6. Polit-Abend der SVP-Sektionen St. Stephan und Lenk

Hochkarätige Elefantenrunde

Roger Köppel und Christian Wasserfallen kreuzten sich am Freitagabend, 28. Oktober 2016 in St. Stephan die Klingen. Beim Streitgespräch über die Spitalstandortinitiative flogen die Fetzen. Die Jungjodler Lenk-Matten-St. Stephan begeisterten das Publikum.

Hochkarätige Elefantenrunde

Kilian Wyssen, SVP-Sektionspräsident und Organisator des Polit-Abends mit den Nationalräten Roger Köppel (SVP) und Christian Wasserfallen (FDP)

Im Vorraum zur Halle spielte das Trio Zeller mit Schwyzerörgeli und Bassgeige. Bereits vor 19 Uhr trafen die ersten Besucherinnen und Besucher in der Mehrzweckhalle St. Stephan, die sich rasch füllte, ein. Humorvoll und witzig führte der Moderator Kilian Wyssen, Präsident der SVP-Sektion St. Stephan, durch den traditionellen Polit-Abend, der von den SVP-Sektionen St. Stephan und Lenk zum fünften Mal organisiert wurde. Das Trio Zeller spielte zur Eröffnung den Berner Marsch. In seiner Kurzansprache sagte der Gemeindepräsident Albin Buchs, dass der ländliche Raum massiv unter den Zentralisierungen und dem neuen Raumplanungsgesetz leide und sich praktisch nicht mehr weiter entwickeln könne.

Offener Schlagabtausch

Danach nahm SVP-Grossrat Thomas Knutti an der Podiumsdiskussion über die Spitalstandortinitiative alt SVP-Nationalrat Rudolf Joder (pro) und GLP-Grossrätin Franziska Schöni (kontra) in die Zange. Rudolf Joder betonte, dass wegen der Schliessung der Landspitäler, die Spitalkosten im Kanton Bern explodiert seien und mittlerweile zu den höchsten in der Schweiz zählen. Er habe noch keine Zentralisierung gesehen, die zu einer Kosteneinsparung geführt habe. «Es macht keinen Sinn, Blindarmoperationen mit den teuren Einrichtungen im Inselspital durchzuführen», so Joder. Franziska Schöni entgegnete, dass eine Zementierung der Strukturen, wie sie die Spitalstandortinitiative verlangt, nicht zukunftsträchtig sei. Skandalös findet Joder, dass die Spitäler, die zu hundert Prozent dem Kanton gehören, weder dem Regierungsrat noch dem Grossen Rat Rechenschaft schuldig seien. «Die Verwaltungsräte und Geschäftsleitungen können schalten und walten, wie sie wollen», so Joder. Schöni pflichtete bei, dass sich Korrekturen aufdrängen. Die Äusserungen von Franziska Schöni, dass die Geburtenabteilung in Zweisimmen nicht mehr weitergeführt werden könne, weil durch das Nichterreichen der Mindestanforderungen die Qualitätsanforderungen nicht sichergestellt seien und in den Landspitälern nicht genügend Fachkräfte rekrutiert werden können, brachte das Publikum in Rage. Mehrere Personen aus dem Publikum meldeten sich zu Wort und machten ihrem Unmut Luft. Eine Fachperson erklärte, dass diese Aussagen schlicht und weg nicht redlich seien. Massenabfertigungen können auch gefährlich werden. Am Ende des Podiums rief Kilian Wyssen dazu auf: Wir müssen am 27. November 2016 alle «Bschiid geh» und ein Ja für die Spitalstandortinitiative in die Urne legen, um eine Zweiklassengesellschaft zu vermeiden und damit auch unsere Jungjodler über eine Spitalversorgung verfügen, die ihren Namen verdient.

Vom Wolf bis zur Masseneinwanderungsinitiative

Nach einer kurzen Pause nahmen SVP-Nationalrat Roger Köppel und FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen auf den Strohballen auf der Bühne Platz. Moderator Wyssen wollte zuerst wissen, wie die Teilnehmer an der Elefantenrunde an der letzten Herbstsession über die Walliser Standesinitiative «Wolf – Fertig lustig!» abgestimmt haben. Während Wasserfallen Nein stimmte, sprach sich Köppel wie die Mehrheit des Nationalrates dafür aus, dass der Wolf nicht mehr zu den geschützten Arten gehören soll. Köppel und Wasserfallen waren sich einig, dass die bürgerlichen Parteien besser zusammenarbeiten sollten. Über die Art und Weise wie der vor den Wahlen proklamierte Schulterschuss bewerkstelligt werden kann, waren sie sich nicht einig. Bei der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative kam Roger Köppel, Verleger und Chefredaktor der Weltwoche, richtig in Fahrt. «Uns geht es nur so gut, weil wir nicht Mitglied der EU sind! Wer ist eigentlich noch für die direkte Demokratie und für Volksentscheide in der Schweiz? Der Bundesrat und das Parlament missachten den Volkswillen mit der Nichtumsetzung der Masseneinwanderungsinitiative in noch nie dagewesener Form. Mit all seinen Kräften werde er sich gegen einen Beitritt der Schweiz in die EU durch die Hintertüre wehren.» Christian Wasserfallen entgegnete, dass es nicht das erste Mal sei, dass eine Volksinitiative nicht buchstabengetreu umgesetzt wurde. In unserem Zweikammersystem spiele oft der Ständerat das Zünglein an der Waage. Deshalb komme der Nationalrat nicht um eine im Ständerat mehrheitsfähige Vorlage herum. Auch über Schengen waren sich Köppel und Wasserfallen nicht einig. Köppel ist überzeugt, dass die unkontrollierte Einwanderung in unser Land und unsere Sozialsysteme gestoppt werden müsse. Weil unser Land auf das Personenfreizügigkeitsabkommen mit der EU angewiesen sei, kann sich Wasserfallen hingegen eine Verschärfung der Grenzkontrollen nicht vorstellen.

Publikum lobt den Polit-Abend

Der Polit-Abend sorgte rundum für zufriedene Gesichter. «Das war eine tolle Veranstaltung», sagten Köppel und Wasserfallen. Für Kilian Wyssen war der Polit-Abend umrundet mit Musik, Speis und Trank einmal mehr ein gelungener Anlass. Zufrieden und glücklich sei er, sagte Wyssen nach der Veranstaltung, dass das OK es geschafft habe, aus ansonsten «trockenen» Politanlässen, etwas Interessantes und Spannendes zu machen. «Der Polit-Abend St. Stephan hat sich endgültig zum Albisgüetli des Kantons Bern gemausert,» witzelte Kilian Wyssen verschmitzt.