PolitikerInnen und Schulbehörden gingen aufeinander zu

In Spiez trafen sich Schulbehörden und Politiker zum Dialog über Themen wie spezielle Lektionen für spezielle Situationen, über den Übergangslehrplan «Passepartout» als Vorläufer zum Lehrplan 21 und über die Personalpolitik unter erschwerten Bedingungen und gestiegenen Ansprüchen. Der neue Schulinspektor, Martin Pfanner gab in Spiez seinen «Einstand». Der Steffisburger ist seit dem 1. August dieses Jahres im Amt und folgt auf Susanne Müller, die als Leiterin der Fachstelle Schulaufsicht deutsch nach Bern wechselt.

PolitikerInnen und Schulbehörden gingen aufeinander zu

Oberländer GrossrätInnen erklärten sich gegenüber den Schulbehörden: Jakob Schwarz, Adelboden; Christoph Berger, Aeschi; Peter Eberhart, Erlenbach; Markus Wenger, Wimmis; Anita Luginbühl, Krattigen; Hans Rösti, Kandersteg; Hansjörg Pfister, Zweisimmen; Bethli Küng, Saanen; Thomas Knutti, Weissenburg.

Vorbereitet hatten den Anlass die SchulleiterInnen Brigitte Zahnd, Schönried, Marianne Hodel, Zweisimmen, Claudio Lang, Frutigen, Bernhard Wüthrich, Unteres Simmental, sowie Martin Knecht und Michel Weber, Spiez. Präsent waren auf Politikerseite die GrossrätInnen Bethli Küng, Saanen; Hans-Jörg Pfister, Zweisimmen; Thomas Knutti, Weisssenburg; Peter Eberhart, Erlenbach und ihre Grossrats-KollegInnnen aus dem Kandertal.

Spezialunterricht versus Kleinklassen

Eine erste Gruppe suchte nach Gründen für die gestiegene Lektionenzahl für schwächere und verhaltensauffällige Kindern. Sind die Kinder heute dümmer als früher? Sind die Lehrpersonen den Anforderungen nicht mehr gewachsen? Oder ist es sogar das grössere Angebot, das die Nachfrage nach Spezialunterricht gesteigert hat? Das waren die Fragen denen man sich stellte. Die Antworten blieben nicht aus: Man weiss heute mehr über das Auftreten von Störungsbildern. Das grössere Angebot an Fachkräften steigert die Nachfrage. Sicher sei auch, dass sich mit dem grossen Freizeitangebot, Handys, und Computer Probleme ergäben und dass es immer schwieriger werde, die Kinder zu motivieren. Auseinander gingen die Meinungen, bezüglich der Abschaffung der Klassen für besondere Förderung (ehemals Kleinklassen). Grossrätin Bethli Küng, Saanen bedauert diese Entwicklung; Grossrat Hans-Jörg Pfister, Zweisimmen ist froh darum: «Kleinklässler haben bei der Lehrstellensuch grosse Nachteile». Hinterfragt wurde auch, dass für einzelne Speziallektionen die Erziehungsdirektion, für andere die Gesundheitsdirektion zuständig ist. Hier erwarte man vom Kanton mehr Koordination. Wichtig – gerade in Sachen Speziallektionen – sei aber vor allem die gute Abstimmung zwischen Schulleitungen, Lehrpersonen und Eltern.

Vom «Ici Fondeval» zum «Milles Feuilles»

2017 wird der Lehrplan 21 eingeführt, der einen «kompetenzorientierten», Unterricht ermöglich soll. Dem Übergangslehrplan «Passepartout» mit den neuen Sprachen-Lehrmitteln (Milles Feuilles und New World) wurde viel Anerkennung gezollt. Kinder gingen plötzlich gerne ins Französisch; Eltern wären erstaunt, welche Fortschritte die SchülerInnen machen. Die Lehrmittel würden das vernetzte Lernen ermöglichen. Grossrat Thomas Knutti, Weissenburg, gibt den neuen Lehrmitteln eine gewisse Chance, schränkt aber ein, dass die notwendigen Infrastrukturen (z.B. Informatik) kleinere Schulen benachteiligen könnten. Für Grossrat Markus Wenger, Wimmis ist die Infrastruktur Nebensache: «Als Lehrmeister sind für mich motivierte Jugendliche wichtig, denen in der Schule Begeisterung, Interesse und Neugier an der Zukunft vermittelt worden ist.

Lohnanpassungen trotz kantonaler Sparpakete

Die Schwierigkeiten bei Stellenbesetzungen sind in den Randregionen nicht neu. Nach Ansicht der in der Arbeitsgruppe «Personalpolitik» vertretenen Grossräte besteht bei der Lehrerbesoldung (wie auch bei der Polizei) tatsächlich Handlungsbedarf. Andererseits erwarte die Politik auch, dass auch aus der Lehrerschaft positive Vorschläge zum aktuellen 450-Millionen-Sparpaket eingingen. «Sparen am richtigen Ort braucht Insiderwissen», sagte Grossrat Peter Eberhart aus Erlenbach. Grossrat Christoph Berger, Aeschi erwartet von der Lehrerschaft nicht nur Klagelieder: «Steht hin und äussert auch einmal eure Zufriedenheit über den einen facettenreichen, erfüllenden Lehrerberuf, der euch viel Selbstständigkeit und einige Freiheiten ermöglicht».

Austausch von Meinungen ist wichtig

Schulinspektor Martin Pfanner wertete den Dialog mit dem treffenden Sprichwort: «Du hast einen Apfel. Wenn ich Dir einen Apfel gebe, und Du mir einen Apfel gibst, dann habe ich einen Apfel und Du hast einen Apfel. Ich habe eine Idee. Du hast eine Idee. Wenn ich Dir eine Idee gebe, und Du mir eine, dann haben wir beide zwei Ideen. Er schloss mit der Feststellung: «Wenn bei der Politik das Bewusstsein gewachsen ist, dass die Lehrerschaft und die Schulbehörden ein grosses Engagement aufbringen, macht das uns allen Mut für die Bewältigung der Zukunft!»