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Medaxo verliert Geschäftsführungsmitglied

Deja vu: Ärztlichem Direktor der Medaxo wird Bewilligung entzogen

Dem bisherigen Mitglied der Medaxo-Geschäftsleitung und «Chief Medical Officer», Murat Yilmaz, ist nach Recherchen des Blicks die Berufsausübungsbewilligung entzogen worden. Der Fall erinnert an den Arzt Mohammed Al Saad, der in Boltigen die Hausarztpraxis übernehmen sollte.

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Für die Medaxo-Gruppe, die in Kürze das Spital Zweisimmen übernehmen will und auch für die Region kam die Nachricht wohl zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt: Murat Yilmaz, neben Thomas Mattmann und Dan Langenegger einer der drei Geschäftsführer der Medaxo, wurde die Berufsausübungsbewilligung als Arzt entzogen.

Bereits seit März 2024 keine Bewilligung mehr

Weitere Recherchen zu Yilmaz ergaben, dass dieser bereits am 18. März 2024 seine Berufsausübungsbewilligung im Kanton Zürich verloren hat und auch in keinem anderen Kanton mehr über eine solche Bewilligung verfügt.

Wie sich dem Medizinalberuferegister entnehmen lässt, verfügt Yilmaz auch über keine Facharztanerkennung mehr – welche Facharzttitel Yilmaz bisher (angeblich) führte, ist nicht mehr herauszufinden, jedoch bezeichnete er sich in seinen Lebenläufen in der Vergangenheit als Internist und Kardiologe – und auch in der Herzchirurgie war Yilmaz demzufolge tätig. Davon ist nun nichts mehr zu sehen. Nach Recherchen des Blicks stellte sich Yilmaz auch schon als «Facharzt für Ästhetische Chirurgie» vor – obwohl seinem Lebenslauf keine einschlägigen Ausbildungszeiten zu entnehmen sind.

Auch Yilmaz arbeitete bei der Praxis Gruppe Schweiz in Brienz

Wie schon Mohammed Al Saad, der in Boltigen die Hausarztpraxis übernehmen sollte und dem dann plötzlich die Facharzttitel aberkannt und die Berufsausübungsbewilligung entzogen wurde (wir berichteten), war auch Murat Yilmaz zeitweise in der Praxis Gruppe Schweiz in Brienz beschäftigt: Im November 2018 wurde er dort als «Internist und Kardiologe» vorgestellt, dessen Vertrag bei «einem Privatspital» gerade «ausgelaufen» war.

Anders als bei Al Saad, dessen Arztdiplom vom BAG nochmals überprüft und nicht beanstandet wurde, ist Yilmaz nun allerdings überhaupt nicht mehr im Medizinalberuferegister geführt.

Lebenlauf wirft Fragen auf

Auch Yilmaz Lebenslauf wirft einige Fragen auf: Er bezeichnete sich in der Vergangenheit gern als «Professor», doch wie der Blick herausfand, handelt es sich dabei lediglich um einen Ehrentitel einer türkischen Universität – eine ordentliche Professur kann Yilmaz demzufolge ebenso wenig vorweisen wie eine Habilitation.

Weiter schmückte er sich mit einem «Austauschprogramm mit der Harvard Medical School», hatte angeblich einen MBA von der Universität St.Gallen und verfügte über einen Bachelor-Abschluss in Betriebswirtschaft von der Universität London.

Ein wahrlich beeindruckender Lebenslauf – zu gut, um wahr zu sein? Und haben das weder die zuständigen Behörden beim BAG und dem Kanton und auch nicht Yilmaz frühere Arbeitgeber je gemerkt?

Medaxo ignorierte Bewilligungsentzug

Die Medaxo selbst ignorierte den Bewilligungsentzug bis zum Bericht im Blick: Erst mit der Veröffentlichung wurde Yilmaz von der Website des Unternehmens entfernt und ist dort nicht mehr als Geschäftsführer aufgeführt.

Konsequenzen für Zweisimmen?

Letztlich stellt sich in Bezug auf das Spital Zweisimmen nun die Frage, ob die Medaxo unter ihrem Chef Thomas Mattmann wirklich in der Lage wäre, das Spital seriös zu führen: So herrscht in der Geschäftsführung der Medaxo schon seit etlichen Jahren ein ständiges Kommen und Gehen.

Dass die Medaxo bei Murat Yilmaz etwaige Probleme nicht erkannt hat oder erkennen wollte und auch Monate nach dem Verlust der Berufsausübungsbewilligung freiwillig keine Konsequenzen zog, lässt doch erhebliche Zweifel daran aufkommen, dass das Unternehmen der Übernahme und Führung eines Grundversorgungsspitals gewachsen ist.

Dazu kommt, dass die Medaxo bis heute weder der Öffentlichkeit noch dem Personal des Spitals Zweisimmen ein konkretes Betriebskonzept präsentiert hat und – mangels veröffentlichter Jahresabschlüsse der Medaxo-Gruppe – auch nicht geklärt ist, ob sich die Medaxo die Spitalübernahme wirtschaftlich überhaupt leisten kann.

FDP-Fraktion im Grossen Rat geht auf Distanz zu Medaxo und fordert Lösung mit FMI und STS

Die FDP-Fraktion im Grossen Rat war das nun endgültig zuviel: «Nach den jüngsten Vorkommnissen erachten wir den von der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI) angestrebten Vertragsabschluss mit der Medaxo AG heute nicht mehr als prioritär», teilt die Fraktionsleitung dazu mit.

Auf weitere Nachfrage teilte Fraktionspräsident Carlos Reinhard (Thun) mit, dass die Personalie Murat Yilmaz dabei auch eine Rolle spiele, da das Vertrauen in die Medaxo damit infrage gestellt sei. Fraglich sei für die Fraktion aber auch die Mitfinanzierung durch den Kanton: Während frühere Projektvorschläge der kantonseigenen Spital STS AG vom Kanton keinerlei finanzielle Zusagen erhielten, sei die Bereitschaft, der privaten Medaxo-Gruppe finanziell mit Millionenbeträgen zur Seite zu springen, offenbar sehr gross.

Die FDP-Fraktion fordert daher, dass die Spital STS AG und Spitäler FMI AG (Frutigen, Meiringen, Interlaken) zusammen eine Lösung für Zweisimmen erarbeiten sollen. Im vom Kanton angestrebten Vier-Regionenmodell der Spitalversorgung sei eine solche Zusammenarbeit ohnehin vorgesehen.

Erstellt am: 08.06.2024

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Kommentare
Heinz Löffel 11.06.202419:16 Uhr

Guten Tag. Ich habe Herrn Berger Zusammenhänge zwischen der Medaxo AG und der freikirchlichen Action Biblique gesandt, wo Herr Mattmann ebenfalls aktiv ist. Und eben die Gemeinde für Christus (ex Evangelischer Brüderverein) mit Herrn Schnegg. Begünstigung??? Vielen Dank. heinz.loeffel@hispeed.ch Schulstrasse 3 3604 Thun

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