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Wörterbuch «Simmentaler Wortschatz» wieder erhältlich

Die Herausgabe der unveränderten Zweitausgabe des Wörterbuchs der Mundart des Simmentals wurde mit einer ganz speziellen Veranstaltung gefeiert: Am Donnerstagnachmittag, 9. November nahmen die Initianten, der Verleger, Vertreter der Behörden, des Tourismus und der Museen am Startanlass im Kirchenraum Matten in der Gemeinde St. Stephan teil.

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Wörterbuch «Simmentaler Wortschatz» wieder erhältlich

Gemeindepräsident Albin Buchs, die beiden Initianten Peter Bratschi und Veronika Brechtbühl-Grünenwald sowie Verleger und Produzent Fabian Kopp mit dem neu wieder erhältlichen Simmentaler Wortschatz.

Im Jahre 1991 wurde das Wörterbuch «Simmentaler Wortschatz» der beiden Autoren Armin Bratschi und Rudolf Trüb in einer ersten Auflage von 2000 Exemplaren vom OttVerlag+DruckAG hergestellt und veröffentlicht. Längst ist dieses wertvolle Nachschlagewerk vergriffen und war in den letzten Jahren auf dem Sammlermarkt heiss begehrt.

Am 9. November wurde nun die 2. Auflage von 1000 Exemplaren der Öffentlichkeit zugängig gemacht. Nachfolgend die wunderbare Geschichte, wer hinter dieser Neuauflage steckt und die zweite Veröffentlichung dieses wertvollen Wörterbuchs der Simmentaler Mundart überhaupt ermöglichte.

Armin Bratschi legte soliden Grund

Am Startanlass, an welchem St. Stephans Gemeindeverwalter Beat Zahler die Anwesenden herzlich begrüsste, den beiden Initianten für das Ermöglichen der 2. Auflage dieses Kulturgutes, das heute kaum mehr zustande gebracht werden könnte, dankte und zum Ursprung zurückblickte: «Die grösste Mitwirkung hatte von allem Anfang an Armin Bratschi, der 1951 bereits die ersten Kontakte mit Rudolf Trüb aufnahm, welcher ebenfalls sehr stark mithalf. Es dauerte schliesslich 40 Jahre, bis das Buch 1991 endlich herauskam.»

Anschliessend stellte Peter Bratschi als einer der beiden Initianten das Wörterbuch und seine Entstehungsgeschichte vor. Insbesondere in den 1960er-Jahren hatte sein Vater Armin Bratschi als langjähriger Schulmeister im Dorf Matten in jahrelanger akribischer Arbeit den Grundstein für das Wörterbuch gelegt. «Mein Vater war Sammler und Verfasser von Beispielsätzen, Rudolf Trüb der Sprachwissenschaftler, der dafür sorgte, dass alles richtig formuliert ist und ‹eine Gattung macht›, damit das Buch auch auswärts gezeigt werden darf», erläuterte Peter Bratschi.

Wie der Vater so der Sohn

Vater Bratschis Sammlerei von Simmentaler Wörtern dauerte rund zwanzig Jahre. Seine Karteikarten mit rund 10000 Wörtern in Simmentaler Dialektik waren legendär und zeitweise gab es vor lauter Kartotheken kaum mehr ein Durchkommen durch die eigene «Bhusig». «Noch am Schluss, als Vater so wüst Arthritis hatte und die Schreibmaschine fast nicht mehr betätigen konnte, schiente er den Zeigefinger mit einem Stäbli, damit er die mechanische Maschine noch zu drücken vermochte.» So arbeitete Armin Bratschi bis zu seinem Tod im Jahr 1969. Anschliessend musste die Familie reinknien.

Der immense Aufwand lohnte sich: Entstanden war ein wissenschaftlich hieb- und stichfestes Mehrzweckwörterbuch mit Satzbeispielen aus dem Leben der Bauern und Handwerker. Im hinteren Teil wurden zudem diverse Sachgruppen wie Kleidung, Pflanzen oder Geländeformen aufgeführt.

Peter Bratschi liess in vergangener Zeit auch die Bevölkerung an der immensen Arbeit seines Vaters teilhaben, pickte während zweier Jahre immer wieder Ausdrücke aus dem Wörterbuch heraus und veröffentlichte diese unter dem Titel «Simmentaler Wortschatz» in der Simmental Zeitung. Als Beispiel las er den Anwesenden «Vor Erziehig» in wunderbarem Mattner Dialekt vor. Die Mundart des Simmentals ist innerhalb der schweizerdeutschen Dialekte vom ersten Eindruck her eine stark melodiöse, eine «singende» Mundart, wie viele alpine Mundarten. Vor allem durch den ich-Laut und die Aussprache des L ist sie eine weiche Mundart, ähnlich den Mundarten des Deutschwallis.

Beat Zahler brachte zwei praktische Beispiele, wie sich auch die Mundart im Simmental langsam verändert. So sagt er als gebürtiger Mattner heute «dr Brùne isch tûûff», derweil früher «dr Brùne isch tûûffa» gesagt wurde. Bei einer kurzen Episode aus der Sage «Der Lindwurm im Ried», aufgenommen im Jahre 1964 für die Landesausstellung, konnte der wunderbare Dialekt des Buchverfassers Armin Bratschi mitgehört werden. Die Sage ist übrigens auf der Homepage der Gemeinde St. Stephan für jedermann zugänglich aufgeschaltet.

Erstellt am: 17.11.2023

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