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«Rösti-Musig» erklingt in neuem Glanz

Der 85-jährige Gottfried Rösti konnte die Klänge der Rösti-Musig nie vergessen, die ihn in jungen Jahren derart beeindruckt hatten. Nachdem er im Sommer 2016 völlig überraschend erfuhr, dass ein Teil des nostalgischen Notenmaterials seiner Vorfahren sogar in der Hanny-Christen-Sammlung verewigt worden ist, wollte er die verklungene Musiktradition akustisch nochmals neu aufleben lassen. Vergangenen Freitag fand die Vorstellung der brandneuen CD im Rahmen einer urchigen Stubete im Restaurant Stöckli statt.

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«Rösti-Musig» erklingt in neuem Glanz

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Gottfried Rösti mit seinem selbstgebastelten CD-Hüttli, rechts davon die Jodlerin Renate Lüthi. Stehend Jodler Daniel Glücki, Ehefrau Erika Rösti, Produzent Stefan Schwarz, Gemeinderätin Pia Perren sowie Beat Radelfinger, der den ganzen Stein in Sachen «Rösti-Musig» ins Rollen brachte.

CD-Taufe mit den Paten Matthias Zeller als Präsident der Musikgesellschaft St. Stephan, Roland Brügger als Wirt, Initiant Gottfried Rösti, Stefan Schwarz als Produzent und Beat Radelfinger als Wiederentdecker der Rösti-Musig.

Rösti-Musig-Stubete mit Stefan Schwarz an der Klarinette und Hanspeter Ziörjen an der Trompete.

Mit einer Fanfare aus dem Posthorn, das Jahrgang 1831 hat und somit genau 100 Jahre älter als der Gastgeber ist, eröffnete Gottfried Rösti am 24. Februar den Abend der lang ersehnten CD-Vorstellung der Rösti-Musig. «Ausschlaggebend, dass wir heute Abend hier sind, ist Beat Radelfinger, ehemaliger Lehrer und Volksmusikliebhaber. Er war letztes Jahr in Altdorf beim Mülirad Verlag und hat dort rumgeschmökert. Sein Blick fiel auf ein aufgeschlagenes Notenbuch – einer von acht dicken Schunken – und sah über den Noten den Titel ‘Rösti-Musig’ St. Stephan», mit diesen Worten begrüsste der umsichtige Produzent Stefan Schwarz die rund 80 Besucher im Restaurant Stöckli: «Als ehemaliger Schulmeister von St. Stephan wurde er sofort hellhörig, blätterte darin und entdeckte mehrere Seite über die Rösti-Musig (siehe auch Kasten)».

Nostalgisches Musikprojekt

Die Musik seiner Vorfahren hat den 85-jährigen Gottfried Rösti zeitlebends geprägt und so freute er sich, als er von Beat Radelfinger erfuhr, dass in der 2002 veröffentlichten, umfangreichen «Schweizer Volksmusik Sammlung» von Hanny-Christen ganze 46 Seiten der einstigen Rösti­Musig gewidmet sind. Gottfried, der ohne jegliche Notenkenntnisse als Büchel­ und Alphornbläser bei unzähligen Festivitäten im Obersimmental selber als Musikant aktiv war, wurde nochmals so richtig vom nostalgischen Rösti­Musig­Fieber gepackt. Er übergab «Papas Musigtrücki» dem Ländlermusikanten Stefan Schwarz und bat ihn, aus diesem Fundus eine klingende Erinnerung an die gute alte Zeit zu machen: «Zum Glück fand ich in Stefan Schwarz auf Anhieb den idealen Mann zur Umsetzung meiner Idee. Mit grossem Fingerspitzengefühl, viel Musikalität und einer zünftigen Portion Herzblut ging der gebürtige Obersimmentaler ans Werk und realisierte mit Unterstützung von Gleichgesinnten dieses für mich unglaublich wertvolle Tondokument».

