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Turbulenzen im Holzmarkt – Schweizer Holz begehrt wie nie

Die weltweite Nachfrage nach Holz ist in den vergangenen zwölf Monaten deutlich gestiegen, vor allem in den USA hat auch die Corona-Pandemie zu verstärkter Bau- und Ausbautätigkeit geführt. Doch weder das benachbarte Kanada, noch die (Ost-)europäischen Holzexporteure können die Nachfrage mehr decken. Die stark gestiegenen Preise auf dem Weltmarkt wirken sich damit auch auf das Schweizer Holz und Bauprojekte in der Region aus: Galt Schweizer Holz bislang im internationalen Vergleich als zu teuer, ist es jetzt auch preislich konkurrenzfähig – und wird knapp. Im Wald ist von der preislichen Aufwärtsspirale allerdings noch nicht viel angekommen.

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Turbulenzen am Holzmarkt

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© Armin Berger

Die Waldbesitzer stehen bereit, um mehr Holz zu schlagen – doch fordern sie, dass von den höheren Preisen mehr im Wald ankommt.

© Armin Berger

Die Lagerbestände gehen zur Neige, auch wenn einzelne Betriebe noch gut ausgestattet sind.

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Die Holzlager sind nicht mehr überall so gut gefüllt, wie hier in St. Stephan bei HwG.

© Armin Berger

Warten auf die Weiterverabeitung: Holz im Aussenlager.

© Armin Berger

Perspektivwechsel: Wo lange Zeit nur Beton möglich war, wird seit über 15 Jahren immer mehr zu Holzbauweise oder Holzfassaden gegriffen. Holz ist nach wie vor im Trend.

Aussergewöhnliche Entwicklungen waren in den letzten Monaten auf dem Holzmarkt zu beobachten. Getrieben von der unerwartet hohen Nachfrage, vor allem nach Nadelschnittholz für die Bautätigkeit in den USA, hat sich der Preis pro Kubikmeter dort in wenigen Monaten nahezu verdoppelt. Die Gründe hierfür sind vielfältig: So hat sich die Nachfrage in der Corona-Pandemie sowohl für Neubauten als auch im Heimwerker-Bereich unerwartet deutlich erhöht. Zugleich können die kanadischen Holzlieferanten ihre Liefermengen kaum erhöhen: Vor allem sind seit Jahren anhaltende hohe Schäden durch den Bergkiefernkäfer zu verzeichnen, die inzwischen zu drastisch gesunkenen Holzernten führten. Schon seit mehr als 15 Jahren macht der Käfer den kanadischen Waldbesitzern zu schaffen: Befallen werden auch massenhaft gesunde Bäume – ganze Wälder werden vernichtet.

Rund 20 Prozent teurer war Schweizer Holz in der Vergangenheit im Vergleich zu anderen europäischen Herkunftsländern – mit deutlichen Unterschieden je nach Sortiment und Qualität. Durch die massiven Preissteigerungen auf dem Weltmarkt ist Schweizer Holz nun aber auch preislich ebenbürtig. Mit weitreichenden, aber durchaus unterschiedlichen Folgen für die Betriebe in der Kette der Holzwirtschaft.

Bauprojekte verzögern und verteuern sich

Wie Anfragen bei Simmentaler und Saanenländer Holzbauunternehmen zeigt, wirken sich die internationalen Entwicklungen unmittelbar auf die Bautätigkeit an Simme und Saane aus: «In der Vergangenheit liess sich mit recht stabilen Holzpreisen kalkulieren und Bestellungen waren innerhalb von maximal zwei bis drei Wochen abgewickelt», erklärt ein Unternehmensinhaber auf Nachfrage. Doch damit ist es derzeit vorbei: Das Risiko weiter steigender Preise wird in der Lieferkette durchgereicht und Bestellungen, speziell von Importhölzern, können Monate dauern. Konkrete Lieferzusagen sind nicht zu erhalten.

Im Wald kommt noch zu wenig an

Für Erich von Siebenthal, Nationalrat und Präsident des Verbandes der Berner Waldbesitzer (BWB) ist von den Preiserhöhungen auf den Märkten aber noch kein ausreichender Teil im Wald angekommen. «Die Holzpreise sind in der Vergangenheit immer weiter gesunken und hatten ein Niveau erreicht, mit dem ein wirtschaftliches Arbeiten kaum noch möglich war», erklärt von Siebenthal die Sicht der Waldbesitzer. Noch 2020 fielen die Preise für Schweizer Holz nach Käferschäden und Corona-Unsicherheiten auf ein Rekordtief. Mit dem allgemeinen Preisanstieg für Holz müsse es demnach auch zu einer längst überfälligen Korrektur für die Waldbesitzer kommen.

Und er macht deutlich, dass damit keine symbolischen Preissteigerungen gemeint sind. «Die Waldbesitzer können und wollen das benötigte Holz aus Schweizer Wäldern zur Verfügung stellen, doch muss es eine respektable Erhöhung der Preise geben», so von Siebenthal weiter. Je nach Sortiment durchschnittlich 20 bis 30 Franken mehr pro Festmeter. Bei Rohholzpreisen von derzeit deutlich unter 100 Franken pro Festmeter ist diese Steigerung nicht gering – aber aus Sicht der Waldbesitzer notwendig.

«Die ganze Kette der Holzwirtschaft muss jetzt zusammenstehen und gemeinsam Lösungen für die aussergewöhnliche Marktsituation finden», betont von Siebenthal die Wichtigkeit eines guten Miteinanders. Doch müsse von den Mehreinnahmen durch die höheren Preise auch im Wald genug ankommen.

Erstellt am: 29.04.2021

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