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Die Gesundheit Simme Saane wird am 19. April in Zweisimmen und am 1. Mai in Saanen informieren

Abstimmungsunterlagen lassen noch zahlreiche Fragen offen

Im November 2022 kündigten die gemeindeeigene Gesundheit Simme Saane AG (GSS), die Spital STS AG und der Kanton Bern den grossen Wurf in der zukünftigen Gesundheitsversorgung an: Das Spital Zweisimmen und die grossen Einrichtungen des Alterswohnens, die bislang von der Alterswohnen STS AG betrieben werden, sollen unter das Dach der GSS kommen. Ebenso wie die Maternité Alpine und die Spitex. Die GSS würde damit von der eigentlich geplanten Planungs- und Netzwerk-Organisation selbst zum Spitalbetreiber – die in der Region nicht unumstrittene Spital STS AG würde im Simmental und Saanenland nicht mehr tätig sein. Am Freitag, 31. März stellte die GSS ihre Abstimmungsvorlage vor, mit der sie von den Gemeinden einen Beitrag von 1,5 Mio. Franken jährlich zzgl. 300000 Franken p.a. in den ersten fünf Jahren zur Finanzierung erhalten möchte (siehe auch letzte Ausgabe der Simmental Zeitung).

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Abstimmungsunterlagen lassen noch zahlreiche Fragen offen

© Armin Berger

«Es gibt immer etwas zu tun»: Das heutige Spital Zweisimmen, gebaut Anfang der 1970er-Jahre, müsste grundlegend saniert oder durch einen Neubau ersetzt werden. Bis dahin ist mit teuren Reparaturen zu rechnen, so wie jetzt wieder: Der Bettenaufzug muss saniert werden. Ab 1. Januar 2024 soll die gemeindeeigene Gesundheit Simme Saane AG (GSS) dafür zuständig sein.

Wenn es darum geht, wie die GSS AG die angefragten Mittel allerdings verwenden will, bleiben weiterhin viele Fragen offen. So lassen sich der vorliegenden Abstimmungsbotschaft, ebenso wie den drei Beilagen, zwar viele Absichtserklärungen entnehmen, aber kein durchgerechneter Plan. Das erstaunt insofern, als die GSS seit ihrer Gründung im Oktober 2019 nunmehr rund 3,5 Jahre an diesem Konzept arbeitete und für ihre Planungsarbeiten bis Ende 2023 finanzielle Mittel bzw. Mittelzusagen in Höhe von rund 1,5 Mio. Franken erhalten hat – überwiegend durch Leistungsverträge mit dem Kanton. Dafür könnten die Stimmberechtigten wohl durchaus einen aussagekräftigen Businessplan erwarten, in dem auch verschiedene Szenarien nachvollziehbar beschrieben und berechnet wurden. Doch so detaillierte Unterlagen sucht man auf der Website der GSS AG (noch) vergeblich.

«Planerfolgsrechnung» mit unklaren Erträgen

Veröffentlicht hat die GSS lediglich eine Planerfolgsrechnung, in der zum Beispiel unter der Position «Beiträge und Subventionen» mit steigenden Erträgen gerechnet wird, die ab dem Jahr 2026 konstant bei 5,2 Mio. Franken liegen sollen. Tatsächlich entfallen ab dem Jahr 2027 aber die Zahlungen der Spital STS AG in Höhe von 2,5 Mio. Franken. Wieso die Beiträge und Subventionszahlungen trotzdem in identischer Höhe erwartet werden, kann die GSS nicht plausibel aufklären.

Neues Spital soll kommen, aber noch keine Festlegungen

Klar ist für die GSS, dass ein heutigen Bedürfnissen entsprechender Neubau für einen dauerhaften Spitalbetrieb unumgänglich ist, wobei die GSS in einem ersten Entwurf ein Spital mit 24 Patientenzimmern anstrebt, die maximal mit zwei Patienten pro Zimmer belegt werden könnten. In einem solchen Spital, das für 27 Mio Franken inkl. Mehrwertsteuer realisierbar sein soll, würde es dann allerdings keine hauseigene Sterilisationseinrichtung mehr geben und auch der Laborbetrieb würde nur noch in einem sog. POCT-Labor bestehen, in dem keine ausgebildeten Laborfachkräfte mehr arbeiten.

Einen konkreten Zeitplan, wann ein solches neues Spital bezugsfertig sein könnte, teilte die GSS nicht mit. Stattdessen legt die GSS Wert auf die Feststellung, dass es sich bei den veröffentlichten Spitalplänen lediglich um ein «Konzept» handele und «nicht um ein fertiges Projekt». Man kann, darf und muss denn wohl mit grösseren Änderungen rechnen – bei der Raumaufteilung, bei der Grösse, bei den zu integrierenden Einrichtungen und folglich auch bei den Kosten.

Hohe Bedeutung, viel Geld, wenig Informationen

Fazit: Als die Sportbahnen Jaunpass im Mai 2022 bei der Gemeindeversammlung in Boltigen um einen einmaligen Beitrag für ein neues Pistenfahrzeug in Höhe von 80000 Franken und eine jährliche Unterstützung von 20000 Franken nachsuchten, legten diese ausführliche Berechnungen unter Berücksichtigung verschiedener Szenarien vor und beantworteten offen und transparent alle Nachfragen.

Von solcher Transparenz ist die GSS AG, obwohl es um bedeutend höhere Beträge und eine bedeutend wichtigere Angelegenheit geht, noch sehr weit entfernt. Und wenn eine der Gemeinden tatsächlich Nein sagen sollte? «Bei einem Nein bleibt die Spital STS AG Betreiberin des Spitals Zweisimmen», so die GSS.

Erstellt am: 15.04.2023

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