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Ärztinnen und Ärzte sagen Ja zur zweiten GSS-Vorlage vom 19. November 2023

Von Rudolf Minnig

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Im Rahmen der Studie Stefaniak zur Gesundheitsversorgung im Saanenland-Obersimmental wurden 2018 die zwei Optionen Basisspital zur Akutversorgung versus ein ambulantes Gesundheitszentrum mit 24h/365 Tage-Notfallversorgung sorgfältig studiert und gegeneinander abgewogen.

Alle Player kamen damals zum Schluss, dass ein ambulantes Gesundheitszentrum mit dem erforderlichen Leistungsangebot nicht zu realisieren wäre wegen unmöglicher Rekrutierung der erforderlichen Fachpersonen (Unterforderung) und hohen Kosten, vergleichbar mit Akutspital bei geringeren Einnahmen.

Die Gemeinden inklusive Gsteig haben darauf die GSS AG gegründet, mit dem Auftrag, ein Projekt zur Sicherung unserer Gesundheitsversorgung inklusive Basisakutspital auszuarbeiten. Dieser politische Prozess wurde 2021 und 2022 in den Konsultativabstimmungen zu den Gemeindebeiträgen bestätigt. Das vorliegende Projekt der GSS (Gesundheitsnetz Simme Saane) entspricht diesem Auftrag und ist nun Gegenstand der kommenden 2. Abstimmung an der Urne vom 19. November 2023.

Mit einem Sperrfeuer von Gegnern wird das Projekt heftig bekämpft, vorwiegend mit unbelegten, falschen Behauptungen und Unterstellungen zu finanziellen Risiken, ohne aber zu berücksichtigen, dass die Ablehnung des Geschäfts die Gesundheitsversorgung in unserer Region massiv schwächen, ja dem Kollaps nahebringen würde.

Die Vorstellung einer möglichen 24h-Notfallversorgung in einem ambulanten Gesundheitszentrum, die diesen Namen verdient, ist eine Irreführung der Bevölkerung. Sie gehen davon aus, dass bei einem Nein alles weiterläuft wie bisher. Die bisherige Versorgungsnotwendigkeit des Spitals ist aber nicht gesetzlich verankert, wie sie fälschlicherweise behaupten, sondern kann vom Regierungsrat mit einem einfachen Beschluss aufgehoben werden, was auch erfolgen wird, wie von Regierungsrat Pierre Alain Schnegg angekündigt.

Auch die Spital STS AG hat öffentlich angekündigt, dass bei einem Nein in etwa einem Jahr im Spital die Lichter ausgehen werden. Ein ambulantes Gesundheitszentrum müsste erst aufgebaut werden ohne irgendwelche Zusicherung über das Leistungsangebot. Insbesondere wurde ein 24h-Notfalldienst an der letzten öffentlichen Orientierung durch den CEO der Spital STS AG ausgeschlossen.

Der Kanton ist laut Spitalversorgungsgesetz zuständig für die Spitäler und den Rettungsdienst, aber eben nicht für die ambulante Versorgung wie vom Gegnerkomitee postuliert. Die nun zugesicherten zwei Millionen Franken pro Jahr für die integrierte Versorgung nach dem Konzept GSS können für ein «ambulantes Zentrum» nicht gesprochen werden.

Nicht weniger wichtig sind die kurzen Wege und das niederschwellige Angebot von Spitalbetten für unsere chronisch Kranken und älteren Mitbürgerinnen und -bürger, die häufig wegen einer akuten Verschlechterung dringend einen Spitalaufenthalt benötigen, aber mit relativ wenig Aufwand in Kürze stabilisiert werden können.

Die Kosten für lange Rettungstransporte für Bagatellfälle nach Thun werden in die Tausende von Franken gehen, die von den Patienten übernommen werden müssen, ganz abgesehen von den saisonal begrenzten Aufnahmekapazitäten in Thun und anderen Spitälern im Unterland.

Für neu zugezogene Familien ist es in unserer Region heute nicht mehr möglich, eine Hausärztin oder einen Hausarzt zu finden, weil die Praxen überlastet sind. Die Praxis Medbase funktioniert nur dank dem Einsatz von bereits pensionierten KollegInnen im Teilpensum.

Die Spital STS AG als Mitbesitzerin der Medbase hat es bisher nicht geschafft, dieses Problem zu lösen. Die gleiche Problematik würde sich auch für den Aufbau des postulierten Gesundheitszentrums stellen. Falls das Spital geschlossen wird und dieser Backup mit 24h-Notfalldienst und Aufnahmebereitschaft verschwindet, wird sich das Rekrutierungsproblem für neue Hausärztinnen und Hausärzte weiter verschärfen und die jetzt tätigen Hausärzte werden sich überlegen, ob sie diese Zusatzbelastung auf die Dauer auf sich laden können.

Falls das Projekt die Hürden der Urnenabstimmung in den sechs Gemeinden und im Frühjahr 2024 im Regierungsrat und Grossrat nimmt, wird die GSS vorerst während drei Jahren, eng begleitet durch die Spital STS AG, das Spital Zweisimmen mit dem bisherigen Personal (Besitzstandsgarantie von drei Jahren) weiter betreiben wie bisher und das Gesundheitsnetz Simme Saane weiterentwickeln.

Auch die Planung eines Spitalneubaus kann erst dann im Detail in Angriff genommen werden. Falls nun, wie von den Gegnern vorausgesagt, sich in den ersten Jahren abzeichnen sollte, dass die Entwicklung des Spitals nicht wie erhofft verläuft, wird es niemandem einfallen, einen Neubau zu realisieren. Die finanziellen Risiken für die Gemeinden sind bekannt und begrenzt und die finanziellen Schreckensszenarien in der Fantasie der Vorlagegegner sind zu relativieren.

Wer nichts wagt, gewinnt nichts. Nur mit einem Ja haben wir eine Chance mitzubestimmen und die Gesundheitsversorgung in der Region aufrechtzuerhalten. Bei einem Nein verlieren wir alle.

Wir empfehlen allen Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern, sich durch die Aktionen der Gegnerschaft nicht verunsichern zu lassen, sondern erstrecht zahlreich ihr Stimmrecht auszuüben und überzeugt das wuchtige Ja vom August zu bestätigen.

Erstellt am: 09.11.2023

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