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Tausende hiessen den neuen Schwingerkönig Kilian Wenger in seiner Heimatgemeinde willkommen

Ein wahrhaft königlicher Empfang

Die Nachricht vom Gewinn des eidgenössischen Schwingerkönig-Titels durch den jungen Horbodner Kilian Wenger versetzte das Diemtigtal am späten Sonntag-Nachmittag in einen veritablen Ausnahmezustand. Die Begeisterung kannte und kennt keine Grenzen. Bereits am Sonntagabend trafen sich – noch in Abwesenheit des Spitzensportlers – Junge und Ältere zu spontanen Feiern und liessen sogleich ihrer Kreativität freien Lauf. Dutzende von handgemachten Leintuch-Transparenten zierten nur Stunden nach dem sensationellen Sieg die schmucken Häuser vom Taleingang bis hinauf auf den Springenboden und bis zuhinterst ins Diemtigtal.

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Ein wahrhaft königlicher Empfang

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Die Diemtigtaler schlafen in Zukunft ohne Leintücher… Dutzende von Transparenten schmücken Häuser, Siloballen, Gartenzäune, usw.

Trainer-Erfolgsduo Hanspeter Latour und Samuel Feller: Der Fussballtrainer hatte die Berner Schwinger in Bumbach erfolgreich auf das Eidgenössische eingeschworen.

Warten auf die Landung: Regierungsrat Hans-Jörg Käser, Gemeindepräsident Peter Knutti, Regierungsstatthalter Christian Rubin.

Erstmals als Schwingerkönig wieder auf seinem Gemeindegebiet: Kilian Wenger entsteigt dem BOHAG-Helikopter.

Muni Arnold erweckte auch am Empfang in Oey und vielleicht schon bald bei Simmentaler-Kühen Bewunderung.

Schwingerkönig David Roschi freute sich als Zuschauer über den Erfolg seines indirekten Nachfolgers.

Gratulationen vom Chef und Nachwuchsbetreuter Hansruedi Brunner, der Kilian die Schlussgang-Schwingerhosen aus Frauenfeld zurückgebracht hat.

Alt-Bundesrat Adolf Ogi gratulierte und übergab dem Schwingerkönig einen Kristall wie er ihn nur dem Papst und dem UNO-Generalsekretär überreicht hatte.

Auch in Oey zu Gast: Der zweifache König der Steinstösser: Diesmal reichten 3 Meter und 69 Zentimeter zum Sieg.

Andreas Müller, Präsident der Niedersimmentaler Schwinger ist stolz auf seine Frauenfelder-Delegation.

Den Schwingerkönig aber bekam man am Sonntagabend im Diemtigtal nicht zu Gesicht. Verständlich, denn Kilian Wenger war an einem einzigen Wochenende zu einer schweizerischen Grösse geworden und hatte darum vorerst die Wünsche der nationalen Medien zu erfüllen. In stundenlangem Interview-Marathon hatte er vor laufenden TV-Kameras und Radio-Mikrofonen auch über noch so kleinste Details Auskunft zu geben.

Empfang in Windeseile organisiert

Die Diemtiger schalteten aber schnell. Die Gemeinde, der Diemtigtaler Tourismusverein, die Niedersimmentaler Schwingersektion und viele andere organisierten in Windeseile einen Empfang, wie man ihn im Simmental wohl kaum mehr erleben wird. Mit Unterstützung durch sämtliche Vereine wurde ein grossartiges und vielseitiges Folkore-Programm auf die Beine gestellt, das alles «in den Schatten» stellte und von dem man noch lange sprechen wird.

Kilian Wenger wurde so noch am Montagabend von vielen Tausend begeisterten Mitbürgerinnen und Mitbürgern, von Schwingerfreunden aus dem ganzen Oberland und dem Kanton Bern gefeiert. Zum improvisierten, aber hervorragend organisierten Anlass reisten auch Kilian-Fan’s aus der übrigen Schweiz an, wie die Kontrollschilder an den PW’s auf den verschiedenen Parkplätzen bewiesen. Und auch am Empfang in Oey surrten widerum die TV-Kameras, waren die Radio-Migkrofone angestellt und es blitzten die Pressekameras von nationalen und regionalen Medien.

