Seitenwagen-WM 2021 mit dem Gustoil Sidecar Racing Team Wyssen/Hofer

6. Schlussrang in der WM-Rennsaison – besser denn je zuvor

27 Jahre nach den legendären Rolf Biland und Kurt Waltisperg, konnte sich endlich wieder ein Schweizer Seitenwagen-Team den WM-Titel sichern: Markus Schlosser und Marcel Fries holten sich Ende Oktober in den drei abschliessenden Rennen beim WM-Finale im portugiesischen Estoril genügend Punkte, um in die Fussstapfen des legendären siebenfachen Weltmeisters Rolf Biland zu treten. Mit dem Gewinn des Weltmeistertitels stellte Markus Schlosser zudem einen neuen Rekord auf: Mit 49 Jahren und 280 Tagen hat er den Briten Steve Abbott als ältesten Seitenwagen-Weltmeister abgelöst. Am Saisonfinale mit dabei war auch das Team des Mattner Piloten Lukas Wyssen, das mit grosser Kontinuität und dem sechsten Schlussrang das bisher beste WM-Saisonresultat herausfahren konnte.

6. Schlussrang in der WM-Rennsaison – besser denn je zuvor

Das Gustoil Sidecar Racing Team Lukas Wyssen/Thomas Hofer unterwegs in Assen.

Die Schweiz blickt im Seitenwagenrennsport auf eine lange Tradition zurück: In der Europameisterschaft gingen mit Hansruedi Christinat (1984), Toni und Kilian Wyssen (1988) sowie Andre Vögeli (1994) einige Titel an Eidgenossen und mit Rolf Biland (1978, 1979, 1981, 1983, 1992–1994), Bruno Holzer (1979) und Fritz Scheidegger (1965 und 1966) sowie den Beifahrern Adolf Hänni (2010, 2011, 2013), Karl Meierhans (1979) und Kurt Waltisperg (1979, 1981, 1983, 1992– 1994) hat die Schweiz sogar einige Weltmeister vorzuweisen. Erstaunlicherweise hat das Bernbiet und besonders auch das Berner Oberland, mit dem Thuner Adolf Hänni sowie den Spiezer Gebrüdern Zurbrügg und den Mattner Gebrüdern Wyssen immer wieder hervorragende Seitenwagen-Rennfahrer hervorgebracht.

Simmentaler Pilot mischt in der Weltspitze mit

So ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Simmentaler Nachwuchs in den Fussspuren der «Vorfahren» wandelt, wie Lukas Wyssen aus Matten, der bereits die dritte WM-Saison in Angriff nahm. Vater Toni Wyssen ging heuer zwar etwas weniger an die Rennen mit, ist aber ansonsten immer für Lukas da: «Beratend ist mein Vater nach wie vor die erste Anlaufstelle für mich und steht mir als helfende Hand immer zur Seite.» Und auch sonst kann Lukas jederzeit auf die wertvolle Unterstützung von Onkel Kilian oder Rolf Biland zurückgreifen: «Rolf Biland stand mir vor allem beim Teamaufbau beratend zur Seite. Ihm kann ich jederzeit anrufen, wenn ich einen ‹weltmeisterlichen Rat› brauche.»

Auf guter Basis in die Rennsaison gestartet

Die Saison begann mit zwei sechsten Plätzen in Le Mans denn auch ganz ordentlich. «Seit diesem Jahr verwenden auch wir einen kleineren 13 Zoll-Hinterreifen, diese Umstellung sollte uns über die ganze Saison beschäftigen», so Lukas. Auf dem Pannoniaring in Ungarn reichte es trotz Problemen mit dem Fahrwerk für einen fünften und einen sechsten Platz.

«Die Rennen im englischen Donington Park mussten leider ohne uns stattfinden. Die Zollbestimmungen verlangen seit dem Brexit ein Carnet ATA. Um dieses zu erhalten muss bei der Berner Handelskammer eine Sicherheit von 30 Prozent des Warenwerts hinterlegt werden. Dies ist natürlich weit ausserhalb unserer finanziellen Möglichkeiten», bedauerte Wyssen das Auslassen der beiden Rennen in England.

Bei den beiden Rennen im holländischen Assen waren sie dann wieder hoch motiviert dabei: «Im freien Training erlitten wir jedoch gleich einen kapitalen Motorschaden. Der Pleuel ging fest und schlug ein Loch ins Motorgehäuse. Wir bauten unseren Ersatzmotor ein und beendeten die beiden Rennen auf den Rängen sieben und acht.» Schlimmer für das Team war jedoch der Verlust des Motors. Fest stand: Ein neuer Motor muss her, da klar war, dass ohne Ersatzmotor kein Rennen gefahren wird. Doch finanziell war dies für das Team auf die Schnelle nicht zu stemmen. «Am Mittwoch darauf kam unerwartet ein Anruf aus dem Saanenland: Unser Sponsor Aeberhard AG erklärte sich bereit, uns einen Motor zu kaufen. Dieses grosszügige Angebot rettete uns den Rest der Saison», blickt Lukas dankbar zurück.

Zum Saisonschluss im portugiesischen Estoril wurden noch drei Rennen ausgetragen. «Eigentlich hatten wir uns nach 2200 Kilometern Anfahrtsweg Sonnenschein erhofft, aber das Wetter war über das ganze Wochenende extrem regnerisch. Die ersten zwei Rennen beendeten wir mit Regenreifen auf den Plätzen sieben und sechs.» Das letzte Rennen nahmen sie mit geschnittenen Slicks in Angriff, dies war die falsche Entscheidung. Der Hinterreifen funktionierte nicht, nach einem Dreher konnten sie dennoch den zwölften Rang ins Ziel retten.