Buchvernissage «Im Färmeltal»

Ein Buch gegen das Vergessen

Am vergangenen Freitagabend, 20. und Samstagmorgen, 21. Oktober, präsentierten die Autoren und Verleger Peter Bratschi, Manfred Lempen und Elisabeth Bergmann ihr neues Werk «Im Färmeltal» der Öffentlichkeit. Das Buch beschreibt anhand von Bildern und Dokumenten die Geschichte des Fermeltals sowie der Gebiete Obersteg, Zuhäligen und Albrist. Es ist ein Buch gegen das Vergessen.

Ein Buch gegen das Vergessen

Die Autoren des Färmelbuchs: Manfred Lempen, Elisabeth Bergmann und Peter Bratschi.

Die beiden Autoren Peter Bratschi und Manfred Lempen landeten mit ihrem ersten Buch «Ds Mattedörfli» einen Volltreffer, denn das Buch war bereits nach wenigen Wochen ausverkauft und eine zweite Auflage musste gedruckt werden. Bei ihrem neuen Werk «Im Färmeltal – mit Obersteg, Zuhäligen und Albrist» bauten sie auf diesen Erfahrungen auf. Auch dieses Buch geben sie im Eigenverlag heraus, um die Kosten zu senken. Das Buch soll für alle zugänglich sein und der Kauf nicht am Preis scheitern. An der Vernissage wurde das Buch zum Sonderpreis von 30 Franken angeboten.

Das Buch wurde von den drei Autoren Peter Bratschi, Manfred Lempen und Elisabeth Bergmann zusammen verfasst. Die einzelnen Kapitel können niemandem direkt zugeordnet werden, es ist ein Gemeinschaftswerk, betonte Peter Bratschi.

Das Autorenteam ist mit dem Fermeltal stark verbunden. Die Vorfahren mütterlicherseits von Peter Bratschi kommen aus dem Fermeltal, aufgewachsen ist er in Matten. Nach 42 Jahren als Schulmeister in Aeschiried kehrte er nach seiner Pensionierung ins Elternhaus zurück. Für das Buch konnte er auf viele Schriften und Fotos vom Fermeltal der Familie Bratschi zurückgreifen. «Ein Fundus von fünf Generationen, die nur Unnötiges weggeworfen haben», meinte Peter Bratschi schmunzelnd.

Auch Manfred Lempen ist in Matten geboren und lebt dort im Elternhaus. Während seiner vielseitigen beruflichen Tätigkeit hatte er sehr viel Kontakt mit den Einwohnern der Region und durch die Arbeit im Gemeinderat und vielen anderen öffentlichen Institutionen und Vereinen kennt er sein Heimatdorf sehr gut.

Beide sind froh, dass Elisabeth Bergmann beim Schreiben mitgeholfen hat, denn sie war 35 Jahre Lehrerin der Gesamtschule Fermel und kennt das Leben im Tal ebenfalls bestens.

Für die Bewohner des Fermeltals

«Im März 2015 wurde mit den Leuten aus dem Fermeltal vereinbart, dass wir ein Fermelbuch schreiben möchten. In der Abmachung wurde vereinbart, dass die Bewohner uns Auskunft geben und im Gegenzug dieses Buch geschrieben werden soll», erzählte Peter Bratschi am Freitagabend. «Wir hatten mit allen Familien im Gebiet Gespräche und tranken dabei so manchen Kaffee».

Das Buch wurde immer dicker und umfasst jetzt über 500 Seiten und 800 Illustrationen und Bilder. Eine Besonderheit dieses Buches sind zwei Klappkarten, die die Namen der Region festhalten. Denn bei der Suche in allen möglichen Archiven stiessen die Autoren auf fast 700-jährige Dokumente mit alten Familien- und Flurnamen.

Das Buch «Im Färmeltal» soll die Geschichte, die Natur und das Leben des Fermeltals konservieren und in Erinnerung halten. Ausser einer Maturarbeit von Franz Kellerhals im Jahr 1957 gab es bisher keine zusammenhängenden und erklärenden schriftlichen Überlieferungen über das Fermeltal.

Ein Buch gegen das Vergessen

Für Gemeinderatspräsident Albin Buchs ist das Färmelbuch ein Geschenk für die Gemeinde, das nicht mit Geld aufgewogen werden kann. Er hat den Autoren gegenüber eine grosse Dankbarkeit: «Ich habe im Buch gelesen, dass es ein Buch gegen das Vergessen sei». Erstaunt ist er, wie viele alte Dokumente die Autoren gefunden haben: «Es ist ein riesiges Zeitdokument, das wir heute in die Hand nehmen dürfen». Eindrücklich wird im Buch das Leben im Fermeltal festgehalten und es wird auch aufgezeigt, wie die Naturgefahren für die Talbewohner immer wieder gegenwärtig waren. Die Bewohner mussten sich immer wieder selber helfen und standen daher auswärtigen Vorschriften eher skeptisch gegenüber. Albin Buchs erläutert dies an einer kurzen Anekdote aus dem Buch: Zitat: «In den Schulen werden Schreiben und Rechnen nicht ohne Widerwillen mancher Eltern gelernt. ‹Deutsche Sprachlehre ist verhasst›, schrieb 1821 der Pfarrer von St. Stephan. ‹Im Färmel ist keine Spur von deutscher Sprachlehre vorhanden, an der Matten wird noch etwas geschrieben und gerechnet›.»

Das Fermeltal musste schon immer kämpfen

Interessant war für den Gemeindepräsidenten auch der Schulhausbau 1842: Es gab einen Brief der Bäuert Fermel an den Regierungsstatthalter bezüglich der «Roten Zonen» im Fermeltal. Dort steht unter anderem, dass es fast unmöglich ist, einen Bau nach Vorschrift im Tal zu realisieren. «Die Zeit wiederholt sich hier», denn auch heute gebe es im Tal immer noch fast nur «Rote Zonen».

Die Natur im Fermeltal ist rauh und die Bevölkerung hatte zeitlebens mit den Gefahren zu kämpfen. Dies prägte die Bevölkerung nachhaltig. Wenn man dieses Buch liest, so wird einem klar, warum manche Entscheide im Fermeltal so getroffen wurden.

Albin Buchs wird das Buch sicher auch einigen Herren in Bern zeigen und ihnen erklären, warum das Fermeltal so einzigartig ist und nicht immer mit ihnen einverstanden ist. Darum zitiert er ein letztes Mal aus dem Buch: «Und wenn die Politik dereinst aus Spargründen die entlegenen Gebiete finanziell trocken legen will, wird man unser Buch ‹Im Fermeltal› zur Hand nehmen und damit aufzeigen können, dass man diese Menschen nicht fallen lassen kann».

Im Eigenverlag heraus gegeben

Manfred Lempen erläutert an der Vernissage den Zuhörern, wie so ein Buch entsteht. Die Autoren konnten von den Erfahrungen aus dem Jahr 2014 profitieren und entschieden sich, das Buch «Im Färmeltal» im gleichen Stil herauszugeben wie «Ds Mattedörfli». Um die Kosten tief zu halten, machten sich selber auf die Suche nach Geldgebern und fragten diejenigen an, die Gelder für solche Projekte vorsehen. Nach ihren guten Erfahrungen, und auch um einheimisches Gewerbe zu unterstützen, wurde wiederum die Zusammenarbeit mit der lokalen Druckerei, der Firma Kopp Druck+Grafik AG in Zweisimmen, beschlossen. Diese Zusammenarbeit lobte Manfred Lempen: «Wir konnten die Korrekturen direkt am Computer ausführen und das Ergebnis prüfen, man hat sich immer Zeit für uns und unsere Wünsche genommen».

Bilder zeigen die Schönheit des Tals

Elisabeth Bergmann lockerte die Vernissage mit einer Bildpräsentation der verschiedenen, im Buch abgebildeten Bilder aus dem Fermeltal auf. Die Bilder zeigten die Vielfalt des Tales. Beim Betrachten einzelner Fotos könnte man sich genau so gut im hohen Norden, in einem Naturpark in Kanada oder auch in Neuseeland wähnen. Diese Abwechslung und Schönheit der Natur wurde im Buch fotografisch festgehalten und zeigt, wie sich die Natur auf wenigen Kilometern ändern kann.

Im Anschluss an die Vernissage wurden alle Gäste zu einem reichhaltigen Apéro eingeladen und konnten sich über ihre Eindrücke vom Vortrag, aber auch über eigene Erfahrungen aus dem Fermeltal, austauschen. Natürlich wurden auch die ersten Bücher verkauft, die uns in nächster Zeit sicher noch viel mehr über das Tal erzählen werden.

Das Färmelbuch kann direkt bei den Autoren bestellt werden oder ist im Buchhandel erhältlich.