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GSS: Wichtige Informationen…

Von Dr. med. Beat Michel

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Es ist begrüssenswert, dass mit den beiden Flyern, die letzte Woche in alle Haushalte verteilt worden sind, Informationen zugänglich wurden, welche eine kritische Haltung in Sachen GSS nachvollziehbar machen.

Eigentlich wäre es in einem demokratischen Prozess selbstverständlich, dass ausgewogen informiert wird; leider ist das bisher nicht so gewesen und auch die verschiedenen Informationsveranstaltungen und die Berichterstattung in den Medien dienten nur dem Zweck, die Überzeugung der involvierten (politischen) Kreise weiterzugeben – ganz abgesehen davon, dass es schwerfällt, angesichts der Wiederholung der Abstimmung mit neuen Spielregeln von einem «demokratischen Prozess» zu sprechen…

Die Bilanz von 30 Jahren Spitalpolitik ist ernüchternd: Während sich die medizinische Welt verändert, wird in unserer Region weiterhin an einem Relikt – dem guten alten Bezirksspital – festgehalten, das es nicht nur aus ökonomischen, sondern vor allem aus medizinischen Gründen nicht mehr gibt. Die Medizin ist so spezialisiert und technisch geworden, dass sie auf Zentren angewiesen ist. In der Peripherie braucht es Pflegeplätze und nicht Spitalbetten, die mit Pflegenotfällen gefüllt werden, sowie eine ambulante Triage- und Therapiestelle im Sinne eines Gesundheitszentrums.

Dabei ist zu erwähnen, dass der Betrieb eines solchen Zentrums finanziell kaum günstiger als ein Akutspital sein wird und der Kanton auch bei einer ambulanten Lösung nicht um ein finanzielles Engagement herumkommt.

Wenn sich die GSS mit der Grundversorgung der Region beschäftigen will, dann kann sie sich nicht in einer «Vogel-friss-oder-stirb»-Manier auf ein illusorisches Projekt (das sich auch bei einer Annahme in den Gemeindeabstimmungen realistischerweise nicht umsetzen lässt…) und mit dem Gesundheitszentrum Scuol auf ein einziges Vorbild mit eigener Geschichte und Rahmenbedingungen konzentrieren, sondern muss mindestens auch Alternativen ausarbeiten, die einem unrealistischen Spitalprojekt entgegengestellt werden können.

Rückblick auf die Spitalentwicklung

Die Geschichte der Spitalversorgung unserer Region ist lang und zur Ergänzung des Flyers lohnt sich ein Blick zurück: Wegen den zunehmenden finanziellen Lasten wurde in den 90er-Jahren das Spitalwesen neu organisiert. Die Gemeinden wurden entlastet, indem der Kanton die Spitäler übernahm und den Betrieb an Aktiengesellschaften (wie die STS AG) übergab, deren Hauptaktionär der Kanton ist.

Gleichzeitig gab das dem Kanton auch die Möglichkeit, die Spitalversorgung zentral zu planen und zu steuern. Das Spital Saanen wählte damals einen anderen Weg, indem der Betrieb an die private Sonnenhof AG übergeben wurde, welche aufgrund von optimistischen Business-Plänen im Saanenland – wie so viele andere – eine Goldgrube witterte. Nach kurzer Zeit zog sich der Sonnenhof wegen fehlenden Erträgen zurück, das Spital wurde – wie Zweisimmen – von der STS AG betrieben und wenige Jahre später im Rahmen der kantonalen Spitalplanung geschlossen, nachdem sich die Pläne für eine Zusammenlegung der Spitäler in einem Neubau in Saanenmöser an der Uneinigkeit der Talschaften zerschlagen hatten.

Die Spitalschliessung in Saanen und die absehbaren Versorgungslücken in der ambulanten Grundversorgung resp. in der Hausarztmedizin führten dazu, dass der Verein Medizinische Grundversorgung Saanenland Simmental (MeGSS) gegründet wurde mit dem Ziel, die ambulante und stationäre Grundversorgung in der Region zu erhalten.

Zentrales Element waren der Aufbau eines ambulanten Gesundheitszentrums in Saanen und der Erhalt des Spitals Zweisimmen. Leider wurde das Gesundheitszentrum in der geplanten Form vom Gemeinderat in Saanen abgelehnt und der Verein wurde ausschliesslich für den Erhalt resp. Neubau des Spitals Zweisimmen instrumentalisiert, der sich jedoch schon damals aus finanziellen Gründen nicht realisieren liess. Die GSS ist die Nachfolgeorganisation von MeGSS, beschäftigt sich jedoch ausschliesslich mit dem Erhalt des Spitals Zweisimmen und wird so ihrem Namen nicht gerecht.

Erstellt am: 09.11.2023

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