Mannried Open Air: Petrus muss ein Heavy Metal Fan sein

Zum elften Mal in Folge verwandelte sich vom 11. bis 13. August 2022 der Turnplatz des ehemaligen Schulhauses Mannried in einen Hexenkessel! Petrus muss ein Metalhead sein, ob er durch Headbangen die Wolken vertrieb, bleibt dahingestellt – jedenfalls waren die Veranstalter heilfroh, dass der Wetterumschwung bis Sonntag auf sich warten liess.

Mannried Open Air: Petrus muss ein Heavy Metal Fan sein

Für Abwechslung sorgte die Heavy Glam Metal-Band «Night Laser»: Frontsänger Bennos Perfomance überzeugte mit vollstem Körpereinsatz.

Seit 2015 wird die ursprünglich genannte «Mannried Chilbi» mit gemütlichem Beisammensein und ruhigeren Tönen eröffnet. Urchig traditionell stimmte die Familienmusik Lasenberg mit Werner und Anita Dubach sowie ihren Söhnen Florian, Roland, Adrian und Bruno aus Erlenbach auf den Abend ein.

Die Örgelifäger aus Aeschlen lösten die Simmentaler Formation mit einer abwechslungsreichen Mischung zwischen traditioneller Polka, volkstümlichem Schlager und Coverversionen von Helene Fischer, Peter Reber oder den Beatles ab. Die Stimmung war gut, das Publikum konnte ein Mitschunkeln kaum mehr unterdrücken.

Der Ländlerabend war nicht nur von Freunden der volkstümlichen Musik sehr gut besucht. Auch Fans der Heavy Metal-Szene, die vorzeitig für ein unterhaltsames Wochenende angereist waren, mischten sich unters Volk.

Ehemaliger Mannried-Schüler sorgte für Lacher

Seit 26 Jahren ist Martin Sumi mit Barchet-Hemd und Zipfelmütze seinem Dresscode treu geblieben. Der einheimische Sprücheklopfer, der erstmals in Mannried auftrat, war der einzige Künstler, der bei dem Publikum verbal punkten durfte. Er liess es sich jedoch nicht nehmen, seine Künste mit dem Schwyzerörgeli, Mundharmonika und mit zwei Blockflöten zu präsentieren.

Spätestens als Sumis Erzählungen vom Holzrücken mit zwei Kaninchen das Kopfkino der Zuhörer anregte, hatte er die volle Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Schliesslich erfolgte der Holztransport in der Luft mit dem Güggel. Da blieb kein Auge mehr trocken. «Vor einheimischem Publikum sei das Lampenfieber angsthaft blöd», meinte Sumi. Dies war dem Spassvogel überhaupt nicht anzumerken. Es boten sich einige Gelegenheiten, einzelne Einheimische aus dem Publikum direkt anzusprechen, wenn Martin Anekdoten von seiner Vergangenheit im Schulhaus Mannried oder als Elektriker zum Besten gab.

Blaze Bayley kehrte zurück

Freitag und Samstag gehörten dann ganz den mehrheitlich langhaarigen und dunkel gekleideten Besuchern. Eine zufrieden ausgelassene Stimmung, welche nicht nur durch Bierkonsum, sondern mehrheitlich durch das abwechslungsreiche Programm mit Musikern aus ganz Europa entstand, erhellte das finstere äussere Erscheinungsbild.

Blaze Bayley, ehemaliger Sänger von Iron Maiden, war der Headliner am Freitagabend. Der 59-jährige Brite betrat bereits zum zweiten Mal den Platz in Mannried, letzteres Mal leider bei Regenwetter. Das MOA sei eines der aussergewöhnlichsten Festivals, die er besuche, er geniesse diese intime, familiäre Atmosphäre.

Blaze gab auf der Bühne hauptsächlich Songs von seinem neusten Studioalbum «War Within Me» (dt. «Krieg in mir») zum Besten. Mit Textzeilen wie «sei härter, sei stolz, gib nie auf» liegt es Blaze Bayley am Herzen, seine Fans insbesondere nach den vergangenen Monaten Kraft zu spenden: «Es war für uns alle eine dunkle Zeit. Wir konnten uns jedoch dadurch viel mehr Zeit lassen, an unserem neuen Album zu arbeiten. Es musste ein positives Album werden, welches einem aus dem Bett holt und einem daran erinnert, niemals aufzugeben und immer vorwärts zu schauen», erzählt Bayley ergriffen.

Einheimische Newcomer den Grossen ganz nah

«Junkie Rose» eröffneten den Samstag nicht nur als einzige einheimische, sondern auch als jüngste Gruppe des ganzen Wochenendes. Durch die Adern des Lead-Gitarristen Silvano Rösti aus Lenk fliesst Blut einer musikalischen Familie, allerdings widmen sich Grossvater Walter und Onkel Stephan Zeller den sanfteren Klängen der Ländlermusik. Mit dabei sind auch Drummer Oliver Kohli aus St. Stephan, Sänger Joël Schregenberger, Fabian Kühne am Bass und Medow Dahmen als Rhythmusgitarrist.

Die jungen Musiker spielten mit Metal-Coverversionen aus den Achtzigern und eigenen Songs vor ziemlich genau einem Jahr ihr erstes Konzert an der Lenk. Seither hatten sie dort mehrere Gigs und einen in Thun. Das Wochenende in Mannried sollte ein Highlight werden: der erste Auftritt an einem Anlass mit Künstlern aus ihrem Musikgenre – dem Heavy Metal. Auf die Frage, wie es sich anfühle, nach so kurzer Zeit neben grossen Namen wie Blaze Bayley oder «Excelsis» aufzutreten, bekamen die Jungs leuchtende Augen: «Am Mannried Openair im vergangenen Jahr standen wir an der Bar und schwärmten, wie cool das wäre, selber auf dieser Bühne stehen zu dürfen. Unser Interesse war bis zu den Organisatoren durchgesickert und Sandro Mühlemann nahm dann Kontakt mit uns auf», freute sich Silvano.