Eröffnungskonzert an der Lenk

Zelt-Saison mit Schweizer Blues, Country und Rock

Am vergangenen Freitag, 10. Februar öffnete «Das Zelt» an der Lenk wieder seine Tore: Nach sieben Jahren Pause begann das grösste Kulturspektakel des Winters am schönsten Talschluss der Alpen mit den Schweizer Country- und Blues-Grössen Florian Fox, Tobey Lucas und Marc Amacher. Und natürlich mit der charmanten Moderation und den gesanglichen Gastauftritten von Zelt-Direktorin Cathrine Steiner. Ein Auftakt, der kaum besser hätte gelingen können und Lust auf weitere Zelt-Abende macht.

Zelt-Saison mit Schweizer Blues, Country und Rock

Florian Fox und Marc Amacher rockten «Das Zelt» zum Abschluss gemeinsam.

Eine schier endlose Autoschlange zog sich am frühen Abend das Simmental hinauf Richtung Lenk und zeugte bereits im Voraus vom Erfolg des diesjährigen Zelts: Die ausverkaufte Premierenshow zog Gäste aus der ganzen Schweiz an. Wer sich von den Parkplätzen in klirrender Kälte zum Zelt begab, der konnte schon meinen, in der fernen Prärie gelandet zu sein – doch heulten an diesem Abend nicht die Kojoten, sondern (nur) die Hunde der Musher, die am Wochenende das Schlittenhunderennen absolvierten.

Drei Künstler – drei Stile: Stimmungmit Florian Fox  

Geboten wurde dem Publikum zum Auftakt gleich ein Dreier-Pack an Schweizer Musikern, die zwar alle unter dem Label «Blues & Country» fassbar waren, aber dennoch ihren ganz eigenen Stil und ihre ganz eigene Interpretation dieser Stilrichtungen vertraten.

Den Auftakt machte (ausgerechnet) der Zürcher Florian Fox, für den der Auftritt geradezu als Aufwärmen für die Country Night Gstaad gelten konnte, wo er sich im kommenden September mit den US-Superstars Miranda Lambert und Randall King die Bühne als Swiss-Act die Bühne teilen wird.

Fox zeigte mit seiner wuchtigen Stimme, die ihm auch die Bezeichnung eines «Schweizer Jonny Cash» eingebracht hat, dass er sich hinter den grossen Namen keineswegs verstecken muss. Mit einem Mix aus eigenen Liedern und Cover-Versionen konnte er das Publikum in seinen Bann ziehen und von Anfang an für gute Stimmung sorgen. Seine aktive Präsenz füllte die Bühne und seine stimmliche Wandlungsfähigkeit liess staunen. Warum der ohnehin nicht gerade dunkelhäutige Florian Fox allerdings während seines gesamten Auftritts von einem wenig stimmungshaften, kalkweissen Spot angestrahlt wurde, dürfte das unergründliche Geheimnis des Beleuchters bleiben.

Nashville-Spirit mit Tobey Lucas

Mit Tobey Lucas folgte im Anschluss eher klassischer Country-Style mit Klassikern der Country-Musik. «Nashville Spirit» made in Switzerland versprach Lucas und er hielt sein Versprechen. Anders als Fox war der Auftritt von Lucas weniger auf ihn selbst zentriert und so spielten auch die Musiker seiner Band eine gewichtigere und manchmal auch vordergründigere Rolle – auch wenn der Herr am Bass, trotz manch optischer Ähnlichkeit, nicht George Clooney war.

Marc Amacher: RampensaurocktZelt

Mit Marc Amacher trat nach der Pause der wohl bunteste Vogel des Abends auf die Bühne. Neben seinem Bassisten Boot’s, welcher mit stoischer Miene, Glitzerjacke, Zylinder und übergrosser Sonnenbrille klar dem Klischee «Rockstar» entsprach, wirkte Amacher bis zum ersten Ausbruch seiner Stimmgewalt aber geradezu deplatziert. Konnte man sich doch des Eindrucks nicht erwehren, dass ein Roadie sich mit dem Timing verschätzt und versehentlich zum Konzertbeginn noch auf der Bühne gestanden hätte. Mit schlichter Jeans und schlabbrigem Jeanshemd stand Amacher da – Letzteres sorgfältig in die Hose gesteckt und damit den sich über den Gürtel wölbenden Resonanzkörper betonend. So konnten Accessoires wie Zottelbart und dicke Sonnenbrille nicht die Vorstellung nähren, hier käme der Rocker des Abends. So kann man sich irren.

Mit einer Gitarre in der Hand und einem Mikrofon vor dem Mund wird Amacher augenblicklich zum röhrenden Helden der Bühne. Vom unscheinbaren Underdog zum Superstar in Sekundenbruchteilen.

Blues, Boogie-Woogie und auch Rock ’n’ Roll der etwas härteren Sorte gab es von Amacher. Etwas lauter als seine Bühnen-Vorgänger, etwas härter, etwas direkter. In ein festgelegtes Programm wollte sich Amacher nicht zwängen lassen, wie Cathrine Steiner vorab versprach. Und das nahm man ihm auch ab: Nach Lust und Stimmung spielte er mit seinen beiden Band-Kollegen am Bass und Schlagzeug sein ganz individuelles Zelt-Konzert: rockig und unberechenbar.