Von der Brunnengenossenschaft zur modernen Wasserversorgung

Weiter wurden Grundstücke an das Wassernetz angeschlossen, danach Leitungen in die Küchen geführt. Die sanitäre Grundversorgung, dazu gehören Toiletten, Badezimmer und Duschen, verbreiteten sich in unserer Region erst nach dem 2. Weltkrieg.

Als Spiegelbild des technologischen Fortschrittes entwickelte sich die Wasserversorgung von einfachen Brunnen zu einem komplexeren System, das Rohrleitungen, Pumpen und Wasseraufbereitungsanlagen umfasst. Steigenden Anforderungen an die Wasserversorger, sowohl in Bezug auf Verfügbarkeit, Qualität und Quantität, und zusätzliche kantonale Vorgaben in organisatorischer und finanzieller Hinsicht waren zu erfüllen.

Dies führte dazu, dass vor rund zehn Jahren die Stimmberechtigten an der Gemeindeversammlung einer Neuorganisation der Wasserversorgung (Übernahme der privaten Wasserversorger Boltigen, Reidenbach und Schwarzenmatt) in der Gemeinde Boltigen zugestimmt haben. Mittlerweile beziehen über 95% der Bevölkerung im Kanton Bern ihr Wasser aus einer öffentlichen Wasserversorgung.

Der Kanton Bern legt die Spielregeln für die öffentlichen Wasserversorgungen fest. Die Vorschriften betreffen die Planung, den Bau und den Betrieb der Wasserversorgungen. Dabei geht es darum, sicherzustellen, dass die Wasserversorgungen den gesundheitli- chen, sanitären und Umweltstandards entsprechen. Gemeinsam mit den betroffenen Wasserversorgungen führt das Amt für Wasser und Abfall (AWA) die Planungsarbeiten auf regionaler Ebene durch. Dieser Planungsprozess beginnt mit einer umfassenden Analyse der aktuellen Wasserversorgungssituation, einschliesslich der Wasserressour- cen, der bestehenden Infrastruktur, der Bedürfnisse der Bevölkerung und endet mit der Ableitung geeigneter Massnahmen.

Öffentliche Wasserversorgungsanlagen sind wegen ihrer technischen Infrastruktur sehr teuer.

Seit 30 Jahren investiert die Einwohnergemeinde Boltigen kräftig in die öffentliche Wasserversorgung. In diesem Zeitraum konnten über zehn Millionen Franken mobilisiert werden. Dabei lag der Fokus auf der Erschliessung zuverlässiger Trinkwasserquellen sowie dem Bau von Verbindungsleitungen zur Vernetzung weitverzweigter Versorgungsgebiete. Im Rahmen der Wasserversorgungsstrategie wurde zuletzt das Leitungsnetz im Gebiet Schwarzenmatt erneuert. Damit ist der Umbau der Wasserversorgung längst nicht abgeschlossen.

An der Gemeindeversammlung vom 28. November 2023 wurde orientiert, dass die Einwohnergemeinde Boltigen den Kauf und die Erschliessung der Quelle «Fangweide» beabsichtigt.

In den vergangenen Jahren bekamen wir insbesondere in den Sommermonaten die Trockenheit zu spüren und Wasser war in der ganzen Gemeinde knapp. Diesen Herbst hat sich gezeigt, dass es nach starkem Regen vermehrt zu Verunreinigungen und damit auch bei vermeintlich feuchter Witterung zu einer Verknappung von Trinkwasser im Bereich der Versorgung Schwarzenmatt kommen kann.

Die unterschiedlichen Zuläufe der Quellfassung Chlus wurden mittlerweile so aufgeteilt, dass das am stärksten verunreinigte Wasser direkt verworfen und somit keine Mischung mit dem qualitativ besseren Wasser erfolgen kann. Damit verringert sich die nutzbare Schüttung der Quelle deutlich und der bewusste Umgang mit dieser wertvollen Ressource gewinnt an Bedeutung. Wir alle sind uns gewohnt, zu jeder Zeit genügend Wasser zur Verfügung zu haben, dementsprechend hoch ist unser Wasserverbrauch. Dabei spielen auch die laufenden Brunnen, die Tag und Nacht grosse Mengen an aufbereitetem Trinkwasser verbrauchen, eine grosse Rolle.