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Spital STS AG stellt Konzept für Gebärende aus dem Simmental-Saanenland vor

Geburtshilflicher Dienst startet am 1. April

Auf den 1. April 2015 wird die Geburtenabteilung in Zweisimmen geschlossen. Die Spital STS AG hat nun ein Konzept ausgearbeitet, wie die schwangeren Frauen der Region Simmental–Saanenland ab diesem Termin betreut werden sollen.

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Geburtshilflicher Dienst startet am 1. April

In Thun stehen den Schwangeren vier Zimmer für die Geburt zur Verfügung.

Gegen den Widerstand der Bevölkerung wird die Geburtenabteilung in Zweisimmen auf Ende Monat geschlossen. Danach müssen die kurz vor der Geburt stehenden Frauen in die weiter entfernten Spitäler Thun oder Frutigen fahren. Da die Distanz zu den beiden Orten etwa gleich ist, sind die Frauen frei, sich für das Spital zu entscheiden, in dem sie gebären möchten.

Frei wählbare Hebammen-Betreuung in Frutigen

Das Spital Frutigen verzeichnet 260 bis 300 Geburten pro Jahr. Im Vergleich zu Thun mit über 1000 Geburten ist das Spital Frutigen deutlich kleiner. In Frutigen wird ausschliesslich nach dem Beleghebammenprinzip, mit sechs Hebammen gearbeitet. Das heisst, die werdende Mutter sucht sich ihre Hebamme bereits vor dem Geburtstermin aus. Diese begleitet dann die Gebärende während der ganzen Geburt. Im Spital Frutigen stehen zwei Gebärzimmer mit je einer Gebärwanne zur Verfügung. Diese wird bei jeder zweiten Geburt auch genutzt. Die sechs Wochenbettzimmer befinden sich auf der kombinierten Station Chirurgie/Orthopädie/Wochenbett. Eines ist als Familienzimmer eingerichtet. Auf der Station arbeiten ca. 40 Mitarbeiter. Der Geburtenrekord an einem Tag liegt bei fünf Geburten.

Über 1000 Geburten in Thun

Im letzten Jahr gebaren 1038 Mütter ihre Kinder in Thun. Das Spital weist eine tiefe Kaiserschnittrate von nur 26 Prozent vor, welche deutlich besser ist, als der Schweizer Durchschnitt von 33 Prozent.

In Thun arbeiten insgesamt 19 Hebammen, davon einige in Teilzeit. Dazu kommen noch sechs Beleghebammen, jedoch bisher noch keine aus dem Simmental oder Saanenland. Ab April werden vier Hebammen vom Spital Zweisimmen in Thun arbeiten.

Der Rekord liegt in Thun bei elf Geburten an einem Tag. Für die Geburt und anschliessende Betreuung der Frauen und Kinder stehen vier GebärZimmer, ein Aufnahmeraum, ein Überwachungs-Zimmer und zwölf Wochenbett-Zimmer zur Verfügung.

Neu Geburtshilflicher Dienst

«Wir haben eine Situation und waren aufgerufen, eine Lösung zu finden», so Dr. med. Mark Isenschmid, stv. Chefarzt der Frauenklinik. Laut CEO Bruno Guggisberg ist die Spital STS AG nicht für die Schliessung der Geburtenabteilung in Zweisimmen verantwortlich, sondern hat nur die Vorgaben des Kantons umgesetzt.

«Mit dieser Vorgabe war es nun an der Spital STS AG, den Frauen die nötige Sicherheit zu bieten», erläuterte Dr. med. Mark Isenschmid weiter. Und für diese nötige Sicherheit wurde das Konzept «Geburtshilflicher Dienst» ins Leben gerufen.

Die leitende Thuner Hebamme Ruth Erhard stellte den neuen Dienst vor: «Der geburtshilfliche Dienst wird von Hebammen in der Region Zweisimmen rund um die Uhr betrieben. Das gibt den Schwangeren die Möglichkeit, bei Fragen oder Unklarheiten jederzeit mit Hebammen in Kontakt zu treten. Manchmal reicht nur ein telefonischer Kontakt. Es kann aber auch möglich sein, dass ein Besuch vor Ort (im Spital Zweisimmen) nötig ist. Sinnvoll ist dabei, dass die Frau selber anruft, denn so kann die Hebamme eher erkennen, wie weit die Geburt fortgeschritten ist.»

Im Geburtshilflichen Dienst in Zweisimmen werden neun Hebammen, mehrheitlich aus der Region Zweisimmen, arbeiten. Die Zusammenarbeit mit den Gynäkologen in Thun geschieht via Telefon. Wichtig ist, dass der Geburtshilfliche Dienst auch von schwangeren Frauen in Anspruch genommen werden kann, die nicht in Thun gebären wollen.

Für weitere Informationen findet am 24. März im Spital Zweisimmen eine Informationsveranstaltung statt (siehe Inserat in der letzten Ausgabe). Die Spital STS AG wird zukünftig vierteljährlich eine Infoveranstaltung für werdende Eltern im Spital Zweisimmen anbieten.

Der längere Weg

Wegen der längeren Anfahrtszeit ist für Frauen aus unserer Region, der Region Simmental-Saanenland, der Abstand der Wehen für die Fahrt ins Spital auf die doppelte Zeit (gegenüber Frauen aus Thun) bemessen worden. Nach Dr. med. Mark Isenschmid, sollen sich Frauen mit regelmässigen Wehen, die alle zehn Minuten während einer Stunde auftreten, auf den Weg in das Spital machen.

Bei Unsicherheit stehen im Spital Thun für die werdenden Mütter (und auch Väter) aus dem Simmental–Saanenland zwei Übernachtungs-Zimmer gratis bereit. Die Zimmer sind im Haus des Spitals untergebracht und wie Hotelzimmer eingerichtet. Die Übernachtung zählt zu den «begleitenden Massnahmen» einer Geburt und die Paare können sich darin frei bewegen oder auf Wunsch das Spital auch verlassen.

Die Übernachtungs-Zimmer sollen vor allem bei Geburten benutzt werden, die von den Fachleuten als nicht planbar eingeschätzt werden.

Kosten

Durch den weiteren Weg nach Thun entstehen natürlich grössere Wegkosten. Wenn die Eltern selber nach Thun fahren, so müssen sie diese Kosten selber tragen. Erfolgt der Transport mit der Ambulanz, entstehen sehr hohe Kosten von über tausend Franken. Diese werden von der Spital STS AG auf die Krankenkassen abgewälzt. Der Teil, der von den Eltern selber bezahlt werden müsste, wird von der STS AG übernommen. Den Müttern und Vätern werden keine Mehrkosten gegenüber einer Geburt in Zweisimmen entstehen, betonen die Verantwortlichen der Spital STS AG. Da die Rückreise von Thun nach Zweisimmen Privatsache ist, werden diese Kosten nicht übernommen. Dies steht im Widerspruch zur obigen Aussage. Haben die Patienten eine Zusatzversicherung, so spart die Spital STS AG und lässt die Krankenkasse alles bezahlen.

Geburten doch in Zweisimmen?

Obwohl sowohl die Spital STS AG als auch der Regierungsrat immer wieder betonten, dass an «erster Stelle die Sicherheit von Mutter und Kind» kommt, sorgt man im Spital Thun schon mal für den «worst case» vor: «Falls die Zeit für eine Geburt in Thun bereits zu weit fortgeschritten ist, wäre es auch möglich in Zweisimmen zu gebären», erklärt die leitende Hebamme Ruth Erhard. «Dies wäre dann eine Geburt, geleitet durch die Hebamme des Geburtshilflichen Dienstes». Falls nötig, würden danach Mutter und Kind nach Thun verlegt. Denkbar sei aber auch eine ambulante Geburt, bei der die Mutter anschliessend wieder nach Hause geht. Zu Hause würden Mutter und Kind dann von einer freiberuflichen Hebamme weiter betreut.

Hebammen im Rettungsdienst

Wenn die Geburt bereits zu Hause weit fortgeschritten ist, so rückt die Hebamme zusammen mit dem Rettungsdienst aus. Dass die Hebamme direkt «auf den Platz» fährt, ist für den Rettungsdienst im Simmental–Saanenland neu. Bisher war dies nur in Thun der Fall.

Die Hebamme begleitet die Gebärende bis nach Thun. «Für den sicheren Transport von Mutter und Kind ist der Rettungsdienst verantwortlich», erklärt dessen Leiter Beat Baumgartner. «Der Transport in der Ambulanz entspricht allen gesetzlichen Voraussetzungen. Es gibt Babyschalen und weitere Fixationsmöglichkeiten. Die Mütter haben aber meist den Wunsch, dass das Baby auf der Brust transportiert wird», so Baumgartner. Diese Transportart widerspricht allerdings einem sicheren Transport.

Eine Begleitgruppe für die Umsetzung des Konzeptes

Es ist, wie bei jedem Projekt, primär Aufgabe der Spital STS AG, die Veränderungen in der Geburtshilfe zu überwachen und auszuwerten. Auf Wunsch der Regierung soll die Begleitgruppe Einblick in die Auswertungen haben und sie kommentieren dürfen.

Dr. Mark Isenschmid betont, dass es allerdings nicht Aufgabe der Begleitgruppe sei, die Qualität der Behandlung zu überwachen. Dies ist natürlich Aufgabe des Spitals selber. Bisher ist weder die genaue Aufgabenstellung für die Begleitgruppe noch die Zusammensetzung festgelegt. Es scheint fast so, als wenn die Gruppe erst bei Problemen gerufen wird. Soll sie dann von der Verantwortung der Spital STS AG und des Regierungsrats ablenken?

Geburtshilflicher Dienst startet am 1. April

In diesem Zimmer können die kurz vor der Geburt stehenden Frauen mit ihren Männern auf dem Spitalgelände in Thun übernachten.

Geburtshilflicher Dienst startet am 1. April

Beat Baumgartner, Leiter Rettungsdienst, Ruth Erhard, leitende Hebamme und Dr. med. Mark Isenschmid, stv. Chefarzt Frauenklinik. Sie haben das Konzept des Geburtshilflichen Dienstes in Zweisimmen ausgearbeitet.

Erstellt am: 19.03.2015

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