Tatsächlich fing der 50-jährige Redaktor und Musikproduzent ebenfalls Feuer und begann, das Notenmaterial zu durchforsten und die passenden Mitstreiter für Tonaufnahmen zu suchen. Selber an der Klarinette und an der Bassgeige, nahm er zusammen mit Hanspeter Eggenberger (Akkordeon), Martin Lüthi (Cornet) sowie der Emmentaler Jodlerin Renate Lüthi und deren Gesangspartner Daniel Glücki in der Folge sieben ausgewählte Tänzli, vier Liedli und zwei Klarinettenstückli in der Art von Gottfried Rösti senior und dessen singender Familie auf: «Nicht zuletzt dank der heutigen Technik sind wir dem Original der einstigen Rösti-Musig sehr nahe gekommen», zeigte sich Stefan Schwarz mit den Aufnahmen zufrieden.

Auf der vorliegenden Nostalgie­Scheibe ist mit einigen klingenden Müsterli auch Gottfried Rösti junior als Initiant des Projektes zu hören. «Bereits bei unserem ersten Treffen Mitte Juli haben wir in der Kirche St. Stephan Aufnahmen gemacht. Trotz seiner 85 Jahre spielt Gottfried in erstaunlicher Qualität noch Büchel und Alphorn und jützlet mit seiner klaren Männerstimme», blickte Stefan Schwarz auf den Beginn ihrer freundschaftlichen Zusammenarbeit zurück. Beim anschliessenden Reinhören konnten die anwesenden Gäste – Angehörige, Freunde, Sponsoren und Interpreten – sich von der Einzigartigkeit der CD überzeugen.

Musik-Stubete liess Rösti-Musig wieder aufleben

«Musik hilft über vieles hinweg und sie hält mich jung», sagte Gottfried Rösti in seiner Dankesrede, liess die Anwesenden sogleich in ein Liedli einstimmen und freute sich, eine so musikalische Gesellschaft beieinander zu haben. Gemeinderätin Pia Perren überbrachte in sympathischen Worte die Grüsse der Gemeinde St. Stephan: «Gottfried, Du hast viel Herzblut in dieses Musik-Projekt rein gesteckt. Wir gratulieren Euch allen zu diesem Werk, Ihr habt etwas Schönes erschaffen, das auch der Nachwelt erhalten bleibt».

Bei der anschliessenden Stubete wurde munter zusammen musiziert und die Formationen wechselten laufend. Der Mattner Hanspeter «Knibi» Ziörjen etwa packte nach dem Alphorn auch noch seine Trompete aus und spielte den «Köbeli-Walzer», zusammen mit weiteren Musikanten: «Ich habe seit Jahren nicht mehr Trompete gespielt. Aber mit dieser und der Klarinette tönt es tatsächlich schon fast ein wenig nach Rösti-Musig», meinte Gottfrieds ehemaliger Göttibueb verschmitzt. Und zu später Stunde, nachdem die Stöckli-Küche sauber geputzt war, setzte sich sogar Wirt Roland Brügger mit seinem Schwyzerörgeli in die Musikerrunde und spielte munter mit, während der gebürtige St. Stäffner Stefan Schwarz je nach Bedarf von der Bassgeige zur Klarinette wechselte und die spontan gebildeten ad hoc-Formationen verstärkte.

Für Gottfried Rösti und seine Ehefrau Erika erfüllte sich mit diesem Tondokument, das selbstredend auch noch würdig getauft wurde, ein lang gehegter Lebenswunsch: «Während Jahrzehnten habe ich den musikalischen Schatz meiner Vorfahren gehütet und gehofft, dass die Tradition der einstigen Rösti­Musig irgendwann einmal wieder neu aufleben wird. Mit dem vorliegenden Tonträger ‘Us Papas Musigtrücki’ wurde nun nicht nur meine persönliche Erinnerung an alte Zeiten zu klingendem Leben erweckt, sondern ein einzigartiges Stück Obersimmentaler Musikgeschichte der Nachwelt zugänglich gemacht. Dass ich dies im Alter von 85 Jahren noch erleben darf, erfüllt mich mit Stolz und grosser Dankbarkeit», freute sich der rüstige Initiant und wünscht allen gute Unterhaltung mit viel nostalgischer Rösti­Musig!

Erstellt am: 03.03.2017

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