46. Forum für Musik und Bewegung

Jodeln anders rum mit Christian Zehnder

Am Samstag, 6. Oktober 2018 fing mit dem Eröffnungskonzert von Christian Zehnder in der Aula der Volksschule bereits das 46. Forum für Musik und Bewegung an. Über eine Woche haben Laien die Gelegenheit, mit Kapazitäten aus der Musikszene zum Beispiel Tänze, Chorsingen, Jodeln oder Trommeln in Workshops einzustudieren. Beim diesjährigen Start der Musikwoche stellte Christian Zehnder mit seinen virtuosen Tonexperimenten seine hohe Musikalität unter Beweis.

Das Forum für Musik und Bewegung ist ein Element der Stiftung Kulturförderung Lenk, das sich über Jahre bereits bewähren konnte. Ausgewählte Spezialisten aus den verschiedenen Fachgebieten der Musik, der Rhythmik, Choreographie und des Tanzes geben den Kursteilnehmenden die Möglichkeit, ein Fachgebiet näher kennenzulernen und sich darin zu üben. Erstmals begann die Woche mit einem Eröffnungskonzert, ein Vortrag der besonderen Art mit Christian Zehnder.

Im Gespräch mit Christian ZehnderDurch die kontinuierliche Weiterentwicklung der europäischen Obertongesangstechniken gilt Christian Zehnder in Fachkreisen unbestritten als einer der kreativsten und innovativsten Köpfe der Szene. Im Gespräch gewährte er einen kleinen Einblick in sein Schaffen: «Ich will ‹neue alpine Musik› schaffen. Ich bin nicht gegen das Jodeln in der herkömmlichen Form. Dass mich die Jodler nicht immer lieben, kann ich aber verstehen. Die Herkunft der Musik im Hintergrund bleibt. Freies, wildes Jodeln, Jutzen. Jodeln ist global und eine faszinierende Technik der Improvisation, Musik zu gestalten. Mit freier Kehle aus sich heraus zu singen und mit offenen Ohren hinein in die Welt der Resonanzen der Natur und der Obertöne zu lauschen ist die Faszination beim freien Jodeln. In einer Zeit des ‹anything goes› ist es nicht leicht, eine eigene, bislang ungehörte Musik zu erfinden. Klänge aus allen Teilen der Welt scheinen vertraut, vor allem, wenn sie nur oberflächlich dargestellt werden. Ich habe versucht, einen neuen, singulären Stil zu kreieren, der Geist und Gefühl in individualistischen Klangfarben vereint. Die ‹Swiss Lady› von Pepe Lienhard war damals auch so ein Ausbruch aus der Lethargie des Alphorns. Er hatte das Können und das Glück mit der Swiss Lady in den Erfolg zu musizieren.

Mein Thema heute Abend sind ‹Songs from new Space Mountain› und es freut mich, mein Konzert in so einer wunderbaren Alpenwelt zu präsentieren.»

Christian Zehnder «in Concert»Der bescheidene Auftritt von Zehnder irritierte zu Beginn. Die Spannung, die er damit aufbaut, ist die Voraussetzung, sich in seine Musik, seine Interpretationen hinein zu leben. Er spielt nicht ein Instrument, er ist das Instrument, das er breitbandig einsetzt. Sanfte Musik, trillernde Pfeif-Arien wechseln mit grober, tiefer Stimme und Würglauten. Sein Instrumentarium scheint bescheiden, ist aber scharfsinnig geplant. Was er aus zwei Orgelpfeifen hervorzaubert, ist gefühlsbetont und lässt Bekanntes im Hintergrund erkennen. Seine abgeänderte Handorgel wird im Konzert ein Teil von ihm. Je länger das Konzert dauert, umso besser versteht man seine Musik. Vielleicht versteht man auch ein wenig, was er sagen will?

Fast höhnisch zaubert er aus seinem Milchkessel ein vertrautes Klangumfeld aus der Alpkultur. Man hört Glocken, den Sennenruf und das dazu gehörige Echo. Mit Schalk zitiert er Ursprüngliches und nimmt es aus dem gewohnten Umfeld in seine Welt mit.

In seiner Ode an die Naturtöne verulkt er einerseits den traditionellen Jodel, ehrt aber das Klangbild des Naturjodels, das er gekonnt einsetzt.

In der Summe hat Christian Zehnder auf sehr angenehme Art und Weise seine Gäste in seine Welt mitgenommen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so begeistert die Aula verlasse. Christian Zehnder hat überzeugt und wir sind sicher, dass seine Schüler in dieser Forums-Woche in besten Händen sind.