Eröffnungskonzert der 38. Sommerakademie Lenk

Vollkommene, virtuose Klangwelten für Violoncello und Klavier – ein Paganini auf dem Cello

Erstmals wurde nach 38 Jahren die Internationale Sommerakademie Lenk anstelle von Dozenten von einem Preisgewinner eröffnet. Der talentierte russische Cellist, Rustem Khamidullin ist zum dritten Mal als Student an der Lenk. Das grosse Talent brachte das Spektrum des Cellos in selten gehörter Weise zur Geltung.

Vollkommene, virtuose Klangwelten für Violoncello und Klavier – ein Paganini auf dem Cello

Pianist Paola De Piante Vicin & der russische Cellist Rustem Khamidullin.

«Sie unterstützen mit ihrem hier sein, zu hören und mitfühlen», begrüsste der künstlerische Leiter, und Dozent, Adrian Oetiker und ergänzte: «Wir haben zum Auftakt der 38. Internationalen Sommerakademie Lenk eine kleine Änderung: Anstelle eines Dozentenkonzertes präsentiert sich ein Teilnehmer, der leuchtende, glänzende und erfolgreiche Wege geschafft hat». Der russische Cellist Rustem Khamidullin ist zum dritten Mal Student in der Klasse von Conradin Brotbek und Gewinner des 1. Preises Bisborne International Music Competition in Neuseeland 2014. «Er soll zeigen, dass er es geschafft hat und anspornen, im kommenden Jahr seinen Platz am Eröffnungskonzert einzunehmen», ermunterte Oetiker die zuhörenden Student/-innen.

Elegisch bis verspielt-virtuos

Erfrischend liess der 25-jährige Rustem Khamidullin den Bogen über die Saiten und die ebenbürtige Partnerin Paola De Piante Vicin am Konzertflügel die Finger über die Tasten gleiten. Franz Schubert Arpeggione-Sonate a-Moll wurde ursprünglich für das erstmals 1823 in Wien gebaute Streichinstrument Arpeggione, welches eine Mischform aus Violoncello und Gitarre darstellte, geschrieben. In der gut besetzten Kirche Lenk kam das Spektrum des Cellos in selten gehörter Weise zur Geltung: In der Höhe einer Oboe und in der Tiefe einem Bassetthorn ähnlich, spielte der Preisgewinner seine virtuosen Tugenden und klangfarblichen Möglichkeiten wirkungsvoll aus.

Elegisch bis verspielt-virtuos kam der erste Satz zum Ausdruck und lyrisch, sanglich der Mittelteil. Schwungvoll, tänzerisch, virtuos liess er das rondoartige Allegretto ausklingen.

Zwischen Leidenschaft und Unterdrückung

Im Programmverlauf gab es einige Raritäten zu entdecken, wie etwa die unberechtigterweise selten aufgeführten Stücke Sergej Prokofiev und Rachmaninov. In Prokofiev’s Sonate für Cello und Klavier C-Dur op.119 schöpften die Duo-Partner ihr Maximum an Klangsinn und Dramatik aus, von leicht melancholisch, elegisch, melodiös, bis nostalgisch mit Anklängen an den russischen Volksliedtyp «Bylina» (Heldenlied).

Kompositorischer Reichtum gab es in Rachmaninov’s, Sonate für Cello und Klavier, g-Moll op. 19 zu entdecken. Trotz orchestralem Part, fügte sich die Pianistin vorbildlich ins Gesamtgefüge ein. Ihr Spiel wirkte zur kunstvoll gesetzten Cellostimme sensibel und zupackend. Immer wieder siegte die unendliche Melodie und lange Klangphrasen. Die instrumentalen Effekte wie Spiccati Springbogen), Arpeggien, Flageoletts und Pizzicati wirkten überwältigend. Die klaren Tiefen, fein ausgearbeiteten dynamischen Klangaufbauten vom weich-transparenten Schimmern bis hin zu intensivem satten Leuchten und der rundum runde Ton/Klang in allen Lagen beeindruckten. Mit unbändiger Energie liess der Cellist sein Instrument mit dichtem Bogenstrich singen und griff zupackend in die Saiten.

Das Publikum war überwältigt. Es applaudierte sich gleich zwei Zugaben raus. «Khamidullin ist wie ein Paganini auf dem Cello», war von einer Zuhörerin zu erfahren.

Heidy Mumenthaler