Die 36. Alpabfahrt in St. Stephan ist ein grosser Anlass für Mensch und Tier

Trotz Mäuseplage, Hagelwetter, dem nässesten Sommer seit Messbeginn und Planungsunsicherheit wegen der andauernden Corona-Epidemie konnte vergangenes Wochenende die Alpabfahrt in St. Stephan stattfinden. Das Arrangement war gut besucht und die Anwesenden aus dem In- und Ausland genossen das traditionelle Ambiente und das warme Wetter.

Die 36. Alpabfahrt in St. Stephan ist ein grosser Anlass für Mensch und Tier

Der Weg war von Schaulustigen gesäumt, hier die Kühe von der Alp Flösch.

Am Samstag, 4. September, fand die 36. Alpabfahrt auf dem Gelände der HwR AG in St. Stephan statt. Wegen Corona konnte der Anlass erst kurzfristig geplant werden und fand im reduzierten Rahmen statt, ohne Festzelt und Livemusik. Trotzdem war die Veranstaltung sehr gut besucht. Die rund fünfhundert Anwesenden genossen das warme, sommerliche Wetter, die gemütliche Atmosphäre und die gute Verpflegung.

Ein wichtiges Arrangement fürunser Dorf

Gemeinderätin und Vizepräsidentin des Tourismusvereins St. Stephan, Pia Perren, hiess die Anwesenden willkommen: «Schön, dass ihr da seid!» Sie bedankte sich weiter bei allen freiwilligen Helfern, dem Frauenverein, dem Holzwerk, den Marktstandbetreibern, dem Vorstand des Tourismusvereins und der Gemeindeverwaltung.

Auch Veronika Zeller-Zumbrunnen, Präsidentin des Tourismusvereins St. Stephan, war dankbar, dass die Alpabfahrt stattfinden konnte. «Die Alpabfahrt ist Herzblut, ein altes Brauchtum. St. Stephan hat eine der ältesten Alpabfahrten im Berner Oberland. Früher war der Anlass viel grösser, dieses Jahr hat es noch drei Züglete. St. Stephan ist klein, es gibt nicht so viele Arrangements und das ist ein wichtiger Anlass für unser Dorf. Nachdem die Alpabfahrt letztes Jahr coronabedingt ausfallen musste, haben wir uns dieses Jahr kurzfristig entschieden und alles innerhalb von vierzehn Tagen organisiert. Wir sind ausgesprochen dankbar, dass die Marktstände da sind und dass wir so viele gute Helfende haben. Der Vorstand des Tourismusvereins hat das Arrangement organisiert, die Gemeindeverwaltung mit Beat Zahler an der Spitze hat uns die Administration abgenommen und das Schutzkonzept vorgegeben. Ich freue mich auch, dass Leute aus dem Unterland einen Ausflug machen und heute hier bei uns an der Alpabfahrt sind.»

Ein grosser Anlass fürMenschundTier

Drei Züglete kamen an diesem Samstag von den Alpen im Dürrenwald ins Tal hinunter: Familie Eschler von der Alp Flösch, Familie Freidig von der Alp Ruefstafel und die Familien Zahler und Buchs von der Alp Zigerritz. Währenddem die Tiere der Familie Freidig in den Talbetrieb an der Lenk geführt wurden, gingen die anderen Familien mit ihrem Vieh auf Vorweiden auf der anderen Talseite.

Der Sommer 2021 war alles andere als einfach für die Familien im Dürrenwald und ihre Tiere: zuerst der kalte Frühling und die späte Schneeschmelze, dann eine Mäuseplage und ein grosses Hagelwetter, gefolgt von dem verregneten Sommer, der nässeste seit Messbeginn.

«Heute sind die Kühe die ‹Hauptpersonen›», sagte Veronika Zumbrunnen entschieden. «Ich glaube, dass die Alpkühe, die jedes Jahr zügeln, merken, dass heute ein besonderer Tag ist. Es liegt eine gewisse Nervosität und Spannung in der Luft, es ist nicht nur für die Menschen, sondern auch für die Tiere ein grosser Anlass. Die Tiere gehen gerne auf den Berg, aber auch gerne wieder ins Tal. Sie tragen den Kopfschmuck und die grossen Treicheln mit Stolz. Den Blumenstrauss an meiner Tracht habe ich gestern extra auf dem Flöschhorn geholt, sodass auch wir an der Tracht einen Strauss vom Dürrenwald haben.»