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40 Jahre pro Simmental

Von der N6 zur Käse-Autobahn

Am letzten Freitag feierte der Verein Pro Simmental im reformierten Kirchgemeindehaus in Zweisimmen sein 40-jähriges Bestehen. Gründer Ernst Zbären wurde geehrt und Gusti Pollak begleitete den Abend mit intelligentem Wortwitz. Der Verein gibt sich heute vielleicht etwas weniger kämpferisch, aber noch genau so engagiert wie damals.

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Von der N6 zur Käse-Autobahn

© ksm-fotografie

Gusti Pollak, Ernst Zbären, Susanna Krebs und Jörg Wittwer veranstalteten eine gelungene Jubiläumsfeier zum 40-jährigen Bestehen von Pro Simmental.

Im Beisein lokaler Polit-Prominenz wie den Grossräten Anne Speiser, Thomas Knutti, Christian von Känel, dem Gemeinderat von Oberwil Ruedi Müller sowie dem Zweisimmner Gemeinderatspräsidenten Ernst Hodel feierte der Verein Pro Simmental sein 40-jähriges Bestehen. «Es gab Zeiten, da war das Interesse der Politik an diesem Verein nicht so gross», erinnerte sich Hodel in seiner kurzen Rede. In den letzten 40 Jahren hat sich Pro Simmental, nach eigenen Angaben ein politisch unabhängiger Verein mit rund 500 Mitgliedern, für den Lebensraum Simmental in seiner landschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Eigenart eingesetzt. Und will dies auch weiterhin tun, wie Pro Simmental-Präsident Jürg Wittwer bestätigte.

Gegründet, um eine Autobahn zu verhindern

Am 4. Dezember 1975 wurde der Verein Pro Simmental in Oberwil gegründet. Wozu? Spätestens seit «Schnidi» wissen wir: Die Verbindung zwischen dem Simmental und dem Wallis über den Rawil wurde schon in neolithischer Zeit genutzt. In den 1930er Jahren sprach man von einem befahrbaren Pass über den Rawil, von einigen abschätzig als «Touristensträsschen» bezeichnet. Allerdings hätte dieses während mehreren Monaten im Winter schneebedingt geschlossen bleiben müssen. Es brauchte eine andere, wetterunabhängige Lösung. In den 1950er Jahren lagen sieben Varianten vor, das Berner Oberland durch Tunnels mit dem Wallis zu verbinden. Das Rennen machte die N6, eine vierspurige, richtungsgetrennte Strasse durch das Simmental mit einem Basis-Verbindungstunnel durch den Rawil. Um dieses Nationalstrassenprojekt zu verhindern, gründeten Ernst Zbären und seine Mitstreiter den Verein Pro Simmental.

Wassereintritt stoppte das Vorhaben endgültig

1978 traten immer grössere Wassermengen in den Sondierstollen ein. Man sprach von 1000 Litern/Sekunde (!) und gleichzeitig wurden Risse in der Staumauer des Lac de Tseuzier sichtbar. Das Tal hatte sich um etwa 11cm gesenkt, wurde dadurch enger und drückte gegen die Staumauer. Ein Weiterführen dieses Tunnelvorhabens schien immer unvernünftiger. 1986 titelte der Walliser Bote «Rawil Ade! Der Entscheid gegen den Rawil fiel in Übereinstimmung mit dem Antrag des Bundesrates mit 103 gegen 63 Stimmen bei einer Enthaltung deutlich aus». Damit endete das Projekt N6 und bis heute lebt man im Simmental ohne Autobahn. Das ursprüngliche Ziel von Pro Simmental war erreicht. «Der Vereinsvorstand ist der Ansicht, Pro Simmental sollte trotzdem weiter bestehen bleiben: So gilt es etwa, bei der derzeit laufenden Diskussion über die Art der Sanierung der Talstrasse wachsam zu bleiben», stand danach auf dem Abstimmungszettel des Vereins. 614 gegen 29 Stimmen sprachen sich für das Weiterbestehen des Vereins aus. Auch in Zukunft wird sich der Verein für das Simmental einsetzen, sagte Vereinspräsident Jürg Wittwer. Als nächster grosser Punkt steht die Abstimmung vom 28. Februar 2016 auf dem Programm: Da geht es um eine zweite Röhre am Gotthard, damit die bestehende saniert werden kann. «Da muss sich Pro Simmental entscheiden, ob wir den Abstimmungskampf der Alpeninitiative unterstützen wollen oder nicht», sagte er.

Käse-Autobahn

Ernst Zbären, der laut Präsident Jörg Wittwer «wichtigste Mann des Abends», zeigte eindrückliche Bilder, welche die Geschichte des Vereins und des Simmentals visualisierten. Zbären wurde für seine Verdienste geehrt. «Ohne Dich gäbe es Pro Simmental nicht. Das ist Dein Fest heute Abend!», sagte Jörg Wittwer zu ihm und «Ich ziehe den Hut vor Deinem unermüdlichen Einsatz!». Zum Abendessen zauberte die Küchenmannschaft um Susanna Krebs einheimische Kost auf die Teller. Gschweuti Härdöpfle u Chäs. Von jedem Ort zwischen Wimmis und der Lenk wurde spezieller Käse auf einer Platte aneinander gereiht. «Das ist die Käseautobahn!», sagte sie, davon haben alle etwas. Gusti Pollak, begleitete als «Koch», einer seiner Kunstfiguren, die er nach eigenen Angaben noch weiter ausbauen wolle, den Abend mit gewohnt spitzer Zunge, intelligentem Wortwitz und eigenen Liedern – kritisch, sarkastisch aber immer auf den Punkt und sehr unterhaltsam.

Von der N6 zur Käse-Autobahn

© ksm-fotografie

Vorstandsmitglied Katharina Thiele ehrt und beschenkt Ernst Zbären für seinen unermüdlichen Einsatz für das Simmental.

Erstellt am: 10.12.2015

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