Humorvoll und ergreifendes Spoken Word

Die Atmosphäre im Musikhaus in Zweisimmen war anders an diesem Abend. Der Speisesaal war dunkel, nur von Kerzen und einer Girlande aus farbigen Glühbirnen erleuchtet. Rund dreissig Anwesende plauderten leise in Grüppchen und bestellten Drinks an der Bar. Im Vorstellungsraum war ein roter, geblümter Teppich ausgelegt.

Mit ihrer grossen Ausstrahlung zog Olivia El Sayed das Publikum unmittelbar in Bann. Handynotizen, Gedankenfetzen, Wortkonstrukte und Erzählungen aus dem eigenen Leben wurden kunstvoll zu einer humorvollen, warmen und leicht absurden Spoken Word Vorstellung verwebt. Die Absurditäten des Alltags mit Kindern, ein Roland Kaiser Konzert, Kindheitserinnerungen und Betrachtungen zu verschiedenen Wörtern und ihrer Bedeutung brachten das Publikum zum Schmunzeln. Zwischendurch las sie aus ihrem schmalen Band «flowery wordis». Langsam kreiste die Künstlerin das Thema des Abends ein, ihr Verhältnis zu dem in den Fünfzigerjahren im Nildelta geborenen Vater, der in der Schweiz als Chef de Bar arbeitete.

Er sprach in «flowery wordis», Worte voller Poesie, jedoch für Aussenstehende oft schwer verständlich. Kulturunterschiede, Sprachverwicklungen und das innige und komplizierte Vater-Tochter-Verhältnis wurden witzig, charmant und liebevoll umhandelt. Die ergreifende Erzählung von Veränderung, Liebe und Trauer liess niemanden der Anwesenden unberührt.