Der König reiste per Helikopter an

Bei besten Wetterverhältnissen blickten nach 19 Uhr alle erwartungsvoll in den Himmel. Und dann schwirrte ein BOHAG-Helikopter heran. Nach einigen Platzrunden setzte er, nein, nicht zur Landung an. Zuerst drehte BOHAG-Pilot Gilbert mit seinem prominenten Fluggast und der SF-TV-Crew zu einer Ehrenrunde zu seinem Wohnhaus nach Horboden ab. Minuten später war es aber dann doch soweit. Der kranzgeschmückte Schwingerkönig entstieg dem Heli unter einem Applaus der Zuschauer, der das Dröhnen der Rotoren beinahe überstieg.

Erste Ehrenbezeugungen und Gratulationen erfolgten – wie es sich an einem Empfang für einen König geziemt – vom Bernischen Regierungsrat Hans-Jörg Käser, vom Regierungsstatthalter des Bezirks Frutigen-Niedersimmental Christian Rubin und vom Diemtiger Gemeindepräsidenten Peter Knutti. Die Diemtigtaler Schwinger Beat Wampfler, Ruedi Roschi und Roland Knutti und Ehrendamen eskortierten den königlichen Besucher auf seinen ersten Schritten in seiner Wohngemeinde.

Muni Arnolds Auftritt im Simmental

Es folgte eine erste Überraschung. Mitten in der Begrüssungszeremonie trottete Sieger-Muni Anold heran. Der gutmütige Koloss liess – wie schon in Frauenfeld – das turbulente Geschehen mit gleichsam stoischer Ruhe über sich ergehen. Geführt vom strahlenden aber bescheidenen Sportsmann führte er alsdann den Umzug auf der Oeyer Dorfstrasse zum Festzentrum an. In die Reihe gestellt hatten sich für diesen Umzug auch das Gros der Berner Kranzschwinger, angeführt von Christian Stucki und Thomas und Matthias Sempach und Dutzende von treichel- und glockenschwingenden Fans. Unter den Klängen des Musikvereins Erlenbach-Diemtigtal nahm Kilian Wenger erste Gratulationen mit in die Mehrzweckhalle.

Das Diemtigtal in den nationalen Schlagzeilen

Die vier Diemtigtaler Schwinger hatten auf der Bühne Platz genommen, als Moderatorin Anne-Käthi Klossner den Festakt eröffnete. Vorerst boten Schülerinnen und Schüler ein Ständchen dar und verlasen ein selbstverfasstes Gedicht zu Ehren des Königs Kilian. Gemeinderatspräsident Martin Wiedmer war der erste offizielle Gratulant und dabei fielen erstmals die beiden Worte «Freude herrscht». Nach einer ersten «Standing Ovation» trat Regierungsrat Hans-Jörg Käser ans Rednerpult. «Ein Naturbursche aus dem Diemtigtal hat es allen gezeigt. Das Tal hat 38 Jahre nach David Roschi, der Kanton Bern hat 18 Jahre nach Silvio Rüfenacht und die Schweiz hat nach Jörg Abderhalden einen neuen König: Kilian Wenger». Der Regierungsrat vergass aber auch nicht zu bedenken, dass das Diemtigtal genau vor fünf Jahren aus tragischen Gründen im Mittelpunkt des nationalen Interesses gestanden hatte.

Schwingergrüsse

Nach dem Auftritt des Jägerchörlis Niedersimmental war die Rede-Reihe an den Schwingerfreunden. Hansruedi Brunner, brachte seinem prominenten Schützling die in Frauenfeld «vergessenen» Schlussgang-Schwingerhosen zurück. In humorvoller Weise gratulierte der Patron seinem Lehrling und seinem Mitarbeiter (Kilian Wenger und David Roschi arbeiten in seinem Zimmereibetrieb). Ein heiserer Ueli Stoller überbrachte die Grüsse des Oberländer Gauverbandes: «Am Sonntagnachmittag hatte ich Tränen in den Augen», bekannte er ganz freimütig. Nach dem Auftritt der Diemtiger Jodler zollte Markus Lauener als kantonaler und eidgenössischer Vertreter der Schwinger seinen Respekt: «Kilian Wenger hat die Herzen der Nation erobert». Und er hatte auch einen guten Rat parat: «Kilian bliib wi du bisch!»

Die Heiserkeit steigerte sich. Urs Schneider, dem OK-Präsident von Frauenfeld, mit einer prominenten Vertretung extra aus der Ostschweiz angereist, fiel das Reden schwer, aber seine Worte waren überaus eindeutig und vergingen den Zuhörern wie Honig auf der Zunge: «Kilian Wenger hat einem ausserordentlich schönen Schwingfest die Krone aufgesetzt!» Mit einer Thurgauer Geschenkkiste, einem Transparent aus der Königs-Allee beschenkte er Kilian; mit einem Blumenstrauss dessen Mutter Beatrice; und mit einer Schwingfestfahne die Gemeinde Diemtigen. Raiffeisen-Vertreterin Gabriela Burn, eine Bernerin, überbrachte dann die Grüsse aus der St. Galler Zentrale des Hauptsponsors.
Alt Bundesrat Adolf Ogi vertrat die Landesregierung

In Abwesenheit von Bundespräsidentin Doris Leuthard und Sportminister Ueli Maurer durfte Alt-Bundesrat Adolf Ogi die Landesregierung vertreten. «Überlegenheit, Charakterstärke, Kraft, Grösse, Schönheit und Bescheidenheit, das sind die Attribute, die für Kilian Wenger passen. Dem Schwingsport hat nichts besseres passieren können als dieser Sieg eines jungen hoffnungsvollen Athleten.» Dölf vergass aber auch nicht den Erfolg von David Roschi zu erwähnen: «1972 hast Du Grosses geleistet, warst Du der König und uns hat in Sapporo ‹der Schittstock gekalbert…›».

Der rekonvaleszente Alt-Bundesrat überreichte dem Schwingerkönig einen seiner kleinen aber wertvollen Edelsteine: «Einen solchen haben auch schon der Papst, UNO-Generalsekretär Kofi Annan, nicht aber George Bush erhalten. Die Behandlung des Kristalls ist einfach, immer im Hosensack tragen und zweimal in der Woche mit kaltem Wasser abwaschen», war sein Pflegerezept an den Schwingerkönig.

Nervöser als vor dem Schlussgang

Schlussendlich trat auch noch Kilian Wenger ans Rednerpult. «Ich bin nervöser als vor dem Schlussgang und schwitze fast noch mehr als nach dem Kräftemessen gegen Martin Grab. Ich durfte in Frauenfeld zwei Tage erleben, die mir immer in Erinnerung bleiben werden». In seiner sympathischen Art vergass er nicht, allen zu danken, die ihn auf dem Weg zum Erfolg unterstützt haben: Seiner Familie, seinen Verwandten, seinen lokalen oberländischen und bernischen Schwingerfreunden und allen Fan’s aus nah und fern. Ein drittes Mal fielen die beiden altbundesrätlichen Worte, diesmal aus der Kehle des neuen Schweizer Sport-Stars: «Freude herrscht». Wahrhaftig.

Der Abschluss der Feier war königswürdig. Ein nicht enden wollender Einmarsch von TreichlerInnen und GlockenschwingerInnen, Auftritte der Jodler, der Guggemusik, der Musikanten und schlussendlich auch noch ein Gastspiel von «Oesch’s den Dritten» rundeten diesen einmaligen Abend ab. Die Gemeinde bot den Gästen gratis Züpfe und Käse und Getränke an und vom Grillstand dufteten – ganz wie rund um die Frauenfelder Arena – köstliche Bratwürste. Die letzten der fröhlich feiernden Gäste dürften den Oeyer Festplatz lange nach Mitternacht verlassen haben.

Erstellt am: 26.08.2010

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