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Offener Brief an die Gesundheit Simme Saane AG

Gsteig will Businessplan unabhängig prüfen lassen

Sehr geehrte Damen und HerrenZugegeben, es ist ein ungewöhnlicher Schritt, in einem offenen Brief mit einer Forderung an Sie zu gelangen. Stellvertretend für die Bevölkerung des Obersimmentals und Saanenlands erachten wir uns aber dazu als legitimiert.

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Einleitend fassen wir stichwortartig die aktuelle Situation zum Projekt «Integriertes Gesund-heitsnetz Simme Saane» zusammen:

Wegen ablehnendem Abstimmungsergebnis in Gsteig ist die Vorlage für den Aufbau, Entwicklung und Betrieb eines integrierten Gesundheitsnetzes Simme Saane mit einem Akutspital gescheitert.

Die sechs zustimmenden Gemeinden planen eine neue Abstimmung mit unverändertem Projekt aber neuem Kostenverteilschlüssel.

In Gsteig ist mit 94 Unterschriften eine Initiative für eine Wiedererwägung des Gemeindeversammlungsbeschlusses vom 25. August 2023 eingereicht worden.

Es herrscht grosse Verunsicherung beim Personal von Spital und Alterswohnen.

Nicht wenige Menschen – darunter Fachleute – zweifeln am Erfolg des GSS-Projekts.

Die Gesundheit Simme Saane AG (GSS) ist überzeugt vom Erfolg ihres erarbeiteten Projekts. Indem der Gemeinderat von Gsteig ebenfalls intensiv die von Ihnen erhaltenen Zahlen des Businessplans analysiert hat und auch nicht beeinflussbare Faktoren wie Fachkräftemangel, Veränderungen in der bernischen Spitallandschaft und in medizinischen Abläufen sowie dem zunehmenden Wandel von ursprünglich stationären Spitalaufenthalten zu ambulanten Eingriffen in seine Beurteilung einfliessen liess, glaubt er nicht an eine erfolgreiche Umsetzung des Projekts.

Allerdings war eine alles umfassende Überprüfung nicht möglich, weil der sogenannte, am 8. August 2023 um 18 Uhr erstmals per E-Mail übermittelte «Bericht zum Businessplan», leider erst sehr spät zur Verfügung gestellt wurde und nach unserem Empfinden auch nicht vollständig war (um 19 Uhr desselben Abends fand in der Simmental Arena in Zweisimmen im Hinblick auf die Gemeindeabstimmungen vom 25. August ein Informationsanlass statt)!? Laut unseren Informationen wurde der komplette Businessplan bis dato niemandem ausgehändigt. Es wurde von der GSS stets nur angeboten, diesen nach Bedarf mündlich zu erläutern.

Wir wollen niemanden mit unserer Skepsis zu einer Ablehnung des Projekts bewegen. Es ist aber unser Anspruch, der Bevölkerung zu ihrem Recht auf umfassende Information zu verhelfen.

Es ist die Bevölkerung, die Ihnen, geschätzte Damen und Herren, in Konsultativabstimmungen mit klarer Mehrheit den Auftrag für die Entwicklung eines integrierten Gesundheits-versorgungsmodells unter einem Dach erteilt hat, welches auch ein Angebot stationärer Spitalleistungen zu umfassen hat. Diesen Auftrag haben Sie mit grossem Aufwand und Engagement erfüllt. Dafür danken wir Ihnen.

Die Steuerzahler haben diese Arbeit bezahlt und nun auch das Recht, das präsentierte Ergebnis professionell überprüfen zu lassen. Dies ist vergleichbar wie die Offerte einer Unternehmung für bspw. den Bau eines Einfamilienhauses. Jeder Bauherr holt nun in aller Regel auch noch eine Konkurrenzofferte ein, um Preis und Leistung vergleichen zu können und um später keine Überraschungen zu erleben.

Als Auftraggeber hat vorliegendenfalls auch die Bevölkerung Anspruch darauf, das Angebot der GSS in Form des geplanten integrierten Versorgungsmodells Gesundheitsnetz Simme Saane mit Akutspital, dem Geburtshaus Maternité Alpine, dem Alterswohnen mit den Standorten Zweisimmen und Saanenland sowie der Spitex Saane-Simme von einer professionellen und neutralen Stelle überprüfen zu lassen. Damit erlangt man Gewissheit (nicht Garantie), ob die jährlich 1,5 Mio. Franken gut investiert sind, das heute verunsicherte Personal einer hoffnungsvollen Zukunft entgegenblicken kann und die Alterswohnen Simme Saane AG keine Angst mehr um ihre Existenz haben muss.

Gesamte Unterlagen gefordert

Der Gemeinderat von Gsteig fordert die GSS auf, einem Expertenbüro sowie allen Gemeinderäten der sieben Gemeinden die vollumfänglichen relevanten Unterlagen für eine unabhängige Überprüfung auszuhändigen bzw. zu übermitteln.

Es ist höchste Zeit, diesen bereits früher mehrmals empfohlenen Schritt endlich zu vollziehen. Die Gemeinderäte aller sieben Gemeinden haben die Pflicht, ihren Stimmbürgerinnen und Stimm- bürgern eine fachmännisch überprüfte Abstimmungsvorlage zu präsentieren.

Die Zeit drängt, das Ergebnis muss Mitte November vor den neu geplanten Abstimmungen vorliegen.

Angesichts der nurmehr kurzen verbleibenden Zeit haben wir eine neutrale, fachlich ausgewiesene Unternehmung gefunden, welche innerhalb eines Monats diesen Auftrag ausführen wird.

Für die Begleichung der dadurch anfallenden Kosten hat der Gemeinderat bereits einen Kredit zulasten der Gsteiger Gemeinderechnung bewilligt.

Mit der Planung der nächsten Schritte nach dem 25. August 2023 haben Sie bewiesen, sehr rasch entscheiden und agieren zu können. Mit demselben Engagement erwarten wir deshalb die Übermittlung der verlangten Prüfungsunterlagen bis spätestens Mittwoch, 4. Oktober 2023.

Das Ziel von uns allen muss sein, die Kräfte für eine dauerhaft gute Gesundheitsversorgung in der Region zu bündeln.

Der Gemeinderat von Gsteig dankt für die Kooperation und fristgerechte Unterstützung.

Freundliche Grüsse

Erstellt am: 03.10.2023

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Kommentare
Markus Hostettler 04.10.202309:52 Uhr

Der Gemeinderat von Gsteig gibt nicht auf, die integrierte Gesundheitsversorgung mit einem Akutspital in Zweisimmen zu torpedieren. Geradezu als arrogant und anmassend muss die Aussage gewertet werden, "stellvertretend für die Bevölkerung des Obersimmentals und Saanenlands" zu sprechen.
Ebenso fragwürdig ist die Behauptung, dass alle anderen Beteiligten (Kanton Bern, GSS AG, die 6 zustimmenden Gemeinden und weitere Experten) keine Ahnung von Businessplänen für den Betrieb eines Akutspitals hätten.
Der Gemeinderat von Gsteig ist immer noch davon überrascht, dass die Ablehnung der Kreditvorlage an "seiner" Gemeindeversammlung kein Veto-Charakter für das Gesamtprojekt hat. Und es stellt sich die Frage, welche Interessenbindungen der Gemeinderat verschleiert und welche Versprechungen ihn dazu bewegen, das neue Projekt der 6 anderen Gemeinden (eine neue Kreidtvorlage, ohne Einbezug der Gemeinde Gsteig) weiter zu bekämpfen.
Eine aufsichtsrechtliche Untersuchung wäre angebracht.


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