Wimmiser Turmbläser eröffneten das Jahr beim Schloss

Die Fanfaren und Bläser haben eine grosse und lange Tradition im Niesen-Dorf: Neben ihrer gottesdienstlichen Funktion – es gab ja bis 1806 keine Orgel in der Wimmiser St. Martinskirche – dienten die Bläser oft politischen oder militärischen Zwecken. So war es in der Zeit vor Napoleon Brauch, dass hochrangige Berner Delegationen bei ihrer Ankunft am Ortsrand von Wimmis mit Bläsern und Fahnen empfangen und zu den Amtsgebäuden geleitet wurden.

Da die Bläser ihr Einspielen in das Schloss verlegt haben, sind sie der Öffentlichkeit anfangs entzogen. Früher hatte das Einstimmen und Sich-Sammeln in der verschlossenen Kirche stattgefunden, vor den Ohren und Augen des Publikums, in einer Art idyllischen, «privaten Öffentlichkeit».

Idyllisch und sehr familiär – und immer mit dem traditionellen Glas Rotwein, das zur Sitte der Wimmiser Turmbläser gehört – ist dieses Einspielen freilich immer noch: Abgeschieden findet es heute im wunderschönen Treppenhaus der Schlossverwaltung statt.

Bei Beginn des Mitternachtsgeläuts tritt man dann auf die etwas tiefer gelegene Terrasse gegenüber der Kirche und beim Ende des Geläuts beginnt der knapp halbstündige Vortrag der Bläser

Viele Wimmiser bleiben allerdings mittlerweile Zuhause, öffnen um Mitternacht die Fenster und geniessen zuerst das Geläut und dann die Musik von der warmen Stube aus. Vor der Kirche versammelten sich in diesem Jahr – bei Glühwein und «Gemeinde-Güetsi» – nur noch eine kleine Menge «Eingeschworener». Aber man kennt sich und freut sich, dass man die Neujahrsnacht gemeinsam erleben darf.