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Erfolgreicher Schneesportkurs für Blinde und Sehbehinderte an der Lenk

«Die Verhältnisse waren ‹blind› – für Blinde jedoch gut!»

In der Woche vom 18. bis 23. Dezember nahmen fünf blinde bzw. sehbehinderte Menschen an einem Schneesportkurs teil, der vom Schweizerischen Blinden- und Sehbehinderten-Verband (SBV) ausgeschrieben wurde. Als Leiter amtete der kurserprobte Björn Saugy, der an der Lenk aufgewachsen ist. Der ehemalige Lenkerhof-Direktor Daniel Borter war als Skiguide ebenfalls mit von Partie, ebenso wie die blinde Brigitte Bächtold, welche seit Jahren schon an der Lenk zweitheimisch ist und als Schneeschuhläuferin am Kurs teilnahm.

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«Die Verhältnisse waren ‹blind› – für Blinde jedoch gut!»

Ein Teil der Schneesportkurs-Teilnehmenden auf dem Bühlberg mit Hund Kaito: Brigitte Bächtold mit Margrit Suri, Marina Sutter mit Björn Saugy sowie Sebastian Sutter mit Daniel Borter (nicht abgebildet: Co-Leiterin Eva-Lotta Porret, Matthias Hartmann, Katharina Reichmuth, Jeannine Ulrich und Roger Fuchs).

Am Mittwochmorgen vor Weihnachten war Treffpunkt beim Lenker Busbahnhof. Es war bedeckt, die Strassen waren nass – teilweise auch glatt. Als Sehende konnte ich die rutschigen Teilstücke umgehen. Nicht so die Menschen, auf die ich hier treffen sollte. Sie kamen in Begleitung, hatten ihre Hand vertrauensvoll auf die Schulter ihrer jeweiligen Begleitperson gelegt, die sie sicher durch das Lenker Dörfli führte: sehbehinderte Menschen. Einer davon war Sebastian Sutter, seines Zeichens blind.

Selbständiges Bewohnen des Hotelzimmers notwendig

Der als Kursleiter amtierende Björn Saugy ist an der Lenk aufgewachsen und kennt auf den Pisten hier jedes «Hübi». Bestimmt ein Vorteil für die Teilnehmenden, welche während fünf Tagen in der Vorweihnachtswoche im Hotel Kreuz untergebracht waren und die Annehmlichkeiten des Hotelbetriebs zu schätzen wussten – so auch das kulinarische Verwöhnprogramm und das hoteleigene Hallenbad.

Die Betreuenden begleiteten die Teilnehmenden am Anreisetag auf ihre Zimmer und erläuterten ihnen, wo sich beispielsweise die Steckdosen befinden. Im Badezimmer nahmen sie die verschiedenen hotelüblichen Produkte weg, da Erblindete nicht erkennen, ob es sich um ein Shampoo oder eine Body Lotion handelt. Eine kurze Einführung reichte und die Teilnehmenden lebten in ihren Hotelzimmern fortan bereits autonom. Erst am Abreisetag ging die betreuende Person nochmals nachschauen, um sicherzugehen, dass nichts liegen blieb.

Das Hotel Kreuz engagiert sich stark für den Behindertensport und ermöglicht Menschen mit unterschiedlicher Behinderung, die Freude am Sport und an der Bewegung haben, eine solche Kurswoche zu erleben und entsprechend gefestigt wieder ins Alltagleben zurückzukehren.

Grosse Freude bereitete allen Teilnehmenden auch die spontane Einladung von Lenkerhof-Direktor Jan Stiller, der alle zu einem feinen Apéro an die Lenkerhof Hotelbar einlud.

«Es ist blind heute!»

Aber zurück auf die Skipiste am Bühlberg: «Es ist blind heute!» Diesen Spruch versuche ich künftig aus meinem Wortschatz zu verbannen. Wie sarkastisch er tönen mag, habe ich am Donnerstag vor Weihnachten so richtig realisiert, als ich mit Sebastian Sutter und seinem Skiguide Daniel Borter unterwegs war. Der 30-jährige Sutter ist vollständig erblindet und sieht kein Schema, kein Hell oder Dunkel, nicht mal das Sonnenlicht vermag visuell zu ihm durchzudringen.

«Auf elf Uhr los – links – rechts – links – rechts – laufen lassen», unermüdlich gab Daniel Borter seinem Schützling von hinten Anweisungen und schaute gewissermassen auch für ihn. Vorausschauend, auf die Pistenverhältnisse achtend, stets die anderen Pistenbenutzer im Auge behaltend. Beide mit einer Leuchtweste und entsprechendem Blindenemblem ausgerüstet, waren sie unterwegs.

Bei Schussfahrten oder auf Skiwegen nahm Daniel Sebastians Stock in die Hand und begleitete ihn stemmend. Ansonsten fuhr Sebastian autonom. Als Kind hatte er trotz des Augenleidens das Skifahren erlernt, was ihm bis heute zugut kommt. Trotzdem ist es ein «Tanz auf rohen Eiern», völlig ohne Augenlicht unterwegs zu sein. «Ist neben der Piste Fels oder Neuschnee?», wollte er etwa wissen, damit er sich zumindest ein vages Bild von der Umgebung machen konnte. Bei Unsicherheiten setzte er sich auch mal kurz ab, um Tempo aus der Fahrt zu nehmen.

«Die Verhältnisse waren ‹blind› – für Blinde jedoch gut!»

Daniel Borter am Metsch unterwegs mit dem erblindeten Sebastian Sutter. Im Sommer ist der ehemalige Lenkerhof-Direktor auch auf dem Velo als Tandem-Guide unterwegs.

Erstellt am: 14.01.2023

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