang. Im «Heilig, heilig, heilig», stellte der Solotenor würdevoll das Thema vor, welches der Chor im vierstimmigen Satz wiederholte. Die fein nachempfundenen Rezitative wurden in schlichtem Orchestersatz begleitet. Markant ertönte «Gross und wunderbarlich sind deine Werke, Herr». Dramatisch und zugleich lyrisch und innig empfindsam erklang das Oratorium.

Danksagung und Vertrauen

Imposant wirkten polyphone Stellen in den Chorsätzen, der Endzeitcharakter der «Letzten Dinge». Mit theatralischer Wucht packte der vom göttlichen Gericht handelnde Chor «Gefallen ist Babylon» die Zuhörenden. Ausdrucksvoll wurden bedrohliche, versöhnliche, sperrige und rätselhafte prophetische Bilder der Apokalypse durch das Gegenüberstellen von Chor und Orchester, Soli und Chor, lyrisch und dramatisch hörbar gemacht. Klangprächtig ertönten punktierte Rhythmen, Chorfugati und verminderte Akkorde. Im Schlusschor verspürte man die Hoffnung und den Trost des letzten Buches der Bibel. Das einmalige, unvergessliche Konzerterlebnis zeigte, wie Spohr eine tröstliche Umsetzung der Apokalypse erreichte, die das unvermeidliche Ende nicht als letzten Ausweg darstellt, sondern als eigentliche Offenbarung, die alles offen legt und zur Versöhnung führt gleich einer grossen Danksagung an Gottes Güte. Die Reaktionen der Zuhörenden waren des Lobes voll: begonnen mit Standing Ovations und danach mit Aussagen wie «Es war ein beeindruckendes, wunderschönes Erlebnis».

Heidy Mumenthaler