Stockhorn-Themenabend mit Kabarettist Bänz Friedli
Sein berndeutsches Lieblingswort: «Scharwänzle»
Zum Abschluss der heurigen Themenabende auf dem Stockhorn wartete am 10. November der mit Berner Wurzeln ausgestattete Kabarettist und Autor Bänz Friedli auf und begeisterte gut hundert Zuhörende mit seinem kritischen, aber durchaus auch witzigen und geistreichen Überraschungsprogramm.
Ich weiss nicht, ob es Ihnen vergangenen Montag auch so ergangen ist: Das Migros-Magazin aus dem Briefkasten, die ersten rund zwanzig Seiten durchblätternd, vermisste ich schon das, was mir sonst wöchentlich das Magazin mit Spannung und Freude erfüllt: Die aus dem Leben gegriffene Kolumne von Bänz Friedli! Mit leisem Bedauern legte ich das Magazin zur Seite, um kurz darauf leicht süffisant zu realisieren, dass diese Woche dafür ein Bericht mit Bänz Friedli in der SIMMENTAL ZEITUNG erscheinen wird. Nicht von, sondern über ihn!
Vorab wurde aber noch der letzte Themenabend dieser Saison im Panoramarestaurant akribisch vorbereitet: Die Küchencrew unter Mike Aebersold bereitete die herbstlich gefärbten, kulinarischen Köstlichkeiten vor, das Gastroteam unter Rosmarie Thönen richtete derweil den Speisesaal liebevoll ein, Michael Künzi stellte die Bühne auf und Bänz Friedli stimmte die Verstärkeranlage ein: Eine ruhige, zielgerichtete Stimmung lag über dem emsigen Wirken, während draussen allmählich die Nacht hereinbrach.
Später zog es ihn nach Zürich, wo er heute als Hausmann, Autor und Kabarettist mit seiner Familie lebt und arbeitet. Mit spitzer Feder kommentiert er als Kolumnist in verschiedenen Printmedien das Alltagsgeschehen. Daraus sind charmante und witzige, aber auch philosophische und provokante Werke mit Geschichten aus dem Alltag entstanden.
So schrieb er von 2005 bis 2015 im «Migros-Magazin» wöchentlich die Mutter aller Familienkolumnen «Der Hausmann». Seit 2015 erscheint seine Kolumne mit offenem Themenspektrum unter dem Titel «Bänz Friedli». Er ist zudem Kolumnist der «BLS-Gazette» und bestreitet regelmässig die Samstagssatire «Zytlupe» auf Radio SRF1; die nächste erscheint Ende November.
Auch aus dem gemeinsam mit Bernhard Giger, Pedro Lenz und Klaus Zaugg spontan herausgegebenen «Wo das Tram nicht hinfährt, sind wir daheim – das YB-Meisterbuch 2018» las Friedli vor; schliesslich schlägt sein Herz seit jeher gelb-schwarz. Am Stockhorn-Abend mutierte Friedli für einmal jedoch zum FC Thun-Fan und freute sich diebisch über den 4:2-Heimsieg in der Stockhorn-Arena gegen den FC-Basel.
Neben der grossen Affinität zu Fussball und Musik ist Friedli ein feiner Beobachter und hat die seltene Gabe, das Beobachtete in Worte zu packen, die die Zuhörenden zum Lachen, aber auch zum Nachdenken anregen, so auch mit zeitgenössischen Themen und politischen Aktualitäten.
Aber auch Friedlis Schwiegermutter vertiefte seinen Bezug zum Simmental, wuchs diese doch in Reidenbach auf, weshalb er mit ihr immer mal wieder nach Boltigen kam. Als er der inzwischen Verstorbenen mal ein Sonntagsmenu kochte, meinte diese relativ sec: «Me chas näh». «Was soviel heisst, wie «wez nid chasch frässe», übersetzte Friedli simultan ins Berndeutsche. Gut, lieber Bänz Friedli, man kocht einer Simmentalerin primär auch nicht einen Kalbsbraten an Rhabarbersauce!
Doch der kulinarische Bogen war so gezogen und als Friedli das für ihn wenig aussagende «Überraschungsprogramm» kurzerhand dem vorzüglichen Menü entsprechend zum Themenabend «Wildsau» umbenannte, war das Publikum vollends auf seiner Seite.
«Die Ansprüche an mich selbst sind natürlich in den letzten Jahren gestiegen und ich mache mir manchmal das Leben selber schwer», gestand der 53-Jährige, der seine Familie zu den aufrichtigsten, aber auch härtesten Kritikern zählt. Im westlichen Berner Oberland würde es übrigens durchaus noch eine Aufführung des neuen Programms vertragen: «Ich spiele sehr gerne in klassischen ‹Beizen-Sääli› oder Mehrzweckhallen. Interessierte können sich gerne bei uns melden», meinte er verschmitzt.
«Ein richtiggehend friedlicher Abend war das auf dem Stockhorn», meinte meine liebste Brotverkäuferin beim kurzen Einkaufsschwatz rückblickend. Erst beim zweiten Hinhören bemerkten wir die durchaus treffende Wortwahl. Nach lautem Gelächter entschied ich mich: Das passt! Also, Friedlibänz, dein Auftritt auf dem Stockhorn war ausgesprochen friedli.ch, pointiert und amüsant, Dankeschön!
Erstellt am: 18.11.2018