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Gemeindeversammlung in St. Stephan

Piste frei für die Zukunft

Die Umnutzung des Flugplatzes umfasst unter anderem die Gründung einer Aktiengesellschaft, eine neue Überbauungsordnung, die Einzonung von Gewerbeareal, Erneuerung der Zufahrtsstrassen und Umlegung des Geh- und Radwegs. Währenddem die Nati unentschieden gegen Schottland spielte, besiegte die Lokaldemokratie das komplizierte Traktandenmonster.

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Piste frei für die Zukunft

© Patrick Aegerter

Der Flugplatz St. Stephan soll unter Beteiligung der Gemeinde in neue Hände kommen.

Was macht man mit einem vierzig Meter breiten und zwei langen Kilometer Betonstreifen? Diese Frage beschäftigt den Gemeinderat und die Verwaltung von St. Stephan schon seit vielen Jahren, fünf Gemeindepräsidenten haben sich mit der Problematik befasst. Am 19. Juni war es so weit und das Riesenprojekt wurde der Gemeindeversammlung vorgelegt.

Von Landesverteidigung zu ziviler Nutzung

In fünf Traktanden, erklärt durch fast 120 Folien, wurde das komplexe Geschäft abgewickelt. Mit dem Bau des Flugplatzes St. Stephan, mit einem Lande- und Startstreifen länger als das Belpmoos, wurde während des 2. Weltkriegs begonnen. Bis 1993 wurde er als Übungsgelände für Kampfjets genutzt, 1999 fanden die letzten Manöver der Fallschirmtruppen mit Pilatusflugzeugen statt. Danach wurde die zivile Nutzung schrittweise ermöglicht, mit der Prospective Concepts Aeronautics AG (PCA) als Flugplatzbetreiberin.

2008 wurde die PCA von der Familie Urs Baumann übernommen. Der jetzt 84-jährige Urs Baumann ist Alt-CEO und ehemaliger Inhaber der Lantal Textiles AG in Langenthal, welche international führend in der Herstellung von Stoffen für die Innenausrüstung von Flugzeugen ist.

Eine moderne Allmend

Die Armee, welcher das Geld zur Instandsetzung und für den Unterhalt fehlt, ist im Besitz des Flugplatzes. Der Bund hat keine Rückbaupflicht und verkauft das Areal für eine Million Franken, mit der Auflage eines Mitbenutzungsrechts durch die Luftwaffe für Dezentralisierungsübungen. Gewisse Sanierungen von Altlasten und Anlageteilen werden vom Bund bezahlt. «Es ist nicht Aufgabe der Gemeinde, einen Flugplatz zu betreiben», erklärte Gemeindepräsident Patrick Aegerter.

Er führte präzise, gründlich und gut verständlich durch die Traktanden zusammen mit Gemeindeverwalter Beat Zahler. «Auf dem Gelände ist eine moderne Allmend geplant, an welcher verschiedene Nutzergruppen teilhaben: Aviatik, Armee, Landwirtschaft, Gewerbe, Fahrkurse und Events.»

Die neue Aktiengesellschaft

Zu diesem Zweck wird eine neue Aktiengesellschaft gegründet, die LSTS Immo AG, an welcher die Gemeinde St. Stephan mit 10% beteiligt ist, die Familie Baumann mit den restlichen 90%. Mit dem Aktienkapital von drei Millionen werden der Verkaufspreis des Bundes von einer Million und zwei Millionen der Umnutzungskosten finanziert. In einem Aktionärsbindungsvertrag werden klare Verhältnisse zwischen der PCA und der Gemeinde als Minderheitsaktionärin geschaffen. Der Gemeinde wird ein Sitz im Verwaltungsrat garantiert, sie erhält Vorkaufsrecht an den Aktien und dem Land, ausserdem muss die Zustimmung der Gemeinde bei Verkäufen eingeholt werden.

Ein regionales Flugplatzsystem

Die Handänderung ist geplant wie folgt: Die BEBECO Tankstelle verbleibt weiterhin im Besitz der armasuisse Immobilien, das Gewerbeland ausserhalb dem sogenannten SIL-Perimeter (Sachplan Infrastruktur der Luftfahrt) wird an die Gemeinde St. Stephan übertragen, der Flugplatz und die Baufelder innerhalb des SIL-Perimeters gehen an die LSTS Immo AG. Die LSTS Immo AG gibt das Areal im Baurecht an die Betreiberin PCA ab, welche den Flugplatz renoviert, instand hält, betreibt und weiterentwickelt. Dieser bildet zusammen mit Saanen und Zweisimmen ein Flugplatzsystem mit klarer Aufgabenteilung. Bis zu 4500 Flugbewegungen pro Jahr sind in St. Stephan möglich.

Hohe Erschliessungskosten

Da die Gemeinde Gewerbeland erwirbt, muss sie sich mit 25% an den Erschliessungskosten von acht Millionen beteiligen. Diese werden dem Gewerbeland belastet, für die Einwohner bleiben deshalb Steuern und Gebühren unverändert. Konkret werden Wasser- und Abwasserleitungen neu gebaut, Elektrizität und Telekommunikation verlegt, Zufahrtsstrassen saniert und der Fuss- und Radweg von Lenk nach Zweisimmen erhält ein neues Trassee. In der Chürzi ist eine neue Brücke geplant, welche auch für die Landwirtschaft und das Loipenspurgerät befahrbar ist. Die Zufahrt Nord wird wie bisher über das HWR-Areal erfolgen, der südliche Zugang über den Griesseneyweg wird Bewohnern von Matten und Lenk vorbehalten sein.

Danke für das Vertrauen

Mit überwiegender Mehrzahl, einer oder keiner Gegenstimme und wenigen Enthaltungen, stimmten die sechzig Bürgerinnen und Bürger der Umnutzung zu und nahmen die Anträge des Gemeinderats wie folgt an: die neue Überbauungsordnung und die Zonenplanänderung; der Verpflichtungskredit von 300000 Franken für die Beteiligung am Aktienkapital der LSTS Immo AG und die Ermächtigung des Gemeinderats, den Aktionärsbindungsvertrags, die Gründungsurkunde, die Statuten der LSTS Immo AG und den Kaufvertrag zu Erwerb des Flugplatzareals zu unterzeichnen; die Übernahme des Gewerbelandes und die Weitergabe des übrigen Areals an die LSTS Immo AG; und zu guter Letzt drei Verpflichtungskredite für den Neubau der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, die Sanierung und Erneuerung der Zufahrtsstrasse Nord und die Verlegung des Rad- und Fusswegs.

Der Gemeindepräsident dankte den Anwesenden für ihr Vertrauen, Weisheit und Weitsichtigkeit und allen Kommissionen, Gemeinderätinnen und Gemeinderäten und Mitgliedern der Verwaltung, die an diesem Projekt gearbeitet haben, für die gute und umfassende Arbeit.

Erstellt am: 28.06.2024

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