Modellflug Schweizermeisterschaft «Scale»

Dem Vorbild zum Verwechseln ähnlich

Am Wochenende, 24. und 25. September, herrschte wieder einmal fliegerischer Hochbetrieb am Flugplatz St. Stephan: Kleine und mittelschwere Helikopter kreisten über dem Platz, Jets beeindruckten bei Flugvorführungen und Propellerflugzeuge zogen ihre Bahnen, – Letztere meist nur begleitet vom leisen Surren des antreibenden Elektromotors. Die rund zwei Kilometer lange Piste wurde dabei aber von keinem der Piloten auch nur ansatzweise ausgenutzt: In die Luft gingen Modellflieger bis zu 30 Kilogramm Gewicht.

Dem Vorbild zum Verwechseln ähnlich

Schweizermeisterrschaft Modellflug Scale

Die Modellfluggruppe Obersimmmental lud in diesem Jahr zur Schweizermeisterschaft der Scale-Modellflieger nach St. Stephan. Die Besonderheit? Bei den «Scale»-Modellen geht es neben den fliegerischen Leistungen vor allem darum, dass die Modelle bis ins kleinste Detail dem «grossen» Vorbild nachgebildet sind. Kunstvoll fliegen müssen sie aber trotzdem können.

Amtierender Weltmeister gewinnt auch Schweizermeisterschaft

In der «Königsklasse» F4C konnte sich Andreas Lüthi – nicht ganz unerwartet – den Titel des Schweizermeisters sichern. Lüthi ist in der Szene seit Jahren das Mass aller Dinge: neunfacher Weltmeister, dreifacher Europameister. Und auch in St. Stephan sammelte Lüthi mit seiner Bücker Jungmann 1.131E Maximalnoten.

Fünfzig Prozent der Wertung bei den Scale-Modellen werden in der Baubewertung vergeben, die andere Hälfte in den Flugprogrammen. Und so zeigt ein genauerer Blick auf die Modelle auch die feinen Details, mit denen die Bastler und Tüftler sich auseinandersetzen. «Bei den alten Originalflugzeugen wurde eine Stoffbespannung auf die Rippen der Tragflächen genäht», erläutert Daniel Lörtscher, Sekretär und Presseverantwortlicher der Modellfluggruppe Obersimmental und fährt fort, «die Nähte wurden dann mit einem Zackenband abgedeckt».

Und Zackenband in einer Breite von rund einem Zentimeter, das braucht auch Lüthi reichlich. Über 100 Meter hatte er in einem Winter mal geschnitten. Auf Vorrat. Als Scale-Modellbauer braucht man so etwas halt immer mal wieder. Beim genaueren Blick auf seine Bücker Jungmann sieht man davon schon recht viel, doch einfach nur Aufkleben reicht nicht aus: Unabhängig vom verwendeten Material müssen die Oberflächen am Schluss originalgetreu aussehen. Aufwändige Lackierarbeiten sind dazu notwendig. Auch Beschriftungen werden mit (Sprüh-)Lack aufgebracht – Aufkleber aus dem Laserdrucker sind verpönt. Die Arbeitsstunden für die Herstellung der Modelle gehen in die tausende – kaum einer hält das wirklich genau fest.

Was bei Lühtis Modell noch auffällt, ist der insgesamt etwas «abgenutzte» Gesamteindruck. «Alterungsspuren», erklärt Lüthi auf Nachfrage – und auch die sind geplant und bewusst hinzugefügt. Die Modelle sollen nicht aussehen, wie frisch aus der Fabrik, sondern eben wie reale Flugzeuge, die schon etliche tausend Flugstunden auf dem Buckel haben.