Gemeinde Saanen unterstützt Nachtbereitschaft der Rega mit maximal 98000 Franken

Mehr Einsatzfähigkeit für die Rega – aber Unklarheiten bleiben

Der Gemeinderat von Saanen hat beschlossen, sich mit bis zu 98000 Franken an einer Nachtbereitschaft des Rega-Helikopters während der kommenden Wintersaison zu beteiligen (siehe Simmental Zeitung vom 10. Dezember, Seite 15). Das weckt Erinnerungen an die Wintersaison 2018/19: Damals hatte die Gemeinde Saanen zusammen mit vermögenden Privatleuten ein Projekt im Gesamtumfang von über 900000 Franken lanciert. Ein Teil davon, um den Rega-Helikopter im Winter von der Basis Zweisimmen zum Airport Gstaad zu fliegen – und morgens wieder zurück. Ein «Pilotversuch», wie Gemeinde und Rega damals betonten. Ein Versuch, der so nicht wiederholt wird – doch bleiben auch viele Fragen offen.

Mehr Einsatzfähigkeit für die Rega – aber Unklarheiten bleiben

Der in Zweisimmen stationierte Rega-Helikopter beim Abflug vom Spital Zweisimmen.

Mit Unverständnis wurde im Dezember 2018 im Simmental reagiert, als die Gemeinde Saanen ein Projekt mit einem Volumen von 919690 Franken auf den Weg brachte, um die Notfallversorgung im Saanenland und – wie in der Kommunikation ausserhalb des Saanenlandes gern von den Beteiligten betont wurde – in der Region zu verbessern. Zwei Drittel der Summe kamen dabei von Privatleuten, nämlich, wie es im offiziellen Sprachgebrauch der Gemeinde Saanen damals hiess, von der Gruppe «Private Supporter Trauma Notfall-Ersteinsatz Saanenland», bestehend aus Privatfamilien mit Erstwohnsitz in der Gemeinde Saanen. Wer sich genau hinter dieser Gruppe verbirgt, blieb dabei genauso unklar wie die Frage, auf welche Positionen sich die knappe Million Franken nun genau aufteilen würde.

Klar war damals jedoch: Der auf der Rega-Basis in Zweisimmen stationierte Helikopter sollte seine Tagbereitschaft weiterhin ab Zweisimmen leisten. Ein Teil des Projektbudgets wurde dafür aufgewendet, den Hubschrauber jeweils am Abend von Zweisimmen nach Saanen zu fliegen. Und morgens wieder zurück. Und das, während die Crew im alten Spital in Saanen nächtigen sollte – einige Autominuten entfernt vom Helikopter auf dem Saaner Flughafen statt in der Zweisimmer Basis direkt neben ihrem Fluggerät.

Diese regelmässigen Überflüge dürften zu den Rega-Tarifen zwischen 80000 und 100000 Franken verschlungen haben.

Dass die Gemeinde Saanen in der bevorstehenden Wintersaison wieder kommentarlos fast 100000 Franken bereitstellt, sorgte denn auch zunächst für Kopfschütteln. «Unsinnige Überflüge» wurden befürchtet.

«Vom Engagement aus Saanen profitiert die ganze Region»

Von «unsinnigen» Überflügen will der Saaner Gemeinderatspräsident Toni von Grünigen allerdings nichts wissen. Von Grünigen betont auf Nachfrage erneut, dass vom Engagement der Saaner Privatleute und der Gemeinde letztlich die ganze Region profitieren würde. Bereits das Projekt im Winter 2018/19 umfasste nämlich auch die Beschaffung eines Rapid Responder-Fahrzeugs und die Anschaffung von 30 Defibrillatoren, die in der gesamten Region aufgestellt wurden – nicht nur im Saanenland. Darüber hinaus wird aus Saaner Mitteln in den Winternächten ein bodengebundener Notarztwagen finanziert. Die Gemeinde Saanen habe mit Privaten ein Gesamtkonzept erarbeitet, welches der Notfallversorgung im Saanenland und Obersimmental zu Gute kommt.

Ein Pilotversuch mit durchwachsenen Ergebnissen

Der «Pilotversuch» aus der Saison 2018/29 mit der Nachtverlegung des Helikopters nach Saanen hat sich aber offenbar nicht bewährt. Das räumt auch Toni von Grünigen ein: «Eine Auswertung dieses Pilotversuchs zeigte vor allem Optimierungsbedarf in den täglichen Überflügen. Um diese zu eliminieren, leistete die Rega ihren Pikettdienst im Winter 2019/20 nur noch bei unsicheren Witterungsverhältnissen ab dem Flugplatz Saanen.» Solche Witterungsverhältnisse lagen in der vergangenen Wintersaison jedoch nur in vier Nächten vor, sodass es faktisch kaum zu Überflügen gekommen sei. Und wenn sie denn stattgefunden haben, dann, um die Versorgungssicherheit in der konkreten Nacht zu verbessern. Für die ganze Region.

Und genau das, so von Grünigen weiter, sei auch in der bevorstehenden Wintersaison geplant. Was Adrian Schindler, Mediensprecher bei der Rega, bestätigt: «Die Rega stellt die 24-Stunden-Einsatzbereitschaft auf der Basis Zweisimmen auf eigene Kosten sicher. Die Gemeinde Saanen kommt für die zusätzlichen Kosten auf, die durch die Anforderung anfallen, dass die Einsatzbereitschaft bei unsicheren Wetterbedingungen von Saanen aus sichergestellt werden soll. So fallen in Saanen beispielsweise Kosten für Hangar- und Wohnungsmiete an, damit der Helikopter eingestellt werden kann und eine Schlafmöglichkeit für die Crew vorhanden ist. Auch die Kosten für allfällige Überflüge von Zweisimmen nach Saanen und entsprechende Landetaxen werden von der Gemeinde Saanen übernommen.»

Keine neue Rega-Basis in Saanen – aber Prüfung von «räumlichen Voraussetzungen»

Angesprochen auf die Gerüchte, man plane in Saanen eine neue Rega-Basis und wolle den bislang in Zweisimmen stationierten Rega-Helikopter ganz ins Saanenland holen, widerspricht von Grünigen – vorerst: «Von der Planung einer zweiten Rega-Basis kann derzeit keine Rede sein